Zusammenfassung: In Langzeitergebnissen nach traditionellen Operationsverfahren distalen Realignements für Patellaluxationen wie z.B. der Tuberositasosteotomie wird eine hohe Rate an Femoropatellararthrosen gefunden, sodass ein operatives Vorgehen noch heute kontrovers diskutiert wird. In der Literatur scheinen die Verfahren mit dynamischem proximalem Realignement eine geringere Arthroserate, aber bisweilen höhere Reluxationsrate aufzuweisen. Unlängst wurde der M.vastus medialis obliquus (VMO) in anatomischen und biomechanischen Studien als eine der entscheidenden proximalen stabilisierenden Strukturen bei lateralen Patellaluxationen identifiziert. Zwischen 1994 und 2003 wurden 28Patienten (Durchschnittsalter 21,5Jahre) mit einer VMO-Plastik bei lateraler Patellaluxation operativ versorgt. Die Technik wurde für die meisten Ätiologien einer femoropatellären Instabilität angewandt. Bei dieser proximalen Weichteilkorrektur wird die sehnige Einstrahlung des VMO von der Patella abgelöst. Anschließend wird die Sehne 10-15mm distalisierend an der Patella über MITEK-Anker reinseriert. Postoperativ ist eine Vollbelastung in Streckung möglich. Ein aktives Auftrainieren des Vastus medialis beginnt 6Wochen nach der Operation. 27Patienten wurden klinisch und radiologisch im Jahre 2004 nachkontrolliert, durchschnittlich 5Jahre nach der Operation. 83% gaben ein exzellentes oder gutes Resultat an, 10% waren zufrieden und 7% unzufrieden. Der durchschnittliche Lysholm-Knie-Score betrug 83,1Punkte. Zwei Patienten erlitten eine Reluxation (7%). Die postoperativen Röntgenbilder zeigten eine signifikante Verbesserung des Kongruenzwinkels auch noch nach vielen Jahren. In 89% der Fälle wurde keine oder eine nur geringe Femoropatellararthrose beobachtet. Die präsentierten Fünfjahresergebnisse sind bezüglich Patientenzufriedenheit mit anderen Verfahren proximalen und distalen Realignements vergleichbar. Die Reluxationsrate ist unterdurchschnittlich. Die bisherige niedrige Rate an Femoropatellararthrose nach durchschnittlich 5Jahren erscheint im Vergleich mit den Arthroseraten des rigiden, distalen Realignements hinsichtlich zukünftiger Langzeitergebnisse vielversprechend und wird auf den minimalen Eingriff in das physiologische Gelenkspiel und auf die Wiederherstellung der verletzten Anatomie zurückgeführt. Die Idee der proximalen dynamischen Stabilisierung und das Angreifen am Ursprung der Pathologie wird in den Erkenntnissen aktueller anatomischer und biomechanischer Untersuchungen bestätigt, was diese relativ guten Ergebnisse erklären mag. Über- und Unterkorrekturen der Weichteile können zurzeit kompensiert werden. Die oben genannten traditionellen und rigideren Operationsmethoden erlauben eine solche Kompensation nicht in diesem Ausmaß und können so zu präarthrotischer Überbelastung des medialen Femoropatellar- und Femorotibialgelenks führe