thesis

Stilsyntaktische Untersuchungen zur bemalten nabatäischen Feinkeramik

Abstract

Die Nabatäer gelten als ein seit der zweiten Hälfte des 1. Jt. v. Chr. allmählich sesshaft werdendes Nomadenvolk in Nordwest-Arabien, welches erfolgreich Handelverbindungen zwischen Süd-Arabien und dem Mittelmeer unterhielt. In die Periode ihrer größten Machtentfaltung fällt im 1. Jh. v. Chr. die Herrschaft des Arethas III. Philhellen (85-62 v. Chr.). Danach gingen dir Nabatäer ein Bundesgenossenverhältnis zu Rom ein, bevor das Land unter Trajan annektiert wurde und 106 n. Chr. in die Provinz Arabia integriert wurde. Aus dem Zeitraum zwischen der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. und die Phase der Eingliederung der Nabatäer in das Römische Reich stammt die in dieser Magisterarbeit untersuchte Feinkeramik. Gegenstand der Diskussion ist der formale Aufbau der bemalten nabatäischen flachen Gefäße, die nur an der Innenseite und vorwiegend mit rein ornamentalen, nichtfigürlichen Dekor bemalt sind, und der Diskurs, ob die in den Sprachwissenschaften konstatierte Analogie zwischen formalem Stil und Sprachen für die Archäologie nutzbar ist. Auf Grundlage einer sog. Stilgrammatik wird versucht, eine effiziente und anwendbare Methode zur Beschreibung von Dekor zu entwickeln. Das Untersuchungsmaterial wird erstmals nach Motivgruppen und Dekorschemata getrennt. Die Dekorschemata werden aufgelöst und durch Buchstaben und Zahlen ersetzt, und als Algorithmen nach linguistischen Prinzipien schematisch dargestellt. Um die Anwendbarkeit der für die nabatäische Feinkeramik entwickelten Stilgrammatik zu überprüfen, werden Gefäße der sog. pseudo-nabatäische oder Jerusalem Painted Bowls bekannte Ware als Vergleichsmaterial herangezogen. Diese Keramikgruppe zeigt trotz großer Ähnlichkeiten mit der nabatäischen Feinkeramik makroskopisch wie mikroskopisch zu beobachtende Abweichungen - sowohl in ihrer chemisch-mineralogischen Zusammensetzung als auch auf Dekorationsschemata und Verarbeitungsqualität bezogen. Bei der Anwendung der nabatäischen Stilgrammatik auf die pseudonabatäische Ware lassen sich diese Abweichungen ebenfalls als Abweichungen von der für die nabatäische Feinkeramik aufgestellten Grammatik darstellen und unterstütz somit die hier aufgestellte These eines bestehenden Zusammenhangs zwischen Sprache und formalen Stil

    Similar works