peer reviewedFragestellung
Motivationale Konflikte zeigen sich oft in „Wollen-“ und „Sollen“-Konflikten (Grund et al., 2015). Junge Erwachsene, die oft einen großen Freiheitsgrad in der Gestaltung ihres Alltags haben (Arnett et al., 2014) erleben diese Art von Konflikte häufig (Riediger & Freund, 2008; Grund et al., 2015), oft begleitet von reduzierter Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden (Fries et al., 2005; Gray et al., 2011).
Die Förderung von Achtsamkeit, also die Aufmerksamkeit auf die unmittelbare Erfahrung zu lenken, ohne diese zu bewerten oder unmittelbar darauf zu reagieren (Bishop et al., 2004; Kabat-Zinn, 1990) reduziert das Stresserleben (Querstret et al., 2020). Achtsamkeit als sich situativ verändernder Zustand im Alltag und im Hinblick auf das Stresserleben Studierender scheint bisher jedoch noch nicht untersucht worden zu sein.
Das Hauptziel der Studie war es, die Rolle dieser beiden psychologischen Variablen für das Stresserleben von Studierenden zu untersuchen. Die Erfassung sollte unmittelbar im Alltag stattfinden und vor dem Hintergrund der Zeitnutzung am Tag und unter Kontrolle des täglichen Affekts analysiert werden.
Methoden
Von N = 105 Studierenden (Bildungswissenschaften) gaben 91 „weiblich“ und 14 „männlich“ als Geschlecht an. Der Altersdurchschnitt lag bei M = 22.18 Jahren. Der Erhebungszeitraum lag in der Mitte der Vorlesungszeit.
An acht aufeinanderfolgenden Tagen erhielten die Studierenden jeweils fünf Kurzfragebögen und einen Abendfragebogen via Smartphone (Ecological Momentary Assessment). Insgesamt wurden N = 4410 Kurzfragebögen (97.86%), sowie N = 805 Abendfragebögen (95.83%) beantwortet. Die Kurzfragebögen enthielten u.a. Fragen zu motivationalen Konflikterleben, momentaner Achtsamkeit und Affekt; die Abendfragebögen zur Zeitnutzung und zum Stresserleben am Tag.
Die situativen Daten wurden auf Tagesebene aggregiert. Multi-Level-Analysen wurden genutzt, um Aussagen über Effekte zwischen Personen (between-person) und zwischen Tagen innerhalb von Personen treffen (within-person) zu treffen.
Ergebnisse
Die Lernzeit und Wollen-Konflikte zeigten keinen bedeutsamen Zusammenhang mit Stress. Wenn Studierende mehr Zeit mit Freizeit verbrachten als sie dies im Durchschnitt an den anderen Tagen taten, schätzen sie abends den Stress geringer ein (within-person). Bei intensiveren Sollen-Konflikte zeigte sich insgesamt ein höheres Stresserleben (between- und within-person). Achtsamkeit ging auf beiden Ebenen mit weniger Stress einher. Unter Berücksichtigung von positiven und negativem Affekt und von Stress vom vorangegangenen Tag waren Sollen-Konflikte nicht mehr bedeutsam für das Stresserleben.
Diskussion
Insgesamt unterstreichen die zunächst nur korrelativen Befunde die Bedeutsamkeit von motivationalen Konflikten und Achtsamkeit für das Stresserleben im Studium, die daher als wertvolle Ansatzpunkten für Interventionen zur Reduktion von Stress bei Studierenden gesehen werden können.3. Good health and well-bein