thesis

Rechtswissenschaftliche Expertise für den Tiergartentunnel: Zur Institutionalisierung eines Grenzobjekts

Abstract

Im Zentralen Bereich von Berlin befindet sich die zur Zeit größte Baustelle Europas. Eine Vielzahl von Organisationen ist damit beschäftigt, die neue Berliner Mitte unter enormem Termindruck aus dem Boden zu stampfen. Wie wird das unter der Bedingung gemacht, daß es keine Organisation gibt, die das Gesamtgeschehen steuert, und welche Rolle spielt Wissenschaft dabei? Ein konkreter Fall wird herausgegriffen und analysiert: Die Erfindung eines rechtswissenschaftlichen Argumentes im Zusammenhang mit Ausschreibungen von Bauaufträgen der Deutschen Bahn AG für den Tiergartentunnel. Das Argument wird von der Idee bis zu seiner Verwendung im Streit um Ausschreibungspraktiken der DB-AG begleitet. Es wird davon ausgegangen, daß sich die Implementierung wissenschaftlichen Wissens als Institutionalisierung eines Grenzobjektes erfassen läßt. Es wird vermutet, daß das Objekt über fortlaufende Verknüpfungen von Repräsentationen und Praktiken zu einem institutionalisierten, tendenziell universell einsetzbarem Objekt wird. Repräsentationen sorgen in dieser Sicht dafür, daß das Objekt mit Legitimität und Autorität versehen wird, so daß es sich gegen Konkurrenz durchsetzen kann. Praktiken hingegen versehen das Objekt mit den, auf dem Weg zur Institutionalisierung nötigen Eigenschaften. Abschließend wird der Wert des Modells für die Wissenschaftssoziologie diskutiert.The center of Berlin is at present the largest construction site in Europe. Under enormous time pressure a vast number of organizations and construction companies are working together to create an entire new district in the center of the city. How can this be done in view of the fact that there is no one single organization to coordinate these activities? What role does science play here? The present paper is an analysis of a single case: the 'invention' of a legal argument used by the German railway company Deutsche Bahn AG in the context of invitations to tender for construction work on the Tiergarten tunnel. The author accompanies the juristic argument from its initial conception to its ultimate application in the dispute around Deutsche Bahn invitation practices. His underlying hypothesis is that the implementation of scientific knowledge can be described as the institutionalization of a boundary object. The author further assumes that through a continuous linking of representations and practices boundary objects develop from singular, prototypical objects to generalized, universally applicable objects. In this view, representations ensure that objects will have legitimacy and authority, so that they will have selective advantages over their competitors. Application in practice, on the other hand, predicate the object with those features that are necessary for it to become generalizable. The paper concludes with a discussion of the implications of this model for the sociology of sciences

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