Unsere Kultur ist in großem Maße von Bildeindrücken bestimmt. In Film, Fernsehen und den Druckmedien tritt uns eine Flut von Bildern entgegen. Auch in der Musikpädagogik spielen Bilder eine bedeutsame Rolle. [...] Vor allem in den Büchern der Klassenstufen 5 bis 10 tauchen alle Arten von Bildern auf; diese machen fast ein Drittel der Gesamtseitenzahl aus. Porträts, Abbildungen von Musikinstrumenten und von Musizierenden aller Jahrhunderte werden verwendet, wobei insbesondere Aufschlüsse für die Musikpraxis vergangener Zeiten erwartet werden. So sollen Bilder nicht nur Fragen der musikalischen Praxis klären helfen - etwa zur Zusammensetzung von Orchestern, Kapellen und Kantoreien, der Rolle der Musik bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen - sondern darüber hinaus sollen ihnen auch Hinweise über kultur- und sozialgeschichtliche Zusammenhänge entnommen werden. Daß dabei Kunstwerke oft als unmittelbar die Realität abbildende Dokumente mißverstanden werden, fuhrt zu Fehleinschätzungen. Um das Deutungsangebot von Bildern für musikpädagogische oder allgemein musikgeschichtliche Sachverhalte fruchtbar machen zu können, müssen sie als historische Quellen ernst genommen werden. Dies bedeutet vor allem, sie methodengeleitet zu interpretieren. [Die Autorin wird] im folgenden sechs Methoden der Bildinterpretation vorstellen, wie sie die Kunstwissenschaft anbietet. Danach werden drei „musikpädagogische“ Bilder interpretiert. (DIPF/Orig.