Salo, Unto

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Das Bronzebeil vom Kaasanmäki 1n Nakkila Im Sommer 1962 teilte der Landwirt Matti Poutanen dem Museum von Satakunta mit, dass er eine bronzene »Speerspitze» gefunden habe. Der Gegenstand erwies sich als ein Beil, das, osteuropäischen Typen ange-schlossen, das bronzezeitliche Kulturbild an der Mündung des Kokemäen-joki um einen neuen Zug bereichert. D as Beil ist auf dem Hügel Kaasanmäki im Dorfe Lammainen von Nakkila geborgen worden. Der Kaasanmäki ist ein von Äckern umge-bener wohl anderthalb Kilometer langer bewaldeter Rücken am Südrande der offenen Anbaufläche von Nakkila, vom Kokemäenjoki ungefähr drei Kilometer nach Südwesten entfernt ; nach dem spätsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Siedlungsgebiet des archäologisch wohlbekannten Hügels Kaunismäki von Harjavalta sind es von der Fundstelle 1500 min der Luft-linie. Das Beil fand sich beim Sandfahren in einer im Kaasanmäki gelegenen Sandgrube des Dorfes Lammainen. Es war aus seiner ursprünglichen Lage, gewiss ganz oberhalb der Fundstelle, auf den Boden der flachen Grube gerutscht. Demgemäss hat das Beil in dem nach Osten abfallenden Hang, von dem an der Grube vorüberföhrenden Weg rd. 10 m nach Westen gelegen. Der Boden der Ftmdstelle ist feiner Grobsand. In der Wand der Grube war keine Kulturschicht zu sehen, aber die hervorschimmernde Sand-steinplatte erwies sich als ein grosser Schleifstein, s. Abb. 1. Das Beil, Abb. 2, (Museum von Satakunta, Pori, lnv. Nr. 16545) ist 87,7 mm lang, in seiner Schneide 49,2 mm breit. Die Öffnung der Tülle ist 38,5 mm breit, 27,5 mm dick. Um diese Öffnung herum verläuft ein nach aussen gewendeter Wulst, dessen Oberfläche rauh ist und Gussspuren aufweist; er lässt u. a. ein tropfenähnliches Knötchen erkennen. In der Sicht auf die Breitseiten ist der obere Teil einerseits gerade, anderseits etwas ein-wärts gebogen; vom Tüllenteil aus verbreitert sich die Klinge flach ge-schweift. Die Asymmetrie des Tüllenteils dürfte auf ein Bersten des Beils - 46 --Abb. 1. Landwirt Matti Poutanen zeigt die Fundstelle des Beiles. In der Grubenwand ist der Schleifstein zu sehen. zurückzuführen sein: von der Tüllenmündw1g ist auf der einen Breitseite ein grösseres Stück abgebrochen, und am Rande der Bruchfläche verläuft ein abwärts w1d nach rechts gerichteter Sprung. Die andere Breitseite ist vollständig, aber von der Tüllenöffnung aus setzt sich abwärts ein ziem-lich langer Sprung fort, der sich gleicherweise wie der auf der entgegen-gesetzten Breitseite wendet. Das Beil ist offenbar so stark an den Schaft festgekeilt worden, dass die Tülle geplatzt ist und sich auf der einen Seite nach aussen gebogen hat. Die Schneide unterscheidet sich auf beiden Wangen als sehr glatte, stellenweise konkave Fläche. Die Wetzspur könnte ihrer Glätte wegen als geschliffen angesehen werden, aber die flache Aus-höhlung zwischen Breitseite und Schneide erweist doch, dass das Beil durch Hämmern geschärft worden ist. Hämmerspuren sind auch im oberen Teil der Wangen zu sehen, unterhalb der Mündungsleiste, wo die Beil-oberfläche sehr glatt ist; offenbar ist die Tülle beim Schäften durch Häm--47-Abb. 2. Das Bronzebeil vom Kaasanmäki. Museum von Satakunta 16 545: 1. mern bearbeitet worden. In den übrigen Teilen sind die Wangenflächen rauh, und am linken Rand der beschädigten Breitseite ist ein Gussknollen zu sehen. Von der Schmalseite gesehen, ist das Beil durchweg keilförmig, bei der Tüllenmündw1g etwas einbiegend verbreitert (der Schäftung wegen). Die Schmalseiten sind ohne Knick, und in ihrer Mitte verläuft eine schmale und flache »Gussnaht» von der Schneide bis zur Tüllenleiste. Sie ist auf der einen Seite gerade und liegt da symmetrisch, auf der anderen Seite von der Symmetrieachse etwas nach rechts. Auf keiner der beiden Seiten ist eine Öse. Trotz der relativen Symmetrie der Schmalseiten schweifen die Breit-seiten gegen die Schneide auf verschiedene Weise, so dass das Beil quer-schneidig ist. Die Innenfläche der Tülle ist eben. Das Beil ist von einer sehr - 48 -dm1klen, etwas bräw1lichen Patina überzogen, stellenweise von Bro11ze-schimmel da, wo er wegen Oxydation der Oberfläche nicht hat entfernt werden können. Wie aus dem Obigen ersichtlich, ist das Beil ohne letzten Schliff ge-blieben. Die leichte Asymmetrie seiner einen »Gussnaht>> sowie der Bronze-knollen der schadhaften Breitseite dürften erweisen, dass das Beil nicht in einer zweiteiligen Steinform, sondern in einer Tonform gegossen worden ist, so dass die Gussnähte der Schmalseiten an sich Ornamente sind. Nach dem Giessen ist an dem Gegenstand nicht mehr gefeilt worden. Offenbar handelt es sich um ein örtliches Erzeugnis, wie die Züge des Beiles zu er-weisen scheinen. Die Wülste, die die Breitseiten umranden, sowie die »Gussnähte» schlies-sen das Beil vom Kaasanmäki den Beilen von Seima-Typ an, w1ter denen auch querschneidige Formen \;orkommen. 1 Sein Querschnitt ist jedoch rechteckig und nicht sechseckig wie der der Beile vom Seima-Typ. Die Mündungsleiste der Tülle ist ebenfalls ein den Seima-Beilen fremder Zug. Interessanterweise zeigt sich eine ähnliche, wenn auch flachere Leiste an dem zu den Seima-Beilen gezählten, in Noormarkku geborgenen Beil,2 der nächsten Entsprechung des Beiles vom Kaasanmäki ; auch der Grösse nach entsprechen diese Beile einander recht gut. Das Beil von Noormarkku ist jedoch geradschneidig und sein Querschnitt sechseckig sowie seine Kontur in ihrem gesamten Ausmass deutlich konkav. In seiner Querschnei-digkeit entspricht das Beil vom Kaasanmäki dem von Laukaa. 3 Die Fundstellen der Beile von N oormarkku und vom Kaasanmäki lie-gen etwa 35 km voneinander entfernt. Die gegenseitige Nähe der Fund-stellen w1d die Ähnlichkeit der Beile mögen dazu berechtigen, vorsichtig anzunehmen, dass diese W erkzeuge zu derselben in der Mündw1gsgegend des Kokemäenjoki festzustellenden örtlichen Fonn gehören. Deren Aus-gangspunkt ist der Seima-Typ, dem Meinander das Beil von Noormarkku zugezählt hat, dem aber das Beil vom Kaasanmäki, ohne die Definition des Typs aufzulösen, kaum angeschlossen werden kann. Da sich das Beil vom Kaasanmäki von dem angenommenen Ausgangspunkt der Form schon ver-hältnismässig weit entfernt hat, dürfte es als spät anzusehen sein. Es ist wohl schwer zu entscheiden, ob der rechteckige Querschnitt des Beiles auf den Einfluss eines anderen Beiltyps zurückzuführen ist oder ob es sich um einen Zufall handelt. 1 C. F. Meinander, Die Bronzezeit in Finnland, SMYA 54, s. 39-41. 2 A. Hackman, Die Bronzezeit Finnlands, SMYA 17, s. 385. - Meinander, SMYA 54, s. 41 und T. 11: b. 3 Hackman, SMYA 17, s. 394. - Meina11der, SMYA 54, s. 40 und T. 11 : a. - 49 --Tallgren hat die Beile des Seima-Typs auf die den Perioden II und III der nordischen Bronzezeit entsprechende Zeitfolge datiert, aber in peri-pheren Gebieten hat sich der Typ sogar viel länger im Gebrauch erhalten können. 4 Das Beil vom Kaasanmäki lässt sich schwerlich dem Seima-Typ zeitlich zuordnen; seine Besonderheiten dürften eher für eine späte chrono-logische Eingliederung sprechen. N ach der Grundkarte liegt die Fundstelle zwischen 25 und 30 m hoch. Da gegen Ende der frühen Bronzezeit das Ufer an der Mündung des Kokemäenjoki in einer Höhe von rd. 25 m gele-gen hat, 5 ist der Fundort schon Anfang der Bronzezeit ein als W ohnplatz geeigneter Hang gewesen. Doch hab en die in Kivialho von N akkila vorge-nommenen Ausgrabungen erwiesen , dass auch gegen Ende Bronzezeit eine feste Besiedlung verhältnismässig hoch, im Schutze eines Strandgehölzes bestanden hat, so dass das Uferniveau viele Meter unterhalb der Fundhöhe hat liegen können. 6 Die Funde erweisen, dass die Bronzezeit von Nieder-Satakunta insbesondere in den Perioden IV und V in voller Blüte gestanden hat. Wird die untere Grenze von Periode V um das Jahr 700 angesetzt,7 so lässt sich nach den gegenwärtigen W erten8 der Landhebung errechnen, dass das Ufer in Nakkila in einem Niveau von etwa 18 m gelegen hat. Da die Äcker rings um den Kaasanmäki 17,5- 20 m hoch liegen, 9 haben die Ufer dieses Hügels gegen Ende der Periode V in schlammige Verlandungen überzugehen begonnen. Offenbar ist die Gegend danach für Besiedlung weniger geeignet geworden, so dass wohl angenommen werden kann, dass das Beil nicht später als Periode V wäre. 10 Aus dem Gebiet des Kaasanmäki kennt man viele Steinhügelgräber sowie zahlreiche ihnen nahe gelegene kleine Steinhaufen, die wohl als Gräber angesprochen werden können. 11 Diese Altertümer liegen von der Fundstelle des Beiles 300- 600 m nach Süden, und die von ihnen belegte 4 Siehe Meina11der, SMYA 54, s. 40, Anm . 3. - Nach Meinander ist das Beil von Inari erst in Periode V der nordischen Bronzezeit zu datieren. ' Mei11ander, SMYA 54, S. 156-57. 6 U11to Salo, Pronssikautisia tutkimuksia Nakkilassa, SM 1962. ' H. C. Broholm, Danmarks Bronzealder 4, S. 286 - 89. 8 Nach Kääriäinen beträg t die Landhebung in Nakkila 6,6 mm jährlich. - Erkki Kääriäine11, On the Recent Uplift of the Earth's Crust in Finland, Fennia 77 n:o 2, Karte Abb. 14. • Grundkarte, Blatt 11 43 04 Nakkila. 10 Es ist j edoch offenbar, dass die Besiedlung einigermasscn bis in die Eisenzeit fort-setzte, wie aus den in den Steinhügelgräber von Tarringinmäki gefundenen eisernen Arm-ringen ersichtlich (Museum Satakunta 551 8, 5519) . Der Fundplatz liegt etwa 2 Km öst-lich von Kaasanmäki. 11 U,,to Salo, Denkmäleraufnahme in der Gemeinde N akkila. Archiv der Arch . Kommission. 4 - 50 -Besiedlung braucht nicht dieselbe wie die des Beiles zu sein. Nahe der Fw1d-stelle des Beiles kommen jedoch ein paar geringfügige Hügel vor. Eine nähere Erforschung wird wohl erweisen können, ob es Gräber sind, des-gleichen dürfte sich durch Untersuchung des Fundortes, die das Museum von Satakunta im nächsten Sommer durchzuführen gedenkt, Aufschluss über das Datierungsproblem des Beiles beibringen lassen. Doch kann viel-leicht schon vor Beginn der Forschungsarbeiten gesagt werden, dass das Beil vom Kaasanmäki einen neuen Zug in das bronzezeitliche Kulturbild der Mündungsgegend des Kokemäenjoki getragen hat. Es scheint zu er-weisen, dass dieser als lokales Zentrum der nordischen Bronzezeit bekannte Raum mit der osteuropäischen Bronzezeit Berührw1gen aufgewiesen hat, die sich in einer mit dem Seima-Typ zusammenhängenden Beilvariante äussem; Voraussetzung dieses Gedankens ist die unbewiesene Annahme, dass das Beil vom Kaasanmäki und die bronzezeitliche Besiedlung an der Mündung des Kokemäenjoki zeitgleich seien. Die Erscheinung ist an sich nicht neu, da auch zuvor schon festgestellt worden ist, dass gegenseitige Kontakte zwischen nordischen und östlicher Bronzezeit bestanden haben: die in der Gern. Borga gefundenen Beile vom Typ Ananino lassen nordische Züge erkennen, und das in lnari auf Lusmasaari gefundene Beil vom Seima-Typ ist zusammen mit skandinavischen Gegenständen von Typen der Periode V (nach Montelius) angetroffen worden. 12 Unto Salo 12 Meinander, SMYA 54, S. 41, 44, 24. 

Das Bronzebeil vom Kaasanmäki in Nakkila

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