Regulatorische T-Zellen als neues Therapiekonzept in der Transplantationsmedizin

Abstract

Die Transplantation von soliden Organen oder hämatopoetischen Stammzellen hat sich über die letzten Jahrzehnte für viele Patienten zu einer kurativen Therapieoption entwickelt. Der langfristige Transplantationserfolg ist jedoch wesentlich von der Kontrolle chronischer Abstoßungsreaktionen abhängig. Die Behandlungserfolge im Falle einer chronischen Abstoßungsreaktion sind trotz des Einsatzes moderner immunsuppressiver Medikamente bis heute leider nicht zufriedenstellend. Der therapeutische Einsatz von regulatorischen T-Zellen, welche anti-inflammatorisch wirken und die Immunhomöostase erhalten oder nach Inflammationsprozessen wiederherstellen, entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem vielversprechenden Therapiekonzept. Hierbei werden regulatorische T-Zellen (Tregs) dem Patienten selbst oder dem ursprünglichen Stammzellspender entnommen, angereichert und anschließen intravenös verabreicht. Trotz der technischen Möglichkeiten und der klinischen Erfahrungen, die sowohl die Sicherheit als auch die Wirksamkeit von Tregs belegen, stagnieren die Entwicklungen in frühen Phasen klinischer Studien. Im Rahmen unserer Arbeiten haben wir in den letzten Jahren ein eigenes Protokoll entwickelt, das es uns ermöglicht, mittels ex-vivo-Expansion von Tregs aus 50 ml peripherem Vollblut – ohne die Notwendigkeit einer Leukozytapherese – ein sehr reines und funktionell wirksames Treg-Produkt zu generieren und dafür die Herstellungserlaubnis zu erlangen. Wir untersuchten zudem den Einfluss von konventionellen immunsuppressiven Medikamenten auf adoptiv transferierte Tregs, um Synergien zu nutzen und antagonistische Effekte zu vermeiden. Hierbei zeigte sich, dass Calcineurin-Inhibitoren wie Cyclosporin A und Mycophenolat Mofetil das Überleben und die Funktion adoptiv transferierter Tregs unterstützen, während Glukokortikoide in hoher Dosierung vermieden werden sollten. Mit diesem Wissen gelang uns die Translation ex vivo expandierter Tregs: im Rahmen einer Phase I/IIa-Studie konnten bereits Patienten, die eine Lebendspende-Nierentransplantation erhalten haben erfolgreich behandelt werden. Zusätzlich behandelten wir erstmalig drei Kinder, die nach allogener Stammzelltransplantation eine schwere, therapie-refraktäre chronische Abstoßungsreaktion erlitten hatten. Bei allen drei Patienten zeigte sich eine deutliche Besserung des klinischen Bildes und wir konnten zudem ein immunologisches Engraftment von naiven T-Zellen, naiven B-Zellen und dendritischen Zellen nachweisen. Angesichts dieser Ergebnisse und der übereinstimmend vielversprechenden Erfahrungen anderer Gruppen weltweit bleibt es unsere gemeinsame Aufgabe, die Sicherheit und Wirksamkeit von Treg-Therapien zeitnah im Rahmen größerer klinischer Studien weiter untersuchen. Gleichzeitig ist es essentiell, neue Erkenntnisse und innovative technische Möglichkeiten der Produktmodifikation fortlaufend in die Weiterentwicklung von Treg-Produkten einfließen zu lassen. Damit ist die Treg-Therapie auf absehbare Zeit zwar noch immer Einzelfällen vorbehalten, aber weitere wesentliche Meilensteine auf dem Weg in die breite klinische Anwendung werden nach und nach erreicht werden

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