Die Verfasser argumentieren, dass bei aller berechtigten Skepsis gegenüber visuellen Medien die ethnografische Forschung pragmatisch auf sie zurückgreifen muss. Als empirisch fundierte Forschung lässt sie sich von der Teilnahme an sozialen Praktiken leiten und irritieren und ist dafür auf Importe aus den untersuchten Feldern und ihren Praktiken angewiesen. An zwei Fallbeispielen aus der soziologischen Praxisforschung wird gezeigt, dass der Einsatz von visuellen Medien als Vermittlern konzeptuell und vor allem praktisch voraussetzungsvoll ist. Der Einsatz von visuellen Medien setzt die Anreicherung des generierten Datenmaterials mit in der Praxis erworbenem bzw. erfahrenem Kontext- und Wahrnehmungswissen durch den Ethnografen voraus, damit dieses als Dokument in der wissenschaftlichen Praxis funktioniert. Die Art zu sehen, die der Forscher im Feld gelernt hat, muss er dem Betrachter seiner Bilder vermitteln. Erst so kann Unmittelbarkeit zwischen der Forschergruppe und dem Bildmaterial entstehen - und es kann Teil der ethnografischen Praxis werden. (entnommen aus Sowiport.de