Therapie der Riesenzellarteriitis: Effekt auf Symptomatik und Entzündungsaktivität in der 18F-FDG-PET/CT-Bildgebung

Abstract

Hintergrund und Ziele: Bislang existieren wenige Studien, die sich mit der Bildgebung im klinischen Verlauf und unter Therapie bei Patienten mit Riesenzellarteriitis (RZA) beschäftigen. Diese Arbeit soll eine komplette Kohorte von RZA-Patienten mit 18F-Fluor-Desoxyglukose-Positronenemissionstomographie in Verbindung mit einer Computertomographie (18F-FDG-PET/CT) charakterisieren und die Effektivität der unterschiedlichen Therapien betrachten. Methoden: Einbezogen wurden alle RZA-Patienten (N=54), die mindestens eine 18F-FDG-PET/CT in der Universitätsklinik Erlangen, Medizinische Klinik 3, Rheumatologie und Immunologie erhalten hatten. Erfasst wurden: klinische Symptome, aktuelle Medikation mit Dosierungen, 18F-FDG-PET/CT (radiologische Bewertung, PET Vascular Activity Score=PETVAS), Entzündungsparameter und Komorbiditäten. Die Patienten wurden retrospektiv einer von drei Therapiegruppen zugeordnet: Glukokortikoid-Monotherapie (GK), conventional synthetic Disease Modifying Antirheumatic Drugs (csDMARD) allein oder in Kombination mit GK, Tocilizumab (TOC) allein oder in Kombination mit GK/csDMARD. Um die Effektivität der einzelnen Therapien bezüglich Symptomfreiheit und Senkung des PETVAS zu untersuchen, wurden Regressionsmodelle berechnet. Ergebnisse und Beobachtungen: Insgesamt wurden 96 18F-FDG-PET/CT-Untersuchungen von 54 verschiedenen Patienten ausgewertet. Die durchschnittliche Zeit zwischen Erstdiagnose und Verlaufsaufnahmen lag bei 27,6 (Verlauf1), 54,1 (Verlauf2) bzw. 109,3 Monaten (Verlauf3). Die mittleren Werte für das C-reaktive Protein (CRP) zwischen den diagnostischen und den Verlaufsaufnahmen unterschieden sich deutlich (76,9 gegenüber 17,1 bzw. 9,1 und 11,3mg/l). Zum beobachteten Rückgang kann auch die Therapie mit TOC beigetragen haben, das die Synthese des CRP in der Regel vollständig supprimiert. Als häufigstes Symptom bei Diagnosestellung wurden Symptome im Kopfbereich beschrieben, im Gegensatz zum Verlauf. Für die jeweils letzte erfasste Untersuchung (mediane Erkrankungsdauer 33,6 Monate) waren Abgeschlagenheit (38,1%) und Beschwerden, die eine Polymyalgia rheumatica (28,6%) kennzeichnen, die häufigsten Symptome. Symptomfrei nach bzw. unter einer Behandlung waren 17% der Patienten der GK-, 31% der csDMARD- und 60% der TOC-Gruppe (Odds Ratio je Therapie im Vergleich zu keiner Therapie bei Diagnose: 2,63 für GK; 6,76 für csDMARD; 31,94 für TOC). Bei Betrachtung der Zahlenwerte der deskriptiven Analyse war der Anteil der als eindeutig aktiv bewerteten 18F-FDG-PET/CT-Untersuchungen bei den Verlaufsaufnahmen kleiner als zum Diagnosezeitpunkt (diagnostische PET: 81,8%; Verlauf1: 18,6%; Verlauf2: 5,9%; Verlauf3: 0%). Ebenso war der durchschnittliche PETVAS geringer (diagnostische PET: 16,3; Verlauf1: 9,3; Verlauf2: 8,4; Verlauf3: 6,6); der zahlenmäßig größte Rückgang im PETVAS war zwischen diagnostischer 18F-FDG-PET/CT und der ersten Verlaufsbildgebung. Eine Veränderung des PETVAS zwischen zwei Aufnahmen 3 ergab für Patienten, die GK erhielten, -2,83 (95%-Konfidenzintervall (KI): -8,63 bis 2,98), für csDMARD-Patienten -5,73 (95%-KI: -9,79 bis -1,68) und in der TOC-Gruppe -6,37 (95%-KI: -11,62 bis -1,13). Schlussfolgerung und Diskussion: Bei Betrachtung der deskriptiven Analyse sank die Entzündungsaktivität in der Bildgebung, gemessen am PETVAS, im Verlauf der Erkrankung erheblich; ebenso ging der Anteil an positiven 18F-FDG-PET/CT-Untersuchungen deutlich zurück. Eine schwere Augensymptomatik trat im Verlauf nicht mehr auf. In der untersuchten Gruppe zeigt TOC eine etwas stärkere Wirkung in Bezug auf Symptomfreiheit und Reduzierung des PETVAS. Die Ergebnisse sind statistisch nicht signifikant, sodass sich für keine Behandlung eine Überlegenheit ableiten lässt. TOC und csDMARD sind jedoch gerade bei älteren Patienten wichtig, um GK zu sparen und GK-bezogene Nebenwirkungen zu vermeiden

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