Sprache spielt für die Herausbildung der menschlichen Identität eine zentrale Rolle: durch
unsere Erstsprache wird es uns möglich, uns als Ich zu begreifen und zu artikulieren. Deshalb
gibt es Menschen, die Hemmungen haben, eine andere Sprache zu lernen und zu sprechen,
weil dies für sie eine Gefährdung ihrer mit Sprache verknüpften Identität darstellt. Als
„Konfliktzweisprachigkeit“ bezeichnen wir die Situationen, in denen Menschen gezwungen
werden, eine andere Sprache zu übernehmen, zugleich aber ihre Erstsprache nicht aufgeben
wollen. Ein Sprachwechsel gelingt um so besser, je weniger er als Bedrohung für die
Erstsprache angesehen wird, je bewusster erkannt wird, dass verschiedene Sprachen uns
verschiedene Seiten der Welt, aber auch verschiedene Möglichkeiten unseres persönlichen
Welterlebens eröffnen