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Online-Journals und digitale Zeitschriftenausgaben des DAI (Deutsches Archäologisches Institut)

https://publications.dainst.orgELEKTRONISCHE PUBLIKATIONEN DESDEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTSDies ist ein digitaler Sonderdruck des Beitrags / This is a digital offprint of the articleDeutsches Archäologisches Institute-Jahresbericht 2020 des DAI – Cluster 1aus / frome-JahresberichteAusgabe / Issue 0 • 2020Seite / Page 272–274 urn:nbn:de:0048-ejb.v2020i0.1014.6Verantwortliche Redaktion / Publishing editorRedaktion e-Jahresberichte und e-Forschungsberichte | Deutsches Archäologisches InstitutWeitere Informationen unter / For further information see https://publications.dainst.org/journals/ejbISSN der Online-Ausgabe / ISSN of the online edition 2198-7734ISSN der gedruckten Ausgabe / ISSN of the printed editionRedaktion und Satz / Janina Rücker (jahresbericht@dainst.de)Gestalterisches Konzept: Hawemann & MoschLänderkarten: © 2014 www.mapbox.com ©2021 Deutsches Archäologisches InstitutDeutsches Archäologisches Institut, Zentrale, Podbielskiallee 69–71, 14195 Berlin, Tel: +49 30 187711-0Email: info@dainst.de / Web: dainst.orgNutzungsbedingungen: Die e-Jahresberichte 2020 des Deutschen Archäologischen Instituts stehen unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie bitte http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/Terms of use: The Annual E-Reports 2020 of the Deutsches Archäologisches Institut is published under the Creative-Commons-Licence BY – NC – ND 4.0 Interna-tional. To see a copy of this licence visit http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)iDAI.publicationsCLUSTER 1Von der Sesshaftigkeit zur komplexen Gesell-schaft: Siedlung, Wirtschaft, Umwelt, KultInhalte und Ziele des Clusters 2020Das Forschungscluster 1 beschäftigt sich mit der Entwicklung menschlicher Gemeinschaften von mobilen, wildbeuterischen Gruppen zu sesshaften, produzierenden Gesellschaften. Die Sesshaftwerdung ursprünglich wild­beuterisch lebender Gemeinschaften in Verbindung mit der Domestikation von Pflanzen und Tieren markiert einen der folgenreichsten Entwicklungs-schritte der Menschheit auf dem Weg zur Entstehung komplexer  Gesellschaften. Im Zusammenhang mit den Kulturen der Alten Welt wird dieser Prozess gemeinhin als »Neolithisierung« bezeichnet und als ein mehr oder weniger irreversibler Prozess beschrieben. Allerdings ist in anderen Regionen dieser Begriff (z. B. Südamerika, Afrika) vielfach nicht anwendbar, wie auch die Aneignung der »neolithischen Lebensweise« in den von uns untersuchten Regionen und Gruppen sehr verschiedenartig ausgeprägt ist bzw. nur teilweise oder gar nicht vonstattenging. e -JAHRESBERICHT DES DAI 2020272Sprecher*innen des Clusters: J. Thomalsky, L. Clare.Website des Clusters ↗Kontakt: Judith.Thomalsky@dainst.de.Beteiligte Projekte: Anden­Transekt (M. Reindel); Paläogenetik zirkumpontischer Raum (N. Benecke); SINCO (F. Lüth); Zambujal (M. Kunst); SO­Anatolien (L. Clare); Neolithikum Irans (J. Thomalsky); Karpaten (E. Bánffy); Pietrele (K. Beutler); Neolithikum S­Levante (K. Bartl);  Frühe Bewässerungssysteme Jordanien (B. Müller­Neuhof); Oasenwirtschaft (A. Hausleiter); Nordafrika (J. Linstädter); Madrid (Th. Schuhmacher); Frühe Bauern und Viehzüchter Ost­ Asiens (M. Wagner).Das Jahr 2020 war für das Forschungscluster 1 vor allem von Umstruk­turierungen und der Formulierung neuer Zielsetzungen geprägt. Eine inhalt-liche Neuorientierung wurde auch auf Basis der Aufforderung zur Neu­aufstellung der übergreifenden DAI­Formate seitens der Präsidentin und Zentrale diskutiert, und mittels mehrerer Treffen der Arbeitsgruppe erreicht. Workshops waren für dieses Jahr nicht geplant, es galt stattdessen, die  Publikation der bisher durchgeführten Treffen voranzutreiben (Teheran,  Lissabon, Lima). Die Arbeitsgruppe, nun mit J. Thomalsky und L. Clare als Sprecher*innen, erfuhr u. a. die schmerzliche Verabschiedung von lang engagierten Mitgliedern in die Pension, konnte aber auch erfreulicherweise einen starken Zuwachs von Neuzugängen erreichen. Die globale Aufstellung der beteiligten Diskutanten und Projekten, allein aus dem DAI, war schon immer ein wesentlicher Pfeiler der gemeinsamen Forschungsthemen (Abb. 1. 2). Mit den Zugängen aus Europa, Afrika, Ostasien und der arabi-schen Halbinsel soll der bisher komparatistische Ansatz vervollständigt und abgeschlossen werden, neue Themenfelder sollen entdeckt und vertieft werden. Ein wichtiges Ergebnis unserer Diskussionen der letzten Jahre war die Herausstellung der Vielfalt von Subsistenzstrategien, die auch nebenein­ander existieren können, bei mutmaßlich gleichartigen umweltlichen  Bedingungen. Opportunistisch oder ad hoc scheinende Verhaltensweisen bestehen neben systematisch aneignenden Gesellschaften. Dies bedeutet nicht im Umkehrschluss, dass ungleiche Voraussetzungen verschiedenartige Lösungen hervorrufen oder gleichartige Voraussetzungen vergleichbare Strategien. Schon gar nicht scheinen nahrungsproduzierende Prozesse  notwendigerweise zu mehr Sesshaftigkeit zu führen. Außerdem lassen sich vielerorts Teile oder sogar nur einzelne Segmente des sog. neolithischen Pakets fassen. Ein einheitlicher Prozess hin zur einer Farmer­Ackerbau­Lebensweise ist also nicht beschreibbar. Dies sowohl aus der globalen  Perspektive, aber auch aus kleinteiliger Analyse von Mikroregionen eines archäo logisch definierbaren Habitats. Tatsächlich fehlen uns für eine solche Herangehensweise oft fundierte naturwissenschaftliche Daten, und dies bezeichnenderweise aus den Regionen der »Alten Welt«, wie Iran oder auch 273e-JAHRESBERICHT DES DAI 2020 – Cluster 1 1 Tepe Leilan­Allagholi, NW­Iran. Der neolithische Siedlungshügel liegt am Ostrand des Miandoab­ Deltas, das in den Urmia­See entwässert. (Foto: A. Akbari/Islamic Art University Tabriz)2 Aspero, Peru. Frühe akeramische Monumentalbauten im Mündungsgebiet einer Flussoase der nebligen und äußerst fischreichen Küste Perus. (Foto: M. Reindel/DAI)21274e-JAHRESBERICHT DES DAI 2020 – Cluster 1 der Südost­Türkei. Auch der Begriff von (frühen) komplexen Gesellschaften – ein Thema des letzten Workshops in Lima – soll um theoretische Aspekte erweitert werden. Was genau beschreibt »Komplexität« und wie können wir als moderne Gesellschaften überhaupt mit dieser Bezeichnung umgehen? Eventuell ist hier die Ab­ und Auflösung von feststehenden Begriffen die Lösung, die wir diskutieren wollen.Wichtige Impulse des Forschungscluster 1 werden daher neu gesetzte methodische und naturwissenschaftliche Schwerpunkte (Klima­ und Umweltdaten, genetische Studien, Mikromorphologie(n), Funktions­analysen, 14C­Serien) sein, die einerseits aus den neu beteiligten Projekten eingebracht werden, zum anderen Teil gemeinsam entlang der bisher betrachteten Regionen und Projekte erarbeitet werden müssen. Der Ansatz hierfür ist die Darstellung der »neolithischen Welten«, in denen Gesellschaften sich bewegen, in diese aber auch eingreifen, modifizieren und transformieren (Stichwort Domestikation) und vor allem diejenigen Welten, die geschaffen werden. Kognitiv gebaute Welten, wenngleich hier zumeist das »Symbolhafte« zuerst in den Sinn kommt, vereinen ganz  wesentlich Grundkategorien der Sesshaftwerdung, namentlich »das Haus« (und hierzu bestehende Beziehungen wie Bestattungen), »der Acker und der Viehstall« oder »Territorialität« (nur um einige zu nennen), die gewisse  Veränderungen in der Gesellschaftsordnung zur Folge haben. Hieraus ent­wickelte Alltagsrituale und Kult, sind diejenigen Bereiche, die gleichfalls mit »Komplexität« verbunden werden. Insgesamt ist klar, dass die von uns betrachteten Prozesse von Vielschichtigkeit geprägt sind, der behandelte gesellschaftliche Entwicklungsabschnitt zudem von einer herausfordernden Innovationsfreude geprägt ist. Diesen Prozessen soll sich daher in einer  verstärkten theoretischen Auseinandersetzung gewidmet werden. Mit  dieser Perspektive sieht das Forschungscluster 1 zukünftigen Diskussionen in den kommenden Jahren entgegen.

e-Jahresbericht 2020 des DAI – Cluster 1

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