Die Hercynia publiziert Originalbeiträge mit dem Schwerpunkt Ökologie (mit ihren vielseitigen Aspekten der Biodiversität), Botanik, Zoologie, Geologie und Geografie, den anwendungsorientierten Bereichen des Natur- und Umweltschutzes, sowie der Land- und Forstwirtschaft

Jäger, Eckehart J.

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Hercynia N. F. 38 (2005): 1–3 1Dr. Werner Hilbig zum 70. GeburtstagAm 19. Februar 2005 feierte Herr Dr. Werner Hilbig seinen 70. Geburtstag. International wurde er vor allem durch seine große Monographie über die Vegetation der Mongolei bekannt. Die Hercynia ehrt ihn aber auch für seine grundlegenden Forschungen über die Pflanzenwelt Mitteldeutschlands und für seinen langjährigen Einsatz für die Erhaltung von Natur und Landschaft unseres Gebietes. Vielen Studenten der Universität Halle vermittelte er gründliche Kenntnisse in Botanik und Vegetationskunde, Freude an der Pflanzenwelt und Landschaft und eine anspruchvolle, selbstkritische Haltung bei der wissenschaftlichen Arbeit.Die Kinderjahre verbrachte Werner in seinem Geburtsort Lauban  (etwa 20 km östlich von Görlitz in der schlesischen Oberlausitz). Mit seiner Heimat fühlt er sich noch immer eng verbunden. In Erinnerung an seine Heimatstadt würdigte er den Verfasser der ersten Flora von Lauban, J. C. Gemeinhardt (1724), und ordnete dessen vorlinneische Artbeschreibungen der heute gültigen binären Nomenklatur zu. Auch seine Arbeit über die niederschlesische Ackerwildkrautvegetation ist Ausdruck dieser Verbundenheit.Nach der Vertreibung aus der Heimat im Jahre 1947 fand er mit seinen Eltern in Geusa bei Merseburg Unterkunft und konnte nach 2 ½ Jahren Zwangspause wieder die Schule besuchen. Nach dem Oberschulbesuch in Merseburg begann 1953 für ihn an der Martin-Luther-Universität in Halle eine erlebnisreiche und interessante Studienzeit im Kreise von Kommilitonen, die ihm bald zu Freunden wurden. Als Angehöriger der wenigen Jahrgänge, die weder am Kriegsdienst teilnehmen, noch später Militärdienst leisten mussten, konnte er schon mit 18 Jahren in Halle das Studium der Biologie beginnen. Neben den biologischen Fächern, den geologischen Exkursionen und Vorlesungen in Geistesgeschichte 2 JäGer: Dr. Werner Hilbig zum 70. Geburtstag nutzte er auch die Angebote der Kunsthistorie. Den Kunstgeschichtlern war die Teilnahme der Botaniker an ihren Exkursionen auch deshalb willkommen, weil diese die langen Fahrten auf den harten Holzbänken im LKW-Trambus mit vielstimmigem Gesang verkürzten. Während der Beschäftigung mit seiner Diplomarbeit über die Segetalpflanzengesellschaften des nördli-chen Harzvorlandes (1958, unter H. Meusel) und der anschließenden Dissertation über die Ackerunkraut -gesellschaften ganz Thüringens (1965) konnte sich Werner Hilbig nicht nur an Pflanzen und Landschaften, sondern auch an damals noch schönen, ursprünglichen Dörfern mit ihrem charakteristischen Fachwerk freuen. Die Pflanzensoziologie der Ackerlandschaft, sein erstes Spezialgebiet, bearbeitete er in großer Breite und unter immer neuen Gesichtspunkten. Die Kenntnis der Differenzierung der Segetalflora durch Klima, Boden und Bewirtschaftung führte zur Aufstellung von ökologisch-soziologischen Artengruppen (zusam-men mit E.-G. Mahn, R. Schubert und E.-M. Wiedenroth). Im Rahmen der floristischen Kartierung wur-den spezielle Reihen mit Verbreitungskarten von Segetalarten erarbeitet. In 10 Folgen wurde von ihm eine Bibliographie aller mitteldeutschen Pflanzenverbreitungskarten zusammengestellt. Unter dem Einfluss seines Lehrers Hermann Meusel erkannte Werner Hilbig früh, dass auch diese an-thropogenen Pflanzengesellschaften geographisch differenziert sind und der pflanzengeographischen Gebietsgliederung zugrunde gelegt werden können. Eine weitere für die damalige Zeit neue Erkenntnis, die sich aus der Unkrautkartierung ergab, betraf die Veränderung der Acker-Wildkrautflora durch Herbizideinsatz, Saatgutreinigung, starke Düngung, Hydromelioration und veränderte Anbaumethoden. Schon in den 70er Jahren trat er für den Schutz von bestandsgefährdeten Segetalpflanzen und ih-rer Pflanzengesellschaften ein, und zusammen mit H. Illig und E. Lange gründete er im Rahmen der Biologischen Gesellschaft der DDR die Arbeitsgruppe Segetalartenschutz. Aus Sorge um die Erhaltung der Naturschätze Mitteldeutschlands (das seit 1969 nur noch „südlicher Teil der DDR“ heißen durfte) übernahm er von 1965-1969 das Ehrenamt des Naturschutzbeauftragten des Saalkreises und anschließend bis 1989 das des Naturschutzbeauftragten des ganzen Bezirks Halle. Teilweise zusammen mit seinem Nachfolger im Amt des Kreisnaturschutzbeauftragten, Dr. F. Ebel, wurden Naturschutzgebiete und Flächennaturdenkmäler ausgewiesen, Landschaftspflegepläne für die Landschaftsschutzgebiete erarbeitet und verdienstvolle Naturschutzmitarbeiter gewürdigt. Sogar sol-che Nachrufe mussten damals vor der Publikation zur Genehmigung vorgelegt werden. Auch an der mehrfach überarbeiteten Roten Liste der Gefäßpflanzen  (1978, 1986, 1996, 2000) und der gefährdeten Pflanzengesellschaften der DDR (1986) und Deutschlands (2000) war Werner Hilbig wesentlich beteiligt.Die Segetalvegetation blieb für über 15 Jahre sein Haupt-Arbeitsgebiet. Praktische Anwendung fan-den seine Ergebnisse in der Erarbeitung von Methoden zur Unkrautbonitur für einen sinnvollen Herbizideinsatz und bei der Ausweisung von Feldflora-Reservaten. Werner Hilbig trug aber auch zur Kenntnis anderer Vegetationstypen bei, z. B. der Weinberge und Päonienkulturen, und mit Fahrrad und Schlauchboot erkundete er die Wasservegetation. Im Rahmen der in der Hercynia erschienenen 16 Folgen der „Übersicht über die Pflanzengesellschaften im südlichen Teil der DDR“ bearbeitete er, z. T. zusammen mit Fachkollegen, die Vegetation der Gewässer, der Ufer, der Röhrichte und Großseggenbestände, der Säume, der Kalkschutt- und Felsfluren, der Äcker, Ruderalflächen, Kahlschläge und Gebüsche. Später erwuchsen aus diesen Publikationen erfolgreiche Bestimmungsbücher der Pflanzengesellschaften Mittel- und Nordostdeutschlands (1995) und ganz Deutschlands (2001, beide zusammen mit R. Schubert und S. Klotz).Mit einer Forschungsreise in die Mongolei im Jahre 1974 begann seine Beschäftigung mit der Vegetation dieses Landes, die nach mehreren längeren Exkursionen schließlich 1987 zu seiner Habilitation führte. Die grundlegende Bearbeitung aller Vegetationseinheiten des ganzen Landes, die 1995 auch in englischer Übersetzung erschien, wird von ihm bis heute fortgesetzt und ergänzt. Teilergebnisse betrafen auch die Ökologie der Gebirgsvegetation in der Nordwest- und Südmongolei, den Neunachweis von Arten für die Mongolei und den Naturschutz. Mehrere neue Pflanzenarten aus der Mongolei wurden nach Werner Hilbig benannt.Hercynia N. F. 38 (2005): 1–3 3Beeindruckend ist seine Publikationsliste, die mit 228 Nummern zu Anfang des Jahre 2005 jetzt schon nicht mehr vollständig ist. Nicht gezählt ist dabei die redaktionelle Arbeit bei der Herausgabe von Sammelbänden und Zeitschriften wie  „Naturschutzarbeit in den Bezirken Halle und Magdeburg“ und der bisher 8 Bände umfassenden Reihe „Erforschung biologischer Ressourcen der Mongolischen Volkrepublik“. Sehr geschätzt wird seine Fähigkeit, als Mitarbeiter konsequent zur Fertigstellung von Publikationen beizutragen. So lieferte er Buchbeiträge für das „Lehrbuch der Ökologie (SChubert 1984), für „Bioindikation in terrestrischen Ökosystemen (SChubert 1985), für „Biology and ecology of weeds“ (holzner et numata 1982), „Temperate Deserts and Semideserts“ (WeSt 1983), „Schutz und Pflege von Lebensräumen (WeGener 1991) und publizierte zusammen mit K. Arlt und H. Illig in der Neuen Brehm-Bücherei einen Band über die Ackerunkräuter. Aber auch als Reisekamerad, als Freund und Kollege im WB Geobotanik der halleschen Universität, der sich für die ganze Arbeitsgruppe einsetzte, war uns Werner Hilbig sehr wichtig. Als Vertrauensmann der Gewerkschaft verstand er es, das politische Leben mit grimmigem Humor erträglich zu machen und aufgrund seiner guten Kenntnis mitteldeutscher und böhmischer Landschaften schöne gemeinsame Wanderungen zu führen.So haben wir es zwar verstanden, aber doch sehr bedauert, als er 1989, kurz vor der politischen Wende, nach einem Ausreiseantrag mit seiner Frau Sabine nach Bayern übersiedelte. Es war nicht so sehr der Hausschwamm mit seinen prächtigen Fruchtkörpern, der ihn aus seiner desolaten Mietwohnung in Halle vertrieb, sondern vielmehr die Tatsache, dass die 3 Kinder – zwei davon mit „Zwischenaufenthalten“ in DDR-Zuchthäusern wegen misslungener Republikflucht – die DDR im Zeitraum 1980-89 verlassen hatten.Als ausgewiesener Fachmann bekam er bald die Stelle eines Mitarbeiters an der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in München. Dort untersuchte er bis 1998 die Auswirkungen von Exten-sivierungsprogrammen der Landwirtschaft auf die Segetalvegetation (z. B. überwinternde Stoppelbrache, alte Dreifelderwirtschaft, ökologischer Landbau) und widmete dem Schutz von Ackerwildpflanzen auch eine Bibliographie.Die Hercynia-Redaktion und alle seine mitteldeutschen Freunde wünschen Werner Hilbig noch viele Jahre erfreulicher und erfolgreicher Arbeit zum Nutzen von Natur und Landschaft in Deutschland und Zentralasien.Eckehart J. JäGer4 RezensionHärdtle, W.,  eWald J. & Hölzel, N.: Wälder des Tieflandes und der Mittelgebirge. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart,  2004. 252 S., 41 Tab., 98 Abb. - ISBN 3-8001-3285-0. Preis 69,90 Euro.Die von Prof. Dr. Richard Pott (Hannover) herausgegebene Reihe „Ökosysteme Mitteleuropas“ möchte ursprüngliche Naturlandschaften, aber auch Kulturlandschaften mit ihren typischen Pflanzen- und Tierarten ins Zentrum stellen. Mit dem Zusatz „aus geobotanischer Sicht“ erfolgt aber eine deutli-che Einschränkung: zoologische Aspekte der Ökosystemforschung findet man kaum behandelt. Dies gilt auch für den vorliegenden Band über die Wälder des Tieflandes und der Mittelgebirge, für die das vornehmlich als Vegetationskundler ausgewiesene Autorenkollektiv härdtle (Lüneburg), Ewald (Weihenstephan) und hölzel (Gießen) verantwortlich zeichnet. Das Buch gibt zur Hälfte einen allgemeinen Überblick über die naturräumlichen und historischen Voraussetzungen der Vegetation Mitteleuropas einschließlich des Einflusses des Menschen auf die Waldlandschaften. Zum allgemeinen Teil gehören auch Abschnitte über die Ökologie und Standortsansprüche der Bäume, Sträucher und Waldbodenpflanzen sowie ein kurzer Abriß über die Grundlagen der Waldökosystemforschung. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich der speziellen Vegetationsökologie. Die wichtigsten naturnahen Waldgesellschaften werden in z.T. sehr feiner Untergliederung (d.h. bis zum Rang der Subassoziation oder gar Variante) vorgestellt, wobei in tabellarischer Form mit Angaben zur Standortsökologie und den diagnostisch wichtigen Arten die Unterschiede zwischen verschiedenen Vegetationseinheiten anschau-lich herausgearbeitet sind. Den Abschluß des Buches bildet ein kurzes Kapitel zum Waldnaturschutz, wobei die Themen „Waldschäden“ und „Stickstoffimmissionen“ sicher nicht (mehr) im Mittelpunkt der aktuellen Waldnaturschutz-Diskussion stehen. Besonders enttäuschend ist der letzte Abschnitt über Waldwirtschaft und Naturschutz, der nicht über thesenhafte Aussagen vieler Naturschutzverbände oder auch waldbaulicher Richtlinien hinausgeht. Eine exemplarische Vertiefung einzelner Punkte  - z.B. die Konkretisierung der „Guten fachlichen Praxis“ oder der Naturnähebewertung von Wäldern - wäre hier ebenso zu empfehlen wie der Verzicht dieses Kapitels im Gesamtrahmen des Buches. Der Rezensent hat das Buch in Begleitung einer entsprechenden Vorlesung im laufenden Semester im-mer wieder auf der Suche nach Neuem herangezogen und ist nur selten fündig geworden. Im Vergleich zum klassischen Lehrbuch von Heinz ellenberG über die Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, zuletzt erschienen in der 5. Auflage 1996 im gleichen Verlag wirkt der vorliegende Band wie eine „Light“-Version: im Grundkonzept zwar ähnlich, jedoch ist durch die Reduktion in vielfacher Hinsicht kaum eine Besonderheit auszumachen. Diese Einschränkungen zeigen sich z.B. in der Behandlung wichtiger azonaler Waldgesellschaften wie den Bruch- und Auenwäldern oder den Nadelwaldforsten als Ersatzgesellschaften auf Laubholzstandorten. Vielleicht sieht hier ja die Reihe noch eigene Bände vor. Möglicherweise waren aber auch Verlagsvorgaben zum Umfang entscheidend, so daß z.B. in der Auseinandersetzung mit kritischen Konzepten wie der potentiell natürlichen Vegetation ein um-fänglicher Hinweis auf Literaturquellen gegeben wird, der Leser aber kaum eine Bewertung durch die Autoren selbst wahrnimmt. Ein Schwergewicht ist das Buch zweifellos im Hinblick auf seinen Preis – auch im Vergleich mit dem o.g. Buch von ellenberG, welches auf fast doppelt so vielen Seiten sich allein mit der allgemeinen Vegetation Mitteleuropas und den Wäldern beschäftigt und auf mehr als 1000 Seiten dem Leser auch einen guten Überblick über die waldfreien Vegetationstypen liefert. Allerdings fehlen dort die mehrseitig eingestreuten Farbtafeln, die besonders die Waldgesellschaften anschaulich und auch ästhetisch anspruchsvoll darstellen. So dürfte das Buch im wesentlichen seinen Markt bei den naturkundlich und landschaftsgeschichtlich interessierten Laien finden, denen - wie es im Vorwort heißt - eine stärker wissenschaftlich geprägte Betrachtungsweise eröffnet werden soll.  Studierende der einschlägigen Fachrichtungen können dagegen nach der eigenen Erfahrung nur wenig Geld für entsprechende Bücher ausgeben. Wolfgang SChmidt, Göttingen

Dr. Werner Hilbig zum 70. Geburtstag

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