Hazard Analysis of Collaborative Human-Robot Systems: A Simulation- and Agent-based Approach

Abstract

Mit dem Trend zur Mensch-Roboter-Kollaboration werden Robotersysteme sowohl komplexer als auch sicherheitskritischer. Um die Sicherheit von Menschen zu gewährleisten und normative und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, müssen sicherheitskritische Robotersysteme vor der Inbetriebnahme gr\"undlich auf mögliche Gefahren hin analysiert werden. In der aktuellen Praxis basiert diese Gefahrenanalyse weitgehend auf menschlichem Verstand, Erfahrung, Expertenwissen und einfachen Werkzeugen wie Checklisten. Mit zunehmender Systemkomplexität werden zusäzliche Werkzeuge für die Gefahrenanalyse benötigt. In dieser Arbeit wird ein simulationsbasierter Ansatz für die Gefahrenanalyse von kollaborativen Robotersystemen vorgeschlagen. Der vorgeschlagene Ansatz stützt sich auf das Konzept des agentenbasierten Testens. Beim agentenbasierten Testen wird das zu analysierende System, auch (SUT) genannt, in eine Simulationsumgebung eingebettet, in der sogenannte Testagenten vorhanden sind. Bei den Testagenten handelt es sich um Entitäten im Simulationsmodell, die mit dem SUT interagieren. Die Testagenten regen das SUT zur Reaktion an, wobei beobachtet werden kann, ob sich SUT in einer sicheren Weise verhält. Im Kontext der Mensch-Roboter-Kollaboration erlaubt der agentenbasierte Ansatz die Simulation von Mensch-Roboter-Interaktionen. So kann virtuell getestet werden, ob der Roboter auf sichere Weise mit Menschen interagiert. Eine entscheidende Frage beim agentenbasierten Testen lautet, wie man ein Verhalten der Testagenten erzeugt, welches hinreichend sicherheitskritisch ist, um bestehende Gefahren aufzudecken. In dieser Arbeit wird diese Herausforderung als {Suchproblem} formalisiert. Ausgehend von einem Simulationsmodell des SUT und des Agenten, einer Sicherheitsspezifikation und einem Suchraum möglicher Verhaltensweisen des Agenten besteht das Ziel des Suchproblems darin, Verhalten zu finden, auf die das SUT in einer unsicheren Weise reagiert. Zur Lösung dieses Suchproblems wird das Konzept der risikogeleiteten Suche vorgeschlagen. Hierbei werden domänenspezifische Risikometriken in Verbindung mit Such- und Reinforcement-Learning Algorithmen verwendet. Durch die Maximierung der Risikometrik lernen diese Algorithmen, unsichere Zustände zu provozieren und decken somit Gefährdungen auf. Das Konzept der risikogeleiteten Suche wird in Experimenten aus dem Bereich der industriellen Mensch-Roboter-Kollaboration demonstriert und validiert. In diesen Experimenten werden Simulationsmodelle von kollaborativen Robotersystemen betrachtet. In diese Modelle werden gezielt sicherheitskritische Fehler eingebracht, um potentielle Ge-fahren zu erzeugen. Anhand dieser gefahrenbehafteten Systeme wird getestet, ob die risikogeleitete Suche zielgerichtet Gefahren identifizieren kann. Auch wenn die Ergebnisse der Experimente vielversprechend ausfallen, hat der Ansatz der risikogeleiteten Suche gewisse Grenzen. Insbesondere gibt es eine grundlegende Limitation im Hinblick auf die Genauigkeit der Simulation und die Vollständigkeit der Suche: Ein steigender Detailgrad führt zu einer Explosion des Suchraums, sodass eine vollständige Exploration im Allgemeinen nicht mehr durchführbar ist. Um dieser Einschränkung zu begegnen, schlägt die Arbeit einen zweiten Ansatz vor. Hierbei handelt es sich um eine zweischichtige Analyse, die das System sowohl auf einer höheren Abstraktionsebene analysiert, auf der eine erschöpfende Suche möglich ist, als auch auf einem weniger abstrakten Ebene mit einem detaillierteren Simulationsmodell. Die Performanz der risikogeleiteten Suche wird mit der des zweistufigen Ansatzes verglichen. Obwohl die Performanz des zweistufigen Ansatzes die der risikogeleiteten Suche übertrifft, zeigen die Experimente auch Fälle, in denen die risikogeleitete Suche gewisse Vorteile hat, sodass beide Ansätze ihre Berechtigung haben. Im Hinblick auf die Anwendung in sicherheitskritischen Anwendungsfällen ist zu betonen, dass die in dieser Arbeit entwickelten Methoden als Ergänzung des bestehenden Spektrums von Gefahrenanalyseverfahren zu sehen sind und nicht als Ersatz für bestehende Verfahren

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