Im folgenden sollen anhand der in den Landtags-Handbüchern dokumentierten Biographien Rekrutierung und Karrieren der 509 Landtagsabgeordneten untersucht werden. Übergeordnete Fragestellung ist dabei, inwiefern in der neuen Institution „Landtag" auch eine neue, post-revolutionäre politische Elite sitzt und in welchem Umfang sie sich mit Politikern mischt, deren Karriere noch in den Strukturen des DDR-Regimes wurzelt. Wir gehen dieser Frage nach, indem wir einerseits nach Kontinuität, Wechsel und Erstmaligkeit von Parteibindungen der Abgeordneten fragen und andererseits ihre politischen Karrieren daraufhin zurückverfolgen, ob sie schon im ancien regime begonnen und dessen ,Implosion' überdauert haben oder nach der Wende im Oktober 1989 in der Periode der ,ausgehandelten Revolution' begonnen wurden. Anschließend werden vertikale und horizontale Ämterkumulation auf Landesebene als Ergebnis der Elite-Rekrutierung untersucht, wobei der Personalunion von Mandat und Ministeramt angesichts des Elite-Imports aus Westdeutschland besonderes Augenmerk zu schenken ist. Ist der Elite-Import schon Indiz für eine dritte, mit der Wiedervereinigung einhergehende Revolutionsperiode, so wird deren Charakter als ,verordnete Revolution' anhand der von der systematischen politischen Selbstreinigung der Landeselite induzierten Karriereabbrüche sichtbar werden