Aus einer interaktionistischen Perspektive konstituieren sich Prozesse des Mathematiklernens in mathematischen Aushandlungsprozessen, in denen die Interaktionsteilnehmenden ihre mathematischen Interpretationen in der jeweiligen Situation kontinuierlich aufeinander abstimmen. Mathematiklernen wird demnach als ein sozialer Interpretationsakt verstanden, in dem Bedeutungen durch interaktive Aushandlungsprozesse konstruiert werden (Krummheuer & Brandt, 2001). Dieser Aushandlungsprozess kann in Form einer kollektiven Argumentation (Jung, 2019), zu einer wechselseitig zwischenzeitlich als geteilten Deutung – dem Deutungsinterim – konvergieren (Schütte et al., 2021, Tewes & Schütte, im Druck). Die Partizipation an diesen mathematischen Aushandlungsprozessen wird in der interaktionistischen Lerntheorie als konstitutive Bedingung für das Mathematiklernen gesehen (Krummheuer & Brandt, 2001; Jung, 2019; Schütte et al., 2021) und kann für jedes Individuum wiederum unterschiedlich sein