Was haben digitalisierte Objektträger aus der Krebsforschung, Magnetbandaufzeichnungen
des ersten bemannten Mondfluges und das Tierstimmenarchiv der Berliner Humboldt-
Universität miteinander zu tun? In allen Fällen enthalten sie wertvolle wissenschaftliche Informationen.
Ihre Verfügbarkeit jedoch ist nicht immer gegeben: Wenige Klicks am Rechner genügen,
um übers Internet beispielsweise den Teichfrosch (Rana esculenta) quaken zu hören.
Doch wer Originalaufzeichnungen der ersten Mondmission sucht, hat Pech gehabt: Seit Jahren
stöbern Mitarbeiter der US-Weltraumagentur NASA erfolglos in ihren Archiven und suchen die
Spulen. Es wird immer mehr zur Gewissheit: Die drei Zentimeter breiten Magnetbänder wurden
irgendwann schlicht gelöscht und mit anderen Daten überspielt.
Ein Gutes hatte aber die Suche der NASA: Sie förderte in Australien andere alte Datenbänder
zutage, auf denen Informationen über Mondstaub gespeichert sind. Doch darauf folgte gleich
das nächste Problem – die Daten waren nicht lesbar. Man fand glücklicherweise einen historischen
Rekorder, mit dem die Informationen entziffert werden konnten. Das Gerät von der
Größe eines Kühlschranks kommt aus einem Museum.
Diese Beispiele illustrieren die zunehmend wichtige Frage, wie Forscherinnen und Forscher
künftig mit wissenschaftlichen Informationen und Daten künftig umgehen müssen, um sie für
weitere Forschungsprozesse zu sichern und zugänglich zu machen. Mit diesem Themenkomplex
hat sich die „Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur“ befasst. Diese hochrangig
besetzte Expertengruppe hat unter der Federführung der Leibniz-Gemeinschaft das vorliegende
Gesamtkonzept erarbeitet. Der Auftrag dazu kam von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz
des Bundes und der Länder (GWK). In der bemerkenswert kurzen Zeit von nur 15 Monaten ist es den Experten – es waren knapp
135 Personen aus 54 Institutionen – gelungen, eine umfassende Sachdarstellung sowie detaillierte
Empfehlungen zu erarbeiten. Die Zusammensetzung der Kommission stellt ein Novum
dar. Sie repräsentiert die maßgeblichen Akteure der Informationsinfrastruktur in Deutschland,
und zwar sowohl die Dienstleister selbst als auch die Förderorganisationen ebenso wie die
wissenschaftlichen Nutzer. Allen Mitgliedern der Kommission gebührt großer Dank für die erfolgreiche
Arbeit. Mein ganz besonderer Dank gilt dem Engagement der Präsidiumsbeauftragten
der Leibniz-Gemeinschaft für Informationsinfrastruktur, Sabine Brünger-Weilandt, die den
Vorsitz der Kommission innehatte. Sie ist die Geschäftsführerin des Leibniz-Instituts für Informationsinfrastruktur
– FIZ Karlsruhe, das sie zeitgleich zur Leitung der Kommission durch seine
turnusgemäße Evaluierung geführt hat.
Das vorliegende Konzept zeigt das enorme Potenzial für den Wissenschaftsstandort Deutschland,
das in der strategischen Weiterentwicklung der Informationsinfrastruktur steckt. Und es
weist den Weg in die Zukunft der Informationsinfrastruktur. Jetzt gilt es, die Umsetzung voranzutreiben