research

Die disziplinierte Edition. Eine kleine Wissenschaftsgeschichte

Abstract

Gibt es eine spezifisch historische Editorik? Von der Sache her eigentlich nicht: Die überlieferten Dokumente sind unabhängig von ihrer fachwissenschaftlichen Verwendung und die geschichtswissenschaftliche Edition folgt im Wesentlichen dem Modell der historisch-kritischen Ausgabe (HKA), wie es in den Philologien entwickelt worden ist. In der Praxis erweist sich die historische Edition dann aber doch als fachgebunden: Die Entwicklung in den Philologien ist lange schon über die HKA hinausgegangen und verfolgt heute andere Ziele. Daraus ergibt sich die merkwürdige Situation, dass geschichtswissenschaftliche Editionen heute oft einem philologischen Ideal folgen, während philologische Editionen einem historischen Leitbild verpflichtet sind, indem sie die Historizität der Überlieferten Dokumente nicht mehr der Idealität des sprachlichen Inhalts unterordnen. Mit dem Wandel der Medien und Technologien entsteht eine gänzlich neue Situation. Selbst die tiefsten Fundamente der Editorik, etwa die Vorstellung davon, was eigentlich der zu edierende Text sei, sind erschüttert. Wir benötigen deshalb eine neue editorische Theorie, die die Edition als umfassenden (und dann wieder modularisierbaren) interdisziplinären Informationsraum begreift und für die Praxis operationalisiert

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