Die drohende Schwächung industrieller Produktion in Deutschland und die auf politische Ursachen zurückzuführenden fundamentalen Strukturherausforderungen erfordern jedoch eine Industriepolitik, die die Standortqualität ebenso adressiert wie die konkrete Bewältigung der Veränderungsprozesse durch die Unternehmen. Die Industriepolitik in Deutschland war traditionell auf die Aufgabe ausgerichtet, die Voraussetzungen für eine auf unternehmerischer Freiheit basierender wettbewerbliche Koordinierung auf Märkten zu schaffen. Sie ist damit vorwettbewerblich, auch wenn horizontale Maßnahmen immer vertikale Wirkungen entfalten ('Ordnungspolitik der sichtbaren Hand'). Die politische gesetzte Dekarbonisierung per Termin (gemäß Klimaschutzgesetz 2045) und die neu bewerteten geopolitischen Risiken verändern das Wettbewerbsumfeld und die Handlungsnotwendigkeiten grundlegend. Strukturbrüche und Wettbewerbsverzerrungen drohen die Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu überfordern. Industriepolitik muss daher die Voraussetzungen für einen auf Wettbewerbsmärkten sich entwickelnden Strukturwandel schaffen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Wertschöpfung sichern. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Festlegung staatlicher Intervention. In der Abwägung und Neujustierung der Industriepolitik gibt es weniger Eindeutigkeiten als in den Debatten der Vergangenheit. In Eingriffen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit in der Dekarbonisierung oder zur Sicherung einer strategischen Autonomie liegt immer das Risiko einer Überdehnung der staatlichen Rolle. Ebenso wie Strukturbrüche vermieden werden sollten, darf der Strukturwandel nicht gestoppt werden. Die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen durch Innovationen und Investitionen sind entscheidende Elemente für einen erfolgreichen Wandel. Dauerhafte, unkonditionierte Subventionen, Marktabschottungen oder vollständige Risikoübernahmen würden die zu jeder Zeit notwendigen Veränderungsprozesse und damit letztendlich auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gefährden und die Rolle des Staates überdehnen.The current debate on industrial policy vacillates between the extreme positions of an orthodoxy of rejecting state action and a naive belief in the state's ability to control structural change. However, the threatening decline of industrial production in Germany and the fundamental structural challenges attributable to political causes call for an industrial policy that addresses the quality of the business location as well as the concrete management of change processes by companies. Industrial policy in Germany has traditionally been geared to the task of creating the conditions for competitive coordination on markets based on entrepreneurial freedom. It is thus precompetitive, even though horizontal measures always have vertical effects ("regulatory policy of the visible hand"). The politically set decarbonization by deadline (by 2045 according to the Climate Protection Act) and the reassessed geopolitical risks fundamentally change the competitive environment and the need for action. Structural breaks and competitive distortions threaten to overwhelm companies' ability to adapt and compete. Industrial policy must therefore create the conditions for structural change to develop on competitive markets and at the same time safeguard the competitiveness of domestic value creation. The determination of state intervention is of particular importance. In weighing up and readjusting industrial policy, there is more ambiguity than in the debates of the past. In interventions to secure competitiveness in decarbonization or to secure strategic autonomy, there is always a risk of overstretching the role of the state. Just as structural breaks should be avoided, structural change should not be stopped. Business adaptability through innovation and investment are critical elements for successful change. Permanent, unconditional subsidies, market foreclosures or complete risk assumption would overstretch the role of the state and jeopardize the processes of change that is necessary at any time, and thus ultimately risk the competitiveness of companies