research

Alphabetisierung - bloß berufliche Notwendigkeit oder mehr?

Abstract

Anstrengungen zur Verringerung der unzureichend gegebenen Elementarbildung jener Bevölkerungsgruppe, auf die hierzulande die Bezeichnung „AnalphabetInnen“ zutrifft, werden derzeit – so wie Bildungsbemühungen generell – fast durchwegs unter dem Gesichtspunkt des gesellschaftlichen Tausch- bzw. Marktwerts argumentiert. Sie gelten als eine Investition in die „Ressource Mensch“ – auf einen darüber hinausgehenden humanitären oder politischen Wert wird nur selten Bezug genommen. Auch wenn die Bedeutung der Kulturtechniken im Rahmen der ökonomischen Verwertung menschlicher Arbeitskraft selbstverständlich nicht ignoriert werden kann, bedeutet die Befähigung der Menschen zur schriftlichen Kommunikation weit mehr als ihre Zurichtung zu verwertbarem Humankapital. Literalität ist ein grundsätzlicher Aspekt der „Menschwerdung“ des Menschen, sie erst ermöglicht dem einzelnen Individuum eine Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben, darüber hinaus und darauf aufbauend aber auch die fortschreitende Emanzipation des Menschengeschlechts insgesamt. Die Teilhabemöglichkeit an der menschlichen Gemeinschaft ist nicht bloß ein Vorteil unter vielen anderen, der auf der gleichen Ebene wie die Möglichkeit, seine Arbeitskraft lukrativ verkaufen zu können, angesiedelt ist. Es geht dabei um wesentlich mehr – in letzter Konsequenz um die Überwindung der die Gesellschaft in allen Aspekten bestimmenden Verwertungsprämisse. (DIPF/Orig.

    Similar works