WEITERE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ATHMUNG DER WÜRMER

Details: 
Zeitschrift für physiologische Chemie: 1.1877-20.1895
Hoppe-Seyler's Zeitschrift für physiologische Chemie:  21.1895- 112.1921 (-)

     Zeitschrift für Physiologische Chemie (14) (a0000)

          Weitere Untersuchungen über die Athmung der Würmer (14) (p0318

Bunge, G.

German

Bauhaus-Universität Weimar: Digitale Sammlung

Weitere Untersuchungen über die Athmung der Würmer.VonW. Bunge,Professor der pliysii»logischen C.hemie in Basel.(D«t K' daction zug'-nangen am 2s. October iss;*.)In einer früheren •Miltlfoilun^r liaho ich gezeigt, das- «li(* im Dünndarm der Katze lebenden Spulwürmer (Ascaris iiiystax) in vollkommen sauerstoflfreien Medien 4 bis 5 mal -4 Stunden leben und während dieser Zeit last ununter­brochen lebhafte Bewegungen ausführen. Ich habe diese Ver­suche vielfach an anderen Ascarisarten wiederholt. Ein sehr bequemes Versuchsobject ist die im Darme des Hechtes häutigverkommende Ascaris acus. weil dieses Thier bei Zimmer­temperatur am Beben erhalten wird. Ich habe die Versuche an U Exemplaren angestelll. Dieselben lebten nach vollstän­diger Sauerstoffontziehung-*) 4 bis G mal l>4 Stunden. Die Bewegungen waren jedoch nicht so lebhaft wie bei Ascaris mystax.Ich stellte nun Versuche an grösseren Ascarisarten an in der UolVnung, die StotTwechselproducte derselben kennen') Irher ilas. SaUersUdThediirlüiss-der l)nnn|»arusileii. Diese /.eil-schrill, lut. s, s. -ts, iss:t.-) Die Methoden «1er Sauersloffenlziehuio: halte ich in der l'rnlieteii Mitlheilung ausführlich hesclmehon./ J liM'IK'il.:M0I)NSIS- Wäre ill sof.MII Voll ilolllMII lui,.rosse, a|slll<;1' cinc «•■‘‘WnlMHl hätten. .lie Spaitungsproeesso g.tiennt von .Ion Oxydationsproeesson zu sludiren. hishe- micro war os mir darum zu Hum. die Richtigkeit einer Ansicht - über die Vorgänge der inneren At Innung zu rufen«eiche heutzutage .......... mehr Anhänger gewinnt, 11 derAnsicht, dass bei den .Spalluugsprocessen in den thierischeiV .eweben energisch reducireude Substanzen - „ascirender Uasseisloft und leicht oxydirbaro organische Stolle - sich bilden, dass diese aus dem Sauerstoflnmleköie das eine ' °"!1b,nt °1" 1111,1 dadurch dem anderen active Eigenschaften er"loden. In den sauerslolflroieu .Medien, in welchen die Ascariden sich bewegten, mussten diese reduoiienden Spal- tungspioducte sich ansainmeln. Ihre Menge musste grösser sein als bei sauerslollufl,inenden Thieren, weil die Dann- parasden die lebendige Kraft zur Verrichtung ihrer Functionen nur aus der omen Quelle schöpfen, aus der Spaltung, die Saiieistolathmer dagegen aus einer zweifachen, der Spal-"7 U,;<1 , lcr ‘^V'lalion. Thatsächlich haben die Ascariden und überhaupt die parasitischen Nematoden stark ent- «icketle Excel,onsorgam;, aber keine Respirationsorgane1), ‘.'"‘T :lS0 a" é"r"ÿserei] Ascariden die Frage sich en scheiden lassen, ob unter ihren Stoftweehselproducfc» leicht oxydirbaro Substanzen auflreten. Insbesondere konnte•ach entwickelnder Wasserstoff der ....... rsuchung nicht ent-^ * ?, f«1' voreuchlc zuerst mit der grössten uns bekanntenAscarisart zn experimentiren, der A. megalocepbala aus den. Darme des Pferdes, aber diese Thiere erwiesen sich abKr?-,- ES ,St '"ir niC,1‘ ""lu"^11- dieselben Unter erhallen'011 gUn"°n ßn8cr als 2 Tage 4,1, Leben zuIch stellte datier die Versuche mit den Ascariden des Schweines (A. hu.... iconics) an. Diese lebten „ach -voll-') H. •. )l ;t I I I (> II 1 Î ;t ~. t j ;p. «iOl> 00 t.1’hiltK. Tiüik . Vm|. j:,i; I»;ll I |J-«fündiger Sauerstoffontziehung 5 bi« 7 mal 24 Stunden. Wurden sie in ausgekochter 1 °/# Kochsalzlösung über Quecksilber ab- gesporrt, so Hess sich eine bedeutende Gasentwicklung beob­achten. Das entwickelte Gas wurde von Kalilauge vollständig absorbirt, war also reine Kohlensäure und enthielt keinen Wasserstoff. Die Menge der entwickelten Kohlensäure war stets .eine sehr bedeutende; sie betrug am Schlüsse der 5- bis 7 tägigen Versuche — wenn man die in der Koch­salzlösung absorbirte Kohlensäure hinzurechnete — auf jedes Gramm vom Körpergewichte des Thieres ungefähr 5 bis 10 cbcm.Ich stellte mir nun die Frage, ob neben der Kohlen­säure reducirende Spaltungsproducte abgeschieden werden.Ein grosses Reagensglas wird zur Hälfte mit Quecksilber ■ gefüllt. Das Quecksilber wird ausgekocht. Darauf wird der Resl des Glases mit 1 °/# Kochsalzlösung gefüllt und wiederum ausgekocht. Nun wird das Glas in kaltes Wasser getaucht. Nach wenigen Minuten ist dasselbe auf Körpertemperatur abgekühlt, tier 3,05 gr. wiegende Wurm wird hineingebradil. «las Glas mit dem Daumen geschlossen und in eine Queck- si Iber wanne umgestülpt. Ein sichtbares Luftbläschen ist nicht hineingerathen. Die Höhe des sperrenden'Quecksilbers beträgt aussen und innen am Glase \) cm. Die Menge der Kochsalz­lösung beträgt 27 cbcm. Der ganze Apparat wird in einen Raum gestellt, in welchem die Temperatur zwischen 35° und • »8 G. schwankt. Um die Mitte des dritten Tages beginnt sich Gas über der Salzlösung zu sammeln. Am Anfänge des sechsten Tages sind die Bewegungen des Thieres, welche in tien ersten Tagen lebhaft waren. nur noch sehr träge und um die Mitte des sechsten Tages wird es todt gefunden. Der Apparat wird nun auf Zimmertemperatur abgekühlt und das Gas über der Kochsalzlösung dadurch auf einfachen Atmo­sphärendruck gebracht, dass die Höhe der Quecksilbersäule aiissen und innen am Reagensglase genau gleich gemacht und so viel Kochsalzlösung in das umgebende Gefäss gegossen wird, dass auch die Salzlösung innen und aussen am Glase gleich hoch steht. Das Gasyolumeii beträgt jetzt ungefährs.s < |. Ich bracht,- mm in . in kleines. mil vine» S, Un;il.. lV. is. 1.0N. < Rengensgläsehen über Quecksilber t.:i, bcm. reinen Sauerstoffes - bei gewöhnlichem Druck, mul Zimineiiemperalur abgelesen -, Diese Sauersloflinenge wunie in der Que, ksilber- "■mme m das grosse Reagensglas umgel'ülll, in welchem sieh der Wurm befand. Dadurch slieg das Casvulmnen ^ „ach- dem das «las anhaltend und stark geschüttelt worden und darauf wieder abgekühlt war _ von S.s anf 11,!) eben,, als» um ...1 ebem. Es war m Eolge des vermindeiden l’arliar- druekes .1er Kohlensäure etwas von der in der Salzlrtsmm absorbirlen Kohlensäure an das darübersleiiende «as.-emernoabgegeben worden. Der Wurm wird ........ . einem- am Kodeliakenloimig gekrümmten, durch das Quecksilber bimlurch In das Reagensglas eingeführten Eisendrahte aus dem «las,, berausgezogen. Nun lasse ich Kalilauge in das'«las milsteigen wodurch das «as Ins auf ungefähr I eben,, absorbât wird Dura ul lasse ich Pjrogallollösung hinzulrcte», worauf der l.csl des «ases Ins auf ein linse,igrosses Rläscfien vvrschwindel, !*' aUo, keu"- «rkcm.bar« Sa »erst offmeng,, vonden Ausscheidung*,.roduelen des Wurmes ... bun- (len worden. n•1,l)i,°S"" V7'sl";h l,al,e idl »och zwei mahwieddrholl. Da* l»c>ullat war dasselbe.Sn, Wi,rrreh7 daS* •»* -'sear........ ohneg"v ! aH,zulu'l!mci1 ei»« »H.r grosse Hänge Kohlensäure ausscheiden und dass' „„1er den 11 >‘!gP" Spill tu ngsproduct en weder Wasserstoff i-iu i sonst irgend welche reducirende Substanzen «ui i ire ten.der VS.,'r-r T l,0l"'m I,,ter< ss< ’ ««'• Alisscheidungsprodücte Ascariden kennen zu lernen. Aus Mangel an Materialilbl' ICl1 w" ,licsp (’'ilorsuchung verzichten müssen. In einer, , . A'" «l'u,"‘c bcstiiumung kan, cs „ich! an. Es Wurde ein-•' ' "ic Marke an dem llcagen>glase angchraclu „nd das da.... ... ,,,2 ” . IWd'lri*lidl ,lur'1' Znüi,ss,.„las.cn .......» in* i riatliiirlcii linifltc atisjr*Miiessi»n.grossen Siadt. wo in den Schlachthäusern läßlich eine sehr grosse Zahl von Würmern gefunden wird, würde das noting. Material vielleicht wohl zu beschaffen sein. Bemerken will ich nur, dass die Salzlösung, in der die Ascariden bei Sauer­stoffabschluss gelebt haben, stets stark sauer reagirt und das. diese Reaction von einer flüchtigen Säure herrührt.in einer früheren Arbeit ') habe ich bereits mitgetheilt, dass die Fähigkeit, längere Zeit ohne Sauerstoff zu existiivn und Bewegungen auszuführen, auch gewissen frei lebenden W ürinern zukonunt, welche im Schlamme der Gewässer ähn­lichen Bedingungen unterworfen sind, wie die Parasiten im Barme. Auch diese in Dorpat begonnenen Versuche habe ich in Basel wiederholt. Das Ergebniss war das gleiche: Dendrocoelum lacteum, Aulastomum gulo und Clepsine biocu- lata lebten nach Entziehung des Sauerstoffes 2 mal 24 Stunden und machten am Anfänge des zweiten Tages noch lebhafte, kräftige Bewegungen. Xephelis vulgaris lebte 2 bis 4 Tag. , Clepsine complanata 3 bis :> Tage.Non frei lebenden Nematoden habe ich den Gordin- aipiaticus und die Anguillula aceti beobachtet. Der (Jordiu- macht bekanntlich auch ein parasitisches Stadium durch. Di. von mir beobachteten Exemplare befanden sich im frei lebenden gesell lech tsréi fen Entwicklungsstadium.Der Gordius, zeigt ein eigenthümliches Verhalten. Entzieht man ihm den Sauerstoff, so stellt er bald alle Bewegungen ein und scheint todt. Bringt man ihn. nachdem er 24 Stunden m diesem scheintodten Zustande verharrt hat. wieder mit der atmosphärischen Luft in Berührung, so erwacht er und bewegt sich wieder mit der früheren Lebhaftigkeit. Dieses Verhalten habe ich an keinem anderen Wurm beobachtet. Alle übrigen, ’leien Verhalten ich bisher geprüft habe, sind, sobald sie ein­mal nach der Sauerstoffentziehung ihre Bewegungen eingestellt haben, nicht mehr zu beleben.Anguillul.i aceti ist ganz besonders resistent gegen Sau.T- -loflentziehung. In ein kleines Reagensglas wurde Essiy') l eiirV das SaiH-rstofTt^töifivj^s «W SldammMv.dmtM-. I>i- Zfil-clintl, Bd. 12. s. isms.gegossen. wither von Aelchen wimmelte; und dieses fie- agcnsglas in einen Ballon mit Kalilauge und Pvrogallol ein­geschmolzen in der Weise, wie ich es in dem Versuche II und III meiner höheren Mittheilung (Bd. 8, S. 5*—35) beschrieben habe. Die geringe Sauerstoffmenge. die in dent Essig absorbirt sein konnte, musste sehr bald in die alka­lische Pyrogallollösung liinüberditTundiren. Nach dieser absolut vollständigen Sauerstoffentziehung be- wegten sich die Aelchen sieben mal il Stunden auf's l.ebhalteste.Es scheint mir beachtenswertli, dass im Darme der höheren Thiere nur solche Organismen Vorkommen.. unter deren frei lebenden nächsten Verwandten sich welche finden, die gleichfalls die Fähigkeit besitzen, längere Zeit ohne Säuer- stoft zu existiren, Die im Darme lebenden Organismen gehören zu den Bat terien, Pilzen, Würmern oder Insectenlurven. Alle d'ese Classen weisen auch Repräsentanten auf, die im freien Zustande resistent sind gegen Sauerstoffmangel. Dass es frei lebende anaërobiotische Batterien und Pilze giebt. ist ja bekannt. Den parasitischen Cestoden und Ascariden ent­sprechen die schlammbewohnenden Turbellarien und Nema­toden. Gewisse Inseelenlarven können gleichfalls in der leuchten Er,le oder in luftdichten Gespinnden ohne oder mit sehr geringen Mengen von Sauerstoff leiten Es wird dadurch walirsclieinhcli, dans die Damiparasäten von Organising ab- dämmen, die bereits im freien Zustande Anaërobionten waren. Nur dadurch, dass die Würmer als Schlammbewohner ein.’ orschule durchgemacht hatten, waren sie befähigt, in den Itarm höherer Tliierc einzuwandern. Die niederen Tliiere jd,er, von denen die Würmer abslammen, waren wahrschein- beb Sauersloffatlnner. Dafür spricht die Thalsäichc. dass die Eier der parasitischen Nematoden ohne Sauerstoffzutritt sich nit it entwickelnEs erklärt sich daraus, warum dm Eier.m, Es.i,l.'li''ses fl'"' Aakylostoiiia .luwlcale .lurch iliclntoUmchmu.e,, " Le'cht e"st",'„ „selige,vieren. Kinigcr nt..., Antvl.,,"",,»<l"«lM,ale. Hcrti,i u. I.cip/i-, Tliieiue. Is*7 s«i«T Darmparasiten durchaus den Wirth verlassen müssen. in Welchem der mütterliche Organismus alle Existenzbedingungen vorfindet, warum sie durchaus alle in freiem Zustande'die ersten Stadien ihrer Entwicklung durchmaehen müssen. Tele­ologisch lässt sich diese Erscheinung nicht erklären. Es '•'heint mir, dass sie eine Erklärung vielleicht timtet in der Descenden/.leh re.Basel, im October 1S80.

Weitere Untersuchungen über die Athmung der Würmer

https://digitalesammlungen.uni-weimar.de/viewer/api/v1/records/lit16790/pdf/

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