Im Fahrzeugbau und im Verkehrswesen hat die praktische Umsetzung von Ubiquitous Computing Technologien einen hohen Grad erreicht. Unter diesem Begriff ist die Ausstattung unterschiedlicher Gegenstände mit Prozessoren und Sensoren zu verstehen, welche in der Lage sind, Daten über ihren eigenen Zustand und über ihre Umgebung zu erfassen, zu verarbeiten und untereinander zu kommunizieren. Sensoren und Prozessoren im Fahrzeug dienen einer Verbesserung der Steuerungsfunktionen, aber auch der statistischen Erfassung von Daten über die Inanspruchnahme und den situationsabhängigen Verschleiß der Bauteile. Einige Kfz-Versicherer, die das Potential dieser Technologien für sich erkannt haben, implementieren entsprechende Anwendungen. Mittels im Fahrzeug gesammelter Daten können sie das individuelle Fahrverhalten ihrer Versicherten und damit auch das individuelle Schadensrisiko besser abschätzen, was ihnen erlaubt, individuell angepasste risikogerechte Verträge anzubieten. Dies hat in einem Markt, in dem Informationsasymmetrien bezüglich des Schadensrisikos herrschen, positive Effekte auf die Effizienz. Zeitgleich mit dem Fortschritt in der Entwicklung von Ubiquitous Computing und der Identifizierung neuer Anwendungsgebiete gewinnt auch die Frage der Auswirkungen dieser Technologien auf die Privatsphäre der Menschen immer mehr an Bedeutung. Mit der umfassenden Sammlung verschiedener Arten von Informationen, die beliebig lange gespeichert und in einer vernetzten Welt untereinander verknüpft werden können, sowie mit den immer besseren Möglichkeiten zur Suche und Auswertung der Informationen, entsteht Ungewissheit darüber, wer wann und zu welchen Zwecken welche Daten einsehen wird. Wenn Individuen bereits die Offenbarung von Informationen, unabhängig davon, zu welchen Zwecken diese verwendet werden, als Verlust von Privatheit wahrnehmen, wird es deutlich, dass die ökonomischen Vorteile von Überwachungstechnologien mit einer Beeinträchtigung der Privatsphäre einhergehen. Diese Erkenntnisse bilden den Ausgangspunkt der Analyse in der vorliegenden Arbeit. Deren Ziel ist zu untersuchen, welche Anreize die Akteure (Versicherungsunternehmen und Versicherungsnehmer) im Kfz-Versicherungsmarkt haben, von den verfügbaren Überwachungstechnologien Gebrauch zu machen und wie sich ihre Entscheidungen auf die Effizienz der Verträge in diesem Markt auswirken. Schließlich stellt sich die Frage nach geeigneten Empfehlungen für Versicherer in Bezug auf die Gestaltung der Verträge sowie für die Regulierung des Versicherungsmarktes. Nach einer kurzen Einleitung in Kapitel 1, motiviert Kapitel 2 mit Hilfe stilisierter Fakten im Kfz-Versicherungsmarkt die Grundannahmen für die theoretische Modellierung der Fragestellungen in den darauf folgenden Kapiteln. In den Kapiteln 3 und 4 werden die Anreize von Individuen analysiert, dem Versicherer Informationen über ihren Risikotyp zu offenbaren, wenn ihr Risikotyp durch exogene Eigenschaften (adverse Selektion) bzw. durch ihr Verhalten (Moral Hazard) bestimmt wird, sowie Aussagen über die durch ihr Verhalten verursachten Wohlfahrtseffekte formuliert. Im Hinblick auf eine größere Nähe zur Realität, in der die Präzision von Überwachung nicht perfekt ist und bereits technische Lösungen zur Selbstbestimmung der Präzision entwickelt werden, wird unter anderem eine Situation untersucht, in welcher die Versicherten selbst entscheiden können, wie viel Informationen und mit welcher Präzision sie diese offenbaren wollen. Kapitel 5 widmet sich der Frage nach den Anreizen zum Überwachen aus der Sicht der Versicherer. Es zeigt sich dabei, dass die Marktstruktur und das Informationsumfeld, in dem die Versicherer agieren, entscheidenden Einfluss auf die Ergebnisse haben. Kapitel 6 fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und formuliert einige Fragestellungen im Hinblick auf den weiteren Forschungsbedarf.Ubiquitous computing, which involves the equipment of various everyday objects with processors and sensors being able to collect, process, and share information about their own status and about their environment, has attained a high degree of implementation within automotive and traffic systems. Sensors and processors in automobiles serve to improve the control functions in cars as well as to collect statistical data about the usage and deterioration of particular automotive components. Some car insurers who have discerned the potential value of these technologies already implement such applications. By means of the data collected in cars they can better estimate individual driving behavior and accident risk which allows them to extend to consumers individually adjusted fair insurance offers. In a market which is characterized by information asymmetries concerning individual risk this has positive efficiency effects. Simultaneously with the improvement of ubiquitous computing technologies and the identification of new application areas, the effects of these technologies on privacy gain relevance. The comprehensiveness of collected pieces of information which can be stored arbitrarily long and interconnected among each other as well as the improving means for searching and analyzing data create uncertainty as to the question who can use which data for which purpose at which point in time. If individuals' perception is that mere revelation of information hurts their privacy, no matter to which purpose the information is revealed or whether at all it will be used, the economic advantages of monitoring must be traded off against some loss of privacy. These considerations set the starting point for the analysis in this thesis. Its purpose is to study the incentives of the agents in the car insurance market (insurers and consumers) to use the available monitoring technologies and how their decisions affect the efficiency in this market. Based on the results of the analysis, the question is addressed what recommendations should be made to the insurers in terms of the design of contracts and to the policy maker in terms of regulating the insurance market. After a short introduction in chapter 1, chapter 2, using stylized facts about the car insurance market, motivates the main assumptions for modeling the questions of interest throughout the remaining chapters. Chapters 3 and 4 study the incentives of individuals to reveal to the insurer information about their own risk type, when risk type is due to differences in immutable characteristics (adverse selection) or behavior (moral hazard), and the efficiency effects of their decisions. In view of a greater proximity to reality, in which the precision of monitoring is imperfect and, moreover, in which various technical solutions for controlled determination of precision exist, a situation is studied, among other things, in which consumers decide on their own how much information to reveal and how precise it should be. Chapter 5 is devoted to the incentives for monitoring from the perspective of insurers. It is shown that the market structure and the information environment in which the insurers compete with each other are critical for the outcome. Chapter 6 summarizes the results and suggests some questions for further research