Die interdisziplinäre S3-Leitlinie zur Therapie von Sprachentwicklungsstörungen - das Wichtigste in Kürze

Abstract

Hintergrund: Sprachentwicklungsstörungen (SES) gehören zu den häufigsten und am häufigsten behandelten Störungen im Kindesalter und wirken sich bis ins Jugend- und Erwachsenenalter negativ auf den Bildungserfolg und den sozialen Status aus. Ihre Prävalenz beträgt etwa 9,9 %. Die Mehrheit der Kinder mit SES hat keine weiteren gravierenden sprachrelevanten Störungen (Prävalenz ca. 7,4-7,6 %), ca. 2,3 % haben zusätzliche Beeinträchtigungen, die zu einer SES beitragen können, wie Hörstörungen oder neurologische Entwicklungsstörungen. Phonologische Aussprachestörungen, die einen Teil der SES bilden, sind oft mit späteren Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten verbunden.Material und Methoden: Aus diesen Gründen und vor allem, um evidenzbasierte Empfehlungen für wirksame Interventionen bei SES abzugeben, die dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand Rechnung tragen, wurde eine S3-Leitlinie dazu erstellt. Sie basiert auf einem systematischen Review zur Wirksamkeit von Interventionen für SES insgesamt, für die einzelnen linguistischen Domänen und für das Late-Talker-Risikostadium für SES.Ergebnisse: Die Leitlinie empfiehlt (a) bei Late Talkers (Alter 24-36 Monate) bei expressiver Sprachverzögerung strukturiertes Elterntraining, bei zusätzlicher rezeptiver Sprachverzögerung oder anderen Risikofaktoren Sprachtherapie, (b) bei phonologischen Aussprachestörungen phonologische oder integrierte Behandlungsmethoden; bei phonetischen Störungen einen traditionellen motorischen Ansatz, (c) bei lexikalisch-semantischen und d) morphologisch-syntaktischen Störungen eine Kombination aus impliziten und expliziten Methoden (Inputanreicherung, Modellierungstechniken, Elizitationsmethoden zur Schaffung von Produktionsgelegenheiten, Einsatz von Metasprache und Visualisierungen). Zudem werden Interventionsprinzipien und -methoden für pragmatische SES und für SES bei mehrsprachigen Kindern, für die stationäre Sprachrehabilitation und für SES im Zusammenhang mit Hörstörungen, geistiger Behinderung, Autismus-Spektrum-Störungen, selektivem Mutismus sowie sprachrelevanten Syndromen und Mehrfachbehinderungen empfohlen.Diskussion: Die Leitlinie impliziert auch pädagogische Aspekte und soll eine hochwertige Therapieforschung anregen, die die Einbeziehung der Eltern, das Therapiesetting und die Dosierung (Häufigkeit, Dauer, Inhaltsmodule pro Therapiesitzung) berücksichtigt.Fazit: Die Leitlinie bietet eine klare, empirisch fundierte Anleitung für wirksame Interventionen bei SES

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