Ordnen und gestalten: Der IKEA-Katalog - Atmosphärisches Wohnen in Schweden und der Bundesrepublik Deutschland

Abstract

Im Dezember 2020 gab der schwedische Möbelhersteller IKEA bekannt, die weltweite Distribution seines gedruckten Warenkatalogs nach 70 Jahren einzustellen. Im deutschsprachigen Feuilleton wurde diese Nachricht zum Ereignis: "Auch das noch: Den IKEA-Katalog gibt's nur noch digital", stellte Jens Jessen in der "ZEIT" leicht ironisch fest. Angesichts der Unsicherheiten, die von der globalen Covid-19-Pandemie ausgingen, schien im nun umso wichtiger gewordenen Bereich des Wohnens eine weitere Konstante des Alltagslebens wegzubrechen. Der ausbleibende Katalog veranlasste einige Kommentator*innen zu sehr persönlichen Formen der Anteilnahme und Abschiedsbekundung. Mitunter ließen diese, nostalgisch gefärbt, das eigene Erwachsenwerden Revue passieren - schließlich waren die IKEA-Kataloge in den Industriestaaten weltweit ein Teil davon. So erscheint der Möbelkatalog als Medium zum Träumen, als warenästhetischer Coming-of-Age-Roman, der Jugendliche im Akt des Durchblätterns von Erwachsenenleben und Unabhängigkeit fantasieren lässt; als Schwelle in eine selbstständige, bessere Zukunft: "Du warst das Fenster, das reale Einrichtungshaus die Tür." Das IKEA-Du, das in den Katalogen und Einrichtungshäusern propagiert wird - die Bundesrepublik hat es dankend umarmt und vielfach verflucht

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