Rhythmen der Sicherheit

Abstract

Der Artikel entwickelt das Konzept des Rhythmus, um die vielfältigen Temporalitäten von Sicherheitspraktiken zu erfassen. Innerhalb der Security Studies liegt der Schwerpunkt bis dato auf der Frage, wie die Zukunft in Rechnung gestellt wird. Im Zentrum stehen Politiken der Antizipation unterschiedlichster Art – der Vorsorge und der Vorbereitung, der Prävention und der Preemption. Diese Konzentration auf Zukünftiges korrespondiert mit der Ausrichtung der Security Studies auf Bedrohungen, die per Definition nie vollständig präsent sind. Allerdings geraten dadurch wichtige Dimensionen der Zeitlichkeit aus dem Blick: etwa die Geschwindigkeit von Ereignisketten, ihre situative Beschleunigung und Verlangsamung, die Prägekraft etablierter Verfahren oder die Kollision unterschiedlicher Eigenzeiten. Die Analytik von Rhythmen vermag diese Dimensionen zu erfassen. Sie begreift Temporalitäten der Sicherheit als verkörperte Ordnungen, die sich räumlich-prozessual materialisieren. Drei Ansatzpunkte werden für die Sicherheitsforschung eröffnet. So ist der Vorgang der Versicherheitlichung erstens niemals ein isolierter Akt; vielmehr weist er eine Rhythmizität auf, die sich im Zusammenspiel von technischen Artefakten, sozialen Konventionen und Formen des Lebens ergeben. Sicherheit ist ferner nicht nur durch die punktuelle Suspension normaler Abläufe gekennzeichnet, sondern beruht auf seriellen Repertoires des Prüfens und Testens, Probens und Übens. Rhythmen erzeugen schließlich eine affektive Bindung. Sie können Sicherheitsdispositive stören oder in polyrhythmische Konstellationen umarbeiten. Die Potenziale, welche die Rhythmusanalyse für die Erforschung von Temporalitäten der Sicherheit bereithält sind somit groß, aber noch weitgehend ungenutzt

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