Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts
Doi
Abstract
Vorgelegt wird ein Altar mit einer lateinischen Weihinschrift aus der lykischen Hafenstadt Patara, der von einem Signifer der legio XII Fulminata gestiftet wurde. Als eines der seltenen lateinischen Zeugnisse aus dem kaiserzeitlichen Kleinasien bildet es den Ausgangspunkt für eine Analyse des epi graphic habit von Signiferi in Hinblick auf die Errichtung von Dedikationen im Römischen Reich und für eine Rekonstruktion seines wahrscheinlichen Entstehungskontextes. Die Inschrift (ex magnis periculis) verweist darauf, dass sich der Stifter mit dem Schiff auf der Durchreise in der Nähe der lykischen Küste befand, in einer vom ihm als bedrohlich empfundenen Situation Neptun einen Altar gelobte und dieses Gelübde in der Hafenstadt Patara einlöste. Die Machart der Inschrift gibt weitere Aufschlüsse über den Herstellungsprozess: Die Ausführung der Buchstaben belegt, dass der Steinmetz kein Latein schreiben konnte, sondern die ihm unbekannten lateinischen Buchstaben von einer Vorlage des Auftraggebers in Kursivschrift abkopierte. Die Inschrift lässt sich damit in einen größeren Kontext der epigraphischen Zeugnisse an der Schnittstelle zwischen lateinischer und griechischer Epigraphik einordnen und bietet neue Erkenntnisse für das bislang selten belegte Phänomen impliziter Bilinguen; vorgeschlagen wird in diesem Zusammenhang eine entsprechende Erweiterung bestehender Kategorisierungen von Bilinguen.The article publishes an altar with a Latin dedicatory inscription from the Lycian harbour town of Patara, set up by a signifer of legio XII Fulminata. As one of the few Latin testimonies from Imperial Asia Minor, it provides the starting point for an analysis of the epigraphic habit of signiferi with regard to the erection of dedications in the Roman Empire and for a reconstruction of its probable context of origin. The inscription (ex magnis periculis) indicates that the dedicator was travelling by ship near the Lycian coast, vowed an altar to Neptune in what he perceived as a threatening situation, and fulfilled this vow in the harbour town of Patara. The way the inscription was made provides some information about the production process: The execution of the letters proves that the stonemason could not write Latin, but copied the unfamiliar Latin letters from a draft written by the client in cursive. The inscription can thus be placed in a larger context of epigraphic evidence at the interface between Latin and Greek epigraphy and offers new insights into the hitherto rarely documented phenomenon of implicit bilinguals. The author proposes that existing categorizations of bilinguals should be expanded accordingly