Vergleich der Gastrinrezeptorszintigraphie mit der Positronenemissionstomographie, Computertomographie, Somatostatinrezeptorszintigraphie, Knochenmarks- und Knochenszintigraphie bei Patienten mit metastasierten medullären Schilddrüsenkarzinomen

Abstract

6% aller Schilddrüsentumore sind medulläre Karzinome (MTC). Mit 200 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland handelt es sich beim MTC um einen sehr seltenen endokrinen Tumor. Bei ungefähr 75% aller Betroffenen liegt die sporadische Form, bei 25% die familiäre Form vor. Letztere tritt meist im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie 2 (MEN 2) auf und wird autosomal dominant vererbt. Die Gastrinrezeptorszintigraphie (GRS) stellt ein neues, bisher kaum beschriebenes Verfahren zur Diagnostik medullärer Schilddrüsenkarzinome dar. Das Verfahren beruht auf einer hohen Affinität von Gastrinderivaten zu Rezeptoren, die von Zellen des MTC exprimiert werden. In der vorliegenden Arbeit wurden die Befunde von 26 Patienten ausgewertet, bei denen diagnostisch eine GRS zum Nachweis von medullären Schilddrüsenkarzinom-Metastasen durchgeführt wurde. Als weitere Diagnoseverfahren wurden die Positronenemissionstomographie (PET), Computertomographie (CT), Somatostatinrezeptorszintigraphie (SRS), Knochenmarks- und Knochenszintigraphie (KNM-SZ und KN-SZ) eingesetzt. Mit Hilfe der GRS wurden von 228 tumorbefallenen Regionen 66,2% dargestellt, von denen 85,3% von mindestens einem weiteren Diagnoseverfahren bestätigt wurden. Damit übertraf die GRS die übrigen Verfahren deutlich: Die Detektionsrate der CT betrug 56,3% (in 58,8% Bestätigung durch mindestens eine weitere Methode), der PET 48,0% (56,9%) und der SRS 10,1% (17,9%). Zusätzlich wurde durch Auswertung der vorliegenden Daten ermittelt, welche Kombination von jeweils zwei der o.g. Verfahren die höchste Sensitivität erzielt. Dabei wies die Kombination GRS / CT mit 91% die höchste Detektionsrate auf, gefolgt von GRS / PET mit 81,5%, CT / PET mit 77,3%, GRS / SRS mit 65,6%, CT / SRS mit 60,7% und SRS / PET mit 52,7%. Die CT schneidet bei den Organregionen etwas besser als die GRS ab, während bei den Knochenmetastasen die GRS fast dreimal so viele Läsionen wie die CT erkennt. In einer gesonderten Auswertung wurde die Aufdeckungsrate der GRS ausschließlich für skelettale Läsionen ermittelt und neben der PET, CT und SRS noch zusätzlich mit der Knochenmarks- und Knochenszintigraphie (KNM-SZ und KN-SZ) verglichen. Dabei ergab sich für die GRS mit 63,5% eine weitaus höhere Aufdeckungsrate gegenüber den übrigen Methoden (PET 47,6%, KNM-SZ 25,6%, CT 20,7%, KN-SZ 14,6% und SRS 7,8%). Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die GRS eine wertvolle neue Methode zur Diagnose von metastasierten medullären Schilddrüsenkarzinomen darstellt. Nochmals erhöht wird die Auffindungsrate durch die Kombination von GRS und CT; sie erzielen eine Detektionsrate von 91%. Aufgrund der vorliegenden Resultate könnte sich die GRS in Kombination mit der CT als Standardverfahren etablieren, was eine Reduktion anderer diagnostischer Verfahren bedeuten könnte. Die Entdeckung, dass sowohl das MTC als auch einige andere Tumorarten Rezeptoren für Peptidhormone exprimieren, eröffnet auch neue Wege in der Therapie. Derzeitige Forschungsschwerpunkte befassen sich mit der Behandlung von Tumoren mit positivem Rezeptorbesatz durch Verwendung von entsprechenden Peptiden, die mit Radionukliden markiert sind. Speziell beim MTC setzte Behr et al. (2002) das mit 90Y-markierte Minigastrin mit Ansprechraten von 25% und Stabilisationsraten von Progressionen mit 50% ein. Weitere Studien über die Wirksamkeit einer Radiopeptidtherapie mit Gastrin bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren oder anderen CCK2-Rezeptor exprimierenden Tumoren sollten folgen

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