Kryptowährung Bitcoin: Währungswettbewerb oder Spekulationsobjekt: Welche Konsequenzen sind für das aktuelle Geldsystem zu erwarten?

Abstract

Anfänglich übersehen und belächelt hat mittlerweile nicht nur das öffentliche Interesse an den Kryptowährungen deutlich zugenommen. Dabei handelt es sich um verschlüsselte und dezentral gespeicherte Datenprotokolle. Sie werden ohne Einflussnahme einer staatlichen Zentralbank produziert, zwischen Zahlungssender und -empfänger übermittelt und lassen sich als Zahlungsmittel einsetzen. Inwieweit substituiert dies die Nachfrage nach Zentralbankgeld? Kann die Stabilität der Zahlungs- und Verrechnungssysteme weiterhin gewährleistet werden? Welche Rückwirkungen auf die Wirkungsweise und die Ausgestaltung der Geldpolitik sind bei zunehmender Bedeutung der Kryptowährungen zu erwarten? Nach Ansicht von Carl-Ludwig Thiele und Martin Diehl, Deutsche Bundesbank, sind die gegenwärtigen virtuellen Währungen, wie z.B. Bitcoin, gemessen an den realen Währungen zumindest in Ländern mit einer stabilitätsorientierten Geldpolitik bislang quantitativ unbedeutend und eher als Spekulationsobjekte anzusehen. Bitcoin erfülle bislang keine der drei Geldfunktionen im ökonomisch relevanten Maße, weil es nicht über eine Nische hinausreiche und extrem wertinstabil sei. Zudem dürften in einer dynamischen Welt starre Algorithmen für die Entwicklung der Geldmenge zu einer suboptimalen Geldmenge führen. Deshalb bestehe die Notwendigkeit einer aktiven Geldpolitik durch eine unabhängige und stabilitätsorientierte Notenbank. Thomas Mayer, Flossbach von Storch Research Institute, sieht als das Bedeutsame an Bitcoin weniger die Währung selbst als vielmehr die hinter dieser Währung stehende Technik. Durch computergestützte Verschlüsselungstechnik könne die Eigentumsübertragung der Währung lückenlos vom Zeitpunkt ihrer Schaffung an dokumentiert werden. Ob sich Bitcoin oder eine andere oder mehrere Kryptowährungen am Markt schließlich durchsetzen werden, sei zwar nicht vorherzusagen, aber Kryptowährungen würden auf Grundlage der Blockchain-Technologie unser Geldsystem verändern. Für Dirk Elsner und Gerrit Pecksen, DZ BANK, sind Kryptowährungen »noch nicht reif für eine weitreichende Umsetzung«. Zwar sei das Interesse an der Verwendung von Kryptowährungen auch in der Finanzwelt stark gestiegen, die bislang erkennbaren Auswirkungen auf das Zahlungs- und Geldsystem seien aber minimal. In letzter Zeit zeichne sich jedoch sowohl in Forschungspapieren als auch in ersten Anwendungsfällen ein hohes Potenzial ab. Volker Brühl, Goethe-Universität Frankfurt, ist der Meinung, dass für Bitcoin und andere Kryptowährungen eine konsequente Regulierung und Aufsicht dringend geboten seien. Eine Gefahr sehen sie darin, dass sich angesichts der Kursentwicklung inzwischen auch vermehrt Privatanleger für Kryptowährungen interessieren. Unerfahrene Anleger ließen sich von dem Begriff »Währung« täuschen. Es wäre daher zu begrüßen, wenn sich die europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden nicht nur im Hinblick auf die Vermeidung von Geldwäsche, sondern auch unter dem Gesichtspunkt des Anlegerschutzes verstärkt mit dem Thema Kryptowährungen befassen würden. Jochen Michaelis, Universität Kassel, weiß sich mit der Zunft der monetären Ökonomen einig: Der Bitcoin werde den US-Dollar, den Euro, das britische Pfund etc. als dominierendes Zahlungsmittel nicht verdrängen, und zwar aus mehreren Gründen: Der Bitcoin sei ein Asset mit derzeit extrem hoher erwarteter Rendite, aber auch mit extrem hohem Risiko. Die Opportunitätskosten in Form entgangener Wertsteigerungen »verbieten« die Verwendung als Tauschmittel, und die hohe Volatilität mache wertstabile Vermögenstransfers von heute nach morgen und übermorgen

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