Veränderungen der subjektiven Einschätzungen der Tagesmüdigkeit im Vergleich mit objektiven Parametern vor und nach CPAP-Therapie

Abstract

Unter den infolge von Obstruktiver Schlafapnoe auftretenden Störungen ist die abnorm gesteigerte Tagesmüdigkeit eine der wichtigsten und in der Diagnostik der Erkrankung ein wegweisendes Symptom. Sie kann zu einer deutlichen Minderung der Lebensqualität der Betroffenen führen und zu folgeschweren Konsequenzen in deren privaten, sozialen und beruflichen Umfeld. Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, den subjektive Therapieerfolg des Standard-Therapieverfahrens (nächtliche nCPAP-Therapie) mit objektiv messbaren Parametern zu vergleichen. Vom 1.1.97 bis zum 31.12.98 wurden insgesamt 446 Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe untersucht, die neu auf eine nCPAP-Therapie eingestellt wurden. Nach Erhebung des Ausgangsbefundes mittels stationärer Polysomnographie oder Polygraphie wurde innerhalb von zwei Nächten unter polygraphischer Kontrolle eine nCPAP-Heimbeatmungstherapie eingeleitet. Sechs Monate später wurden die Patienten ambulant nachuntersucht. Der Therapieerfolg wurde mit einer ambulanten Mehrkanalregistrierung verifiziert. Der subjektive Therapieerfolg sowie die Nebenwirkungen und Anregungen der Patienten wurden mit insgesamt 4 Fragebögen erhoben, die vor Therapie und unter Behandlung von dem Patienten ausgefüllt wurden. Zur Erfassung der Tagesmüdigkeit unter dem Aspekt eingeschränkter Daueraufmerksamkeit wurden 27 der in die Studie aufgenommenen Patienten mit einem Vigilanztest und einem Multiple Sleep Latency Test (MSLT) untersucht. Der Vigilanztest ist ein im Marburger Schlaflabor entwickelter visueller Vierfach-Wahl-Reaktionszeittest über 90 Minuten mit wechselnden Interstimulusintervallen. Gemessen werden mittlere Reaktionszeiten sowie falsche und verpasste Reaktionen. Um einen Zusammenhang zwischen subjektivem Befinden und objektiven Parametern (MSLT, Vigilanztest, PSG) herzustellen, wurden aus den Fragebogengruppen sechs Fragen ausgewählt, um sie zu den genannten objektiven Parametern auf Korrelation zu untersuchen: Die Frage nach der Schlafqualität („Wie ist Ihre Schlafqualität?“), nach Tagesmüdigkeit („Sind sie tagsüber müde?“,„Schlafen Sie tagsüber ein, ohne es zu wollen?“), nach Leistungsfähigkeit („Wie ist Ihre berufliche Leistungsfähigkeit?“,„Wie ist Ihre Konzentration?“) und nach dem prominentesten Symptom obstruktiver schlafbezogener Atmungsstörungen („Schnarchen Sie?“). Die Fragen wurden mit den Parametern von MSLT, Vigilanztest, Polysomnographie bzw. Polygraphie verglichen. Durch Kontrollfragen konnte ein positiver Bias im Antwortverhalten unwahrscheinlich gemacht werden. Im Vergleich der objektivierbaren Parameter des Vigilanz- und MSLT-Tests und der subjektiven Einschätzungen im Fragebogen ergab sich oftmals kein statistisch sicherbarer Zusammenhang. Eine Möglichkeit, dieses Phänomen zu erklären ist, dass das untersuchte MSLT- und Vigilanztest-Kollektiv nur sehr klein war. Das Kollektiv war außerdem hochselektiert, d.h. Patienten, die sich einem MSLT und/oder einem Vigilanztest unterziehen mussten, hatten bestimmte Kriterien aufzuweisen, wie einen besonderen Beruf , bei dem Reaktionszeit oder auch Einschlaflatenz wichtig ist (LKW-Fahrer, Fließbandarbeiter, etc.), oder aber sie gaben eine exzessive Tagesmüdigkeit an. Dies kann zu einer Einschränkung der Variabilität führen. Es kann sich also um einen reinen Stichprobeneffekt handeln. Hervorzuheben sei die Frage nach der beruflichen Leistungsfähigkeit, die subjektiv anhand der Fragebögen auf „gut“ bis „mittel“ eingeschätzt wurde und signifikant mit der Mittleren Reaktionszeit des Vigilanztests korreliert. Je schlechter die Reaktionszeit der untersuchten Patienten, desto schlechter die eingeschätzte berufliche Leistungsfähigkeit. Bezüglich der Korrelationen der einzelnen Fragebogenitems mit verschiedenen Parametern kommt dem prozentualen Tiefschlafanteil eine große Bedeutung zu. Die Reduktion des Tiefschlafes steht als Ausdruck einer gestörten Schlafstruktur am Ende einer Kaskade von Apnoe, Arousal und Vigilanzanstieg. Damit verbunden verschlechtert sich die Schlafqualität. Die Patienten beurteilten die Therapie mit einer beeindruckenden Mehrheit als gut bis sehr gut und verzeichnen subjektiv eine deutliche Abnahme der vermehrten Tagesmüdigkeit, eine Verbesserung der Schlafqualität, der Konzentrationsfähigkeit, der beruflichen Leistungsfähigkeit und der allgemeinen Lebensqualität. Die Studie zeigt, dass sich die nCPAP-Therapie zu einer nahezu vollständigen Beseitigung der obstruktiven schlafbezogenen Atmungsstörungen führt. Der AHI wurde von 40,58 pro Stunde vor Therapie auf 2,37 in der ambulanten Kontrolluntersuchung nach ca. 6 Monaten reduziert. Die nCPAP-Therapie wird von der großen Mehrzahl der Patienten als sehr gut oder gut beurteilt. Kein Patient beurteilt die Therapie als schlecht oder sehr schlecht. Dies ist als exzellente Gesamtbeurteilung der Therapie zu werten und unterstreicht den subjektiv erlebten Erfolg

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