Adoption und Akzeptanz telemedizinischer Leistungen aus Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer

Abstract

Dockweiler C. Adoption und Akzeptanz telemedizinischer Leistungen aus Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2016.Hintergrund: Informations- und Kommunikationstechnologien gewinnen im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung. Insbesondere telemedizinische Leistungen zeigen im Rahmen randomisierter klinischer Studien erste medizinische Evidenz mit Blick auf die Steigerung der V ersorgungsqualität, die V erringerung stationärer Aufenthalte und die Reduzierung von Behandlungskosten. Für die Erschließung der angedeuteten Potenziale und die langfristige Implementation in die Versorgungspraxis ist eine nutzerinnen- und nutzerorientierte Technikentwicklung unter Berücksichtigung häufig komplexer Strukturen der Technikakzeptanz erforderlich. Methode: Die Dissertationsschrift basiert auf vier Einzelstudien, die aufeinander aufbauend den Prozess der Telemedizinadoption und -akzeptanz im Bereich medizinsicher Versorgungsleistungen aus der Perspektive unterschiedlicher Zielgruppen (Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten) mit quantitativen und qualitativen Forschungsansätzen betrachten. Alle peer-reviewed Veröffentlichungen rekurrieren auf die strukturierenden Grundlage der Unified Theory of Acceptance and Use of Technology und explizieren hierdurch systematisch spezifische Einstellungsmuster und Verhaltensweisen, die den Prozess der Einstellungsbildung zur Nutzung der Telemedizin determinieren. Ergebnisse: Der Adoptions- und Akzeptanzprozess im Rahmen der potenziellen Nutzenentscheidung bei telemedizinischen Leistungen lässt sich sowohl auf Seiten der medizinischen Leistungserbringer als auch bei Patientinnen und Patienten als zweckrational geprägten Entscheidungsprozess unter Unsicherheit mit dem Ziel einer qualitativen Verbessrung der Versorgungssituation (z. B. durch eine Erleichterung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit, einer Verbesserung der Qualität der Kommunikation oder der schnellen und ortunabhängigen Kommunikation) charakterisieren. Die Zuschreibung von positiv als auch negativ gewichteten Technologieeigenschaften unterscheidet sich nach akzeptanzmoderierenden Faktoren wie Geschlecht, Tätigkeit in einem bestimmten Versorgungssektor, spezifischen Persönlichkeitseigenschaften, Technikorientierung und dem technologiebezogenen Wissenstand. Die Wissensbasis hinsichtlich evidenter Leistungen, Risiken, finanzieller und datenschutzrechtlicher Rahmenbedingungen oder komplexer Anwendungsmechanismen der Technik, als Grundlage der maßgeblich kognitiven Einstellungsbildung, ist insgesamt wenig ausgeprägt. Dies stellt eine zentrale Implementationsbarriere dar. Schlussfolgerungen: Vor dem Hintergrund der Nutzwertorientierung im Rahmen der Einstellungsbildung kommt der evidenzbasierten Entwicklung der Telemedizin eine besondere Bedeutung für eine gelingende Adoption und Akzeptanz zu. Ferner bedarf es zukünftig deutlicherer Bemühungen im Wissenstransfer, im Austausch von Best-Practice-Lösungen, der Verankerung der Telemedizin in Aus- und Fortbildung in Medizin und Pflege, aber auch der Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer durch adäquate Instrumente sowie systematischen nutzerinnen- und nutzerorientierten Akzeptanzanalysen als Teil von Interventions- und Implementationsforschung

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