Richard Marz

Zeitschrift für Hochschulentwicklung

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Zeitschrift für Hochschulentwicklung                    ZFHE  Jg.6 / Nr.1  (März 2011)  www.zfhe.at  99Richard MARZ1 (Wien) If a thingʼs worth doing is worth doing well, why do we accept doing a poor job?  „If a thingʼs worth doing, itʼs worth doing well“ (unknown). Ein wunderbares, in-spirierendes Motto, aber ach, wie Bert Brecht so treffend formulierte, „die Verhält-nisse, sie sind nicht so“. Dieser kurze Beitrag ist Gottfried Csanyi, dem scheiden-den Redakteur der ZFHE gewidmet, der sich immer dafür eingesetzt hat, hoch-schuldidaktisch nichts weniger als einen guten Job zu akzeptieren. „…erscheint uns das Ausmaß an Resignation zur Einschätzung der Veränderbar-keit des derzeitigen Zustands bemerkenswert hoch.“ Dieses Zitat stammt aus einer Untersuchung der Lehrenden am Institut für Medizinischen Chemie der (damali-gen) Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Glatz and Krajic 1991). Es be-schreibt die Realität vieler Universitätslehrender: Wir unterrichten in Situationen, die wir, aus mannigfaltigen Gründen, für suboptimal einschätzen, sehen uns aber, aus mannigfaltigen Gründen, außerstande, diese Situationen zu verbessern. Ja, noch schlimmer, oft versuchen wir es nicht einmal. Den Grund dafür hat van der Vleuten et al. treffend charakterisiert: „Tradition and intuition continue to be the prime guiding principles of education” (van der Vleuten et al. 2000). Eine wissen-schaftsgeleitete Änderung findet also kaum statt, weil in der Welt der universitären Lehre diese Möglichkeit für die meisten Kollegen außerhalb des Wahrnehmungs-horizonts liegt. Hochschuldidaktik, als eigenständige und ernstzunehmende akademische Disziplin, gibt es zwar de jure, aber kaum de facto. Durch das Lesen dieses Artikels haben Sie ihre Zugehörigkeit zu der kleinen Gemeinde deklariert, für die eine Zeitschrift wie die ZFHE eine relevante Informationsquelle darstellt. Und daher mache ich Sie auf ein Ereignis aufmerksam, das zumindest für Insider einen Abschluss, aber auch einen Neubeginn darstellt. Hochschuldidaktik in Österreich wird unweigerlich und zu Recht mit dem Namen Gottfried Csanyi verknüpft. Die Österreichische Gesellschaft für Hochschuldidak-tik (heute besser bekannt als ÖGHD) wurde 1977 von engagierten Hochschulleh-rer/inne/n und Studierenden als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien gegründet (http://www.oeghd.at). Vom Anfang an war Gottfried eine treibende Kraft und es war mit sein Werk, dass bereits im nächsten Jahr die Zeitschrift für Hochschuldi-daktik (ZfHD) als Printmedium erschien. Dieses von Enthusiasmus und Selbstaus-beutung getragene Publikationsmodell hielt ein erstaunliches Vierteljahrhundert, wobei eine kleine, aber dennoch lebenswichtige Subvention des österreichischen Wissenschaftsministeriums das wirtschaftliche Überleben ermöglichte. An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. Felicitas Pflichter explizit für ihre Unterstützung dan-ken.                                                      1  e-Mail: richard.maerz@meduniwien.ac.at Richard Marz ZFHE Jg.6 / Nr.1 (März 2011) S. 99-102  www.zfhe.at  100Um das Jahr 2000 herum wurde es jedoch klar, dass die ZfHD in der bestehenden Form nicht lebensfähig war. Und wieder ist es primär Gottfried zu verdanken, dass ein neues Modell entwickelt und umgesetzt werden konnte. 2002 erschien die letzte Printausgabe der ZfHD; 2004 die erste online-Ausgabe. Aber dies war nur ein Zwi-schenschritt. Nach erfolgreicher Rekrutierung eines internationalen Editorial Boards, erfolgte 2006 mit deren Hilfe der Relaunch der Zeitschrift als ZFHE. Gott-fried war auch in dieser Phase die treibende Kraft. In letzter Zeit erfolgten aber weitere Änderungen. Die ÖGHD übergab die Heraus-geberfunktion für die ZFHE an das Forum neue Medien in der Lehre Austria (fnm-austria), Doris Carstensen übernahm von mir den Vorsitz des Editorial Boards und Martin Ebner gestaltete nach Vorgaben des Editorial Boards die technische Imple-mentierung des redaktionellen Ablaufs vollständig neu. All dies war für Gottfried offenbar ein Signal, und so zog er seine ursprünglich abgegebene Bewerbung als Redakteur der ZFHE für 2011 zurück. Seine Stelle hat jetzt Michael Raunig einge-nommen, dem ich gratuliere und alles Gute für diese Tätigkeit wünsche. Gottfried bleibt aber der Hochschuldidaktik treu; primär in seiner Hauptbeschäfti-gung an der Technischen Universität Wien. Es wäre falsch, seine Verdienste nur in Verbindung mit ÖGHD und ZfHD zu sehen, denn es gelang ihm immer wieder, eine Brücke zwischen universitärem Alltag und hochschuldidaktischem Anspruch zu konstruieren. Ich möchte zwei Projekte skizzieren, an denen ich gemeinsam mit ihm beteiligt war: die „Grazer Konferenzen“ und das „MCW Projekt“. In den frühen 90er Jahren besuchten Jörg-Ingolf Stein (damals Universität Graz, seit 2004 Medizinische Universität Innsbruck) und ich die von Florian Eitel organi-sierten Konferenzen „Qualität der Lehre“ in München und zwei Jahre später in Köln. Danach stand für uns fest: Wir müssen eine ähnliche Veranstaltung für unse-re Kolleg/inn/en in Österreich organisieren. Eine institutionelle Unterstützung durch die Österreichische Gesellschaft für Hochschuldidaktik, die Bundeskonfe-renz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals der Österreichischen Universitäten und Kunsthochschulen sowie der Medizinischen Fakultät der Univer-sität Graz machte es möglich, im Herbst 1995 die „Grazer Konferenz, Qualität der Hochschullehre – Medizin 2000“ erstmals zu veranstalten (Marz 1996). Aber es ist nur den vielen Diskussionen mit Gottfried zu verdanken, in denen über einige Jahre hinweg an einem didaktisch stimmigen Konzept gefeilt wurde, dass diese Veran-staltung einen festen Platz in der österreichischen Medical Education Gemeinde einnehmen konnte (Marz and Stein 1998). Im April 2011 wird die Konferenz zum 15. Mal stattfinden (http://grazerkonferenz.oeghd.at). Es sind zwei primäre Zielset-zungen, die hier verfolgt werden: 1. Personalentwicklung auf wissenschaftlichem Niveau. Aus dem Ausland kommende Expert/inn/en (um innerösterreichische Eifersüchte-leien zu vermeiden) auf dem Gebiet der Medical Education halten kurze Vorträge und lange Workshops zu für uns aktuellen Themen. Die Programme der letzten Konferenzen sind auf der Konferenzwebsite archiviert. 2. Vernetzung der in Österreich tätigen Universitätsangehörigen. Durch gemeinsames Arbeiten in den Workshops, eine „Poster-Party“, in der aktuel-le wissenschaftliche und didaktische Projekte vorgestellt und (bei einem Glas Richard Marz ZFHE Jg.6 / Nr.1 (März 2011) S. 99-102  www.zfhe.at  101Wein) diskutiert werden, viele und lange Pausen zwischen den Programmpunkten sowie ein attraktives Rahmenprogramm gibt es viel Kommunikationsraum. Ein belegbarer Erfolg der Grazer Konferenzen: Das UniStG 1996 hat die Fakultä-ten zur eigenverantwortlichen Entwicklung von Studienplänen ermächtigt und be-auftragt. Die Tatsache, dass alle drei Medizinischen Fakultäten Österreichs (Wien, Graz, Innsbruck) diesen neuen Freiraum genutzt haben, um eine grundlegende Re-form des Studiums zu planen, beschließen und umzusetzen sowie die Tatsache, dass das Resultat an allen drei Standorten recht ähnlich ausgefallen ist, kann in di-rektem Zusammenhang mit der gemeinsamen Arbeit in den Grazer Konferenzen gebracht werden. Gottfried hat aber auch zur Studienreform Medizin in Wien einen wichtigen Bei-trag geleistet. Bereits 1995 beantragten er und ich ein Evaluationsprojekt für die Wiener Medizinische Fakultät, von dem wir erwarteten, dass es in eine Studienre-form münden würde (Csanyi and Marz 1996). Wir waren aber der Zeit voraus und das Projekt wurde nicht gefördert. 1997 unternahmen wir einen neuerlichen Anlauf mit einem expliziten Studienreformprojekt und diesmal wurde das Projekt vom BMWK gefördert, nachdem die Medizinische Fakultät der Universität Wien auch Eigenmittel für das Projekt widmete. Das MCW (Medizin Curriculum Wien) Pro-jekt war geboren und für dieses Projekt war Gottfried 1998 hauptberuflich tätig (Merl et al. 2000). Der Projektantrag erwies sich als brauchbare Roadmap und am 1. Oktober 2001 wurde der neue Studienplan Medizin in Wien für eine Kohorte von 150 Studierenden implementiert. Der 1. Oktober 2002 brachte die Vollimple-mentierung. Seither wurde der Studienplan jedes Jahr geringfügig adaptiert, aber das Originalgerüst hat sich als tragfähig erwiesen. Hervorheben möchte ich an der Leistung Gottfrieds, dass es nicht nur um die Aus-arbeitung des Studienplans selbst ging. Primär mussten wir einen robusten Change-Management-Plan entwickeln, der eine wirklich grundlegende Änderung aller As-pekte der Lehre und des Prüfungswesens für die vielen Stakeholder akzeptabel machte; genau an dieser Stelle haben frühere Reformbemühungen versagt. Es gab natürlich viele andere Kolleg/inn/en, ohne deren Mitwirkung die Studienreform nicht zustande gekommen wäre; hier ist aber die Gelegenheit, den Beitrag von Gottfried zu dokumentieren und zu würdigen. Richard Marz ZFHE Jg.6 / Nr.1 (März 2011) S. 99-102  www.zfhe.at  102Literaturverzeichnis Csanyi GS, Marz R (1996) Evaluation der Lehre an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (ELM-Projektantrag). Zeitschrift für Hochschuldidaktik, 20, 77-99. Glatz E, Krajic K (1991) Fallstudie: Lehre am Institut für Medizinische Chemie der Universität Wien. IN PELIKAN, J. M. (Ed.) Lehre im reformierten Medizinstudium Teil I. Wien, Ludwig Boltzmann-Institut für Medizinsoziologie. Marz R (1996) Qualität der Lehre – Gedanken zum Workshop und zur Evaluationsdiskussion. Zeitschrift für Hochschuldidaktik, 20, 7-13. Marz R, Stein J-I (1998) Durch Erschöpfung zum Erfolg: Vorträge, Discussion Groups, Workshops und eine Poster Party (Exhaustion breeds success: Lectures, Discussion Groups, Workshops, and a Poster Party). Zeitschrift für Hochschuldidaktik, 22, 7-11. Merl PA, Csanyi GS, Petta P, Lischka M, Marz R (2000) The Process of Defining a Profile of Student Competencies at the University of Vienna Medical School. Medical Education, 34, 216-221. unknown. Cambridge Dictionaries Online. Cambridge University Press. http://dictionary.cambridge.org/dictionary/british/if-it-a-thing-is-worth-doing-it-s-worth-doing-well, Stand vom 24. Feber 2011. van der Vleuten CPM, Dolmans DHJM, Scherpbier AJJA (2000) The need for evidence in education. Medical Teacher, 22, 246-250. Autor Ao. Univ.-Prof. Dr. Richard MÄRZ    Medizinische Universität Wien    Spitalgasse 23, A-1090 Wien richard.maerz@meduniwien.ac.at   

If a thing's worth doing is worth doing well, why do we accept doing a poor job?

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If a thing's worth doing is worth doing well, why do we accept doing a poor job?

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