thesis

Vom Bauhaus zur Bauakademie. Carl Fieger Architekt und Designer (1893-1960)

Abstract

Die vorliegende Dissertation leistet Grundlagenarbeit in der Erforschung von Leben und Werk des Architekten und Designer Carl Fieger (1893 Mainz - 1960 Dessau). Sie gliedert sich in drei Teile, einen Textteil I, ein chronologisch aufgebautes, teilkommentiertes Werkverzeichnis II und einen Abbildungsteil III. In der Arbeit wird der Bogen von Fiegers frühesten erhaltenen Studienarbeiten an der Kunstgewerbeschule Mainz aus den Jahren 1909/10 bis hin zu seinem Spätwerk an der Deutschen Bauakademie in (Ost-) Berlin 1952/53 geschlagen. Die Erstellung und quellenkritische Auswertung von Fiegers Oeuvre erlaubt erstmals eine unmittelbare entwicklungsgeschichtliche wie stilistische Interpretation seines Werdegangs als Architekt und Gestalter der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere konnten seine Arbeiten mit der Entwicklung von Architektur und Design der Moderne im 20. Jahrhundert und der Geschichte des Bauhauses in Beziehung gesetzt und eine kritische Einordnung und Neubewertung der Entwurfsleistungen Carl Fieger vorgenommen werden. Im Fokus stehen insbesondere sein Künstlerhaus, die Gaststätte Kornhaus, der Entwurf einer runden Wohnmaschine sowie Stahlrohrmöbel. Aus der Untersuchung der Entwürfe Carl Fiegers resultieren zwei grundlegende Erkenntnisstränge: Der erste führt zu Carl Fiegers selbständigem Werk als Architekt und Gestalter, der zweite zu seinen Auftragsarbeiten in den Architekturbüros Peter Behrens und Walter Gropius, seiner Tätigkeit als Stadtverordneter der Stadt Dessau sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Bauakademie Berlin (Ost). Die Entwicklung des Oeuvres Carl Fiegers vollzieht sich in sechs Entwicklungsschritten: Zunächst seine vierjährige Arbeitszeit im Büro Peter Behrens von 1911 bis 1914 und 1919 bis 1920, gefolgt von einer kurzen expressionistischen Phase in Weimar 1920-1921, an die sich dann Fiegers Hauptschaffenszeit von 1922 bis 1933 in Weimar, Dessau und Berlin anschließt, die durch den Funktionalismus geprägt ist. Der vierte Einschnitt ergibt sich durch die Zeit des Dritten Reichs von 1933 bis 1945 in Berlin, gefolgt von der fünften Phase der Nachkriegszeit in Dessau von 1945 bis 1952, an die sich abschließend die sechste und letzte Phase durch Fiegers Wirken an der Deutschen Bauakademie in Berlin zwischen 1952/53 anfügt. Carl Fieger nahm 1920 eine Tätigkeit im privaten Architekturbüro Walter Gropius in Weimar auf und gehörte neben Adolf Meyer zu seinen ersten Mitarbeitern. Aufgrund der strukturellen Verbindung von Büro Gropius und Bauhaus war Carl Fieger damit von Anfang an maßgeblich in die Architektur des Staatlichen Bauhauses Weimar, wie auch später in die des Dessauer Bauhauses involviert. Carl Fieger wird bislang in der Fachliteratur nahezu ausschließlich als Zeichner, meistens auch als „Chefzeichner“ von Walter Gropius benannt. Ausgehend von meiner kritischen Erforschung seines Gesamtwerkes lässt sich dieses einseitige Bild nicht länger aufrecht halten. Fieger arbeitete nicht nur als exzellenter graphischer Darsteller, sondern war während seiner insgesamt dreizehn Jahre dauernden Tätigkeit im Architekturbüro Walter Gropius in den Entwurfsprozess aller bedeutenden Projekte der Klassischen Moderne zwischen 1920 und 1933 eingebunden. Carl Fieger war damit maßgeblich an der Entstehung der Ikonen der Moderne beteiligt

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