Bonfadelli, Heinz

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Zurich Open Repository andArchiveUniversity of ZurichUniversity LibraryStrickhofstrasse 39CH-8057 Zurichwww.zora.uzh.chYear: 2024Matthias Bickenbach: Bildschirm und Buch: Versuch über die Zukunft des LesensBonfadelli, HeinzDOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/21927Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of ZurichZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-260189Journal ArticlePublished Version  The following work is licensed under a Creative Commons: Attribution 3.0 Unported (CC BY 3.0) License.Originally published at:Bonfadelli, Heinz (2024). Matthias Bickenbach: Bildschirm und Buch: Versuch über die Zukunft des Lesens.Medienwissenschaft: Rezensionen, Reviews, 41(1):64-66.DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/21927Repositorium für die MedienwissenschaftHeinz BonfadelliMatthias Bickenbach: Bildschirm und Buch: Versuchüber die Zukunft des Lesens2024https://doi.org/10.25969/mediarep/21927Veröffentlichungsversion / published versionRezension / reviewEmpfohlene Zitierung / Suggested Citation:Bonfadelli, Heinz: Matthias Bickenbach: Bildschirm und Buch: Versuch über die Zukunftdes Lesens. In: MEDIENwissenschaft: Rezensionen | Reviews, Jg. 41 (2024), Nr. 1, S. 64–66. DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/21927.Nutzungsbedingungen: Terms of use:Dieser Text wird unter einer Creative Commons -Namensnennung 3.0/ Lizenz zur Verfügung gestellt. NähereAuskünfte zu dieser Lizenz finden Sie hier:http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/This document is made available under a creative commons -Attribution 3.0/ License. For more information see:http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/64 MEDIENwissenschaft 01/2024Matthias Bickenbach: Bildschirm und Buch: Versuch über die Zukunft des LesensBerlin: Kulturverlag Kadmos 2023, 184 S., ISBN 9783865995391,  EUR 24,90Matthias Bickenbach lehrt seit 2012 als außerplanmäßiger Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft an der Uni­versität zu Köln. Neben Publikatio­nen zur Geschichte des Lesens wie zur Poetik und Literatur des 18.­21. Jahrhunderts sind Wissens­ und Kul­turtechniken sowie digitale Leseme­dien seine Forschungsschwerpunkte. Durch ein Gespräch mit einem Freund im Jahr 2015 initiiert, entstand seine Monografie Bildschirm und Buch, die der Frage nachgeht, ob das Lesen am Bildschirm wirklich zum Paradigma einer neuen Lesekultur werden wird. Seine eher essayistischen Ausfüh­rungen dazu basieren weniger auf einer systematischen Perspektive, sondern können als kulturalistisch bezeich­net werden, wobei die existierenden Befunde aus der Leseforschung nur am Rand und eher zufällig zur Kenntnis genommen werden.Buch, Presse, Druckmedien 65In einem ersten Ansatz wird „das Buch selbst als ein eigenes technisches mediales Format“ (S.9) betrachtet, um zu erkennen, was genau an ihm unver­zichtbar ist, wobei buchgestützte Lese­techniken im Vergleich zu digitalen Möglichkeiten bezüglich der jewei­ligen Vor­ und Nachteile in den Blick gebracht werden sollen (vgl. S.12). Der nach Bickenbach meist unhinter­fragte Begriff des Lesens muss dabei von seiner idealtypischen Fixierung auf den Gegenstand des kontinuier­lichen Durchlesens befreit werden. Umgekehrt sei auch zu fragen, warum am aktuellen Bildschirm mit seiner optimierten Lesbarkeit nicht auch auf­merksam und intensiv gelesen werden könne, was oft verneint werde. Dazu sei zu fragen, welche wissenschaft­lichen Perspektiven es ermöglichen, die Materialität des Buches als Teil und Erweiterung des Lesebegriffs zu reflektieren (vgl. S.23).Und zur Beantwortung der Frage nach der Konkurrenz von Bildschirm und Buch sowie zu den Unterschieden, aber auch Ähnlichkeiten zwischen Buchlesen und Lesen am Bildschirm braucht es nach Bickenbach einen sogenannten vierten ‚praxeologischen Weg‘ zurück zum konkret­situatio­nalen Lesen, wobei nach ihm für die Lektüre eine solche Perspektive der Leseszene bislang zu wenig ausgeführt worden sei (vgl. S.41). Dazu ref lektiert Bickenbach in einem vierten Kapitel „Der Kodex: Was das Buch kann“ (S.45­70) in einer kulturalistisch­phänomenologischen, aber eher essayistischen und wenig systematischen Perspektive die spe­zifischen Eigenschaften des Buches und im fünften Kapitel „die kleinen wie auch erheblichen Unterschiede“ (S.71­99), jedoch auch Konvergenzen zwischen Buch und digitalem Text. Zwei weitere Kapitel – „Die Kunst des Lesens: Immersion und Selek­tion“ und „Blättern als Kulturtechnik und die Online­Suche“ (S.101­146) – befassen sich zudem mit der Immer­sion als Eintauchen in einen Text und mit dem Lesen als Selektion, Blättern und Springen durch einen Text bei Variation des Lesetempos, wobei die Lektüre am Bildschirm als sogenann­tes hyper reading generell eher schnel­ler und flüchtiger sei als das Lesen im gedruckten Buch (vgl. S.114). Im abschließenden Ausblick „Die unendliche Seite“ und im Nachwort „Immer, wenn wir lesen“ (S.153­159) wird nochmals auf die Ausgangsfrage der vermeintlichen künftigen Erset­zung des Buches eingegangen – und zwar als Versuch, über die Zukunft des Lesens nachzudenken, wobei Matthias Bickenbach ‚in Wahrheit‘ von einer Ergänzung ausgeht. Anwendungsori­entiert sollte man nach ihm normativ gegenüber „der gegenwärtigen Eupho­rie für digitale Bildung äußerst kritisch eingestellt sein, wenn diese das Buch vergisst. Doch noch ist es sehr präsent“ (S.157).Kritisch muss zu Bickenbachs zwar durchaus differenzierten, aber kaum systematisch geordneten und nicht theoriebasierten, sondern eher frei flottierenden Ausführungen ange­merkt werden, dass erstaunlicherweise praktisch kein Bezug genommen wird auf die durchaus vorliegenden aktu­66 MEDIENwissenschaft 01/2024ellen Befunde der empirischen Lese­forschung zur Entwicklung des (Buch­)Lesens im Zeitverlauf oder zu den Funktionen des Buchs für die Lesenden im Vergleich zu den Bildschirmmedien (vgl. bspw. Kerlen, Dieter: „Buchwir­kungsforschung – Vermessung eines Forschungsfeldes.“ In: ders./Kirste, Inka [Hg.]: Buchwissenschaft und Buch-wirkungsforschung. VIII. Leipziger Hochschultage für Medien und Kom­munikation (Institut für Kommuni­kations­ und Medienwissenschaft). Leipzig, 2000, S.99­112; Schön, Erich: „Buchnutzungsforschung.“ In: Kerlen, Dietrich/Kirste, Inka [Hg.]: Buchwis-senschaft und Buchwirkungsforschung. VIII. Leipziger Hochschultage für Medien und Kommunikation (Institut für Kommunikations­ und Medienwis­senschaft). Leipzig, 2000, S.113­130; Bonfadelli, Heinz: „Entstehung und Entwicklung der modernen Lese­ und Leserforschung im 20. Jahrhundert.“ In: Rautenberg, Ursula/Schneider, Ute [Hg.]: Lesen: Ein interdisziplinäres Handbuch. Berlin/Boston: DeGruyter, 2015, S.815­831).Heinz Bonfadelli (Zürich)

Matthias Bickenbach: Bildschirm und Buch: Versuch über die Zukunft des Lesens

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