Neue Berufe in der Säuglingspflege

Abstract

Der geschichtswissenschaftliche Beitrag von Dorothea Eickemeyer, „Neue Berufe in der Säuglingsfürsorge. Die Säuglingspflegerin und Säuglingskrankenpflegerin 1898-1930“, widmet sich, konzentriert auf den Sächsischen und Dresdner Raum, einer Fragestellung, deren Anfänge ins Deutsche Reich datieren. Über die national-konkurrent aufgeladenen Diskursfelder von Mutterschaft und (sozialer) Mütterlichkeit einerseits und weiblicher Erwerbs- und Berufstätigkeit andererseits ist sie eng mit der deutschen Frauenbewegung verbunden. Die Verfasserin zeigt, wie um 1900 sinkende Geburtenraten, hohe Säuglingssterblichkeit und bevölkerungspolitische Ängste um ʻein Volk ohne Jugend‘ die Säuglingsfürsorge zu einem vielbeachteten Thema und bevorzugten Konzept werden ließen. Insbesondere Kinderärzte propagierten im Kontext verbesserten medizinischen Wissens neue Standards für die Pflege und Ernährung der Säuglinge. Diese adressierten – einmal mehr in der Geschlechtergeschichte – nicht nur die allgemeine Bevölkerung und speziell die deutschen Mütter, sondern eröffneten in der Form institutionalisierter und medikalisierter Säuglingspflege und -fürsorge Frauen schon seit den 1890iger Jahren attraktive Ausbildungsmöglichkeiten sowie professionelle und überdies genderstereotyp konforme Betätigungs- und Erwerbsfelder. Bei steigendem Bedarf an qualifizierten Fachkräften und befördert durch die bevölkerungspolitische Bedeutung des Themas nach dem Ersten Weltkrieg gelangen hier innerhalb weniger Jahrzehnte die Etablierung dieser neuen Berufe und die Schaffung einheitlicher Ausbildungsbestimmungen

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