Die gesellschaftlichen Ansprüche an die Schule sind heterogen. Während des Kalten Krieges herrschte jedoch ein bemerkenswerter Konsens darüber, dass die Institution und ihre Lehrpersonen der «Weltgefahr des Kommunismus» aktiv entgegentreten müssten. Dazu gehörten auch das Einstehen für die Geistige und die Bejahung der militärischen Landesverteidigung. Der Geschichtsunterricht und die staatsbürgerliche Erziehung galten als besonders wertvoll, um die nachwachsende Generation für «vaterländischen Werte» wie Solidarität, Freiheit, Neutralität oder Demokratie zu sensibilisieren und die Abwehrbereitschaft gegenüber dem Kommunismus zu stärken. Im geistigen Klima des Kalten Krieges wurde von den Lehrpersonen eine loyale Einstellung zum Staat erwartet. Linke, Militärdienstverweigerer oder als zu «progressiv» eingestufte Lehrkräfte konnten unter Druck geraten und sogar ihre Stelle verlieren. Die vorliegende Dissertation geht mittels einer kulturgeschichtlichen Analyse der Frage nach, wie sich Wahrnehmung und Deutung des Kalten Krieges in den Diskursen über die institutionellen Aufgaben der Schule, im Nachdenken über das Lehren und Lernen sowie in der Debatte über die Auswahl der Lehrpersonen widerspiegelten. Weiter zeigt die Studie, wie der bipolare Konflikt selbst gedeutet wurde und wie sich die Narrative, die im Unterricht vermittelt wurden, im Laufe des Kalten Krieges veränderten