Ilg, Wolfgang

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Überblick über die Bundesweite Studie WOLFGANG ILG Der vorliegende Band kann unabhängig vom Ergebnisband »Konfirmanden­arbeit in Deutschland« (Ilg / Schweitzer/ Eisenbast 2009, im Folgenden abge­kürzt als »KA in Dtl.«) gelesen werden. Da er jedoch durchweg auf die dort präsentierten Ergebnisse der Bundesweiten Studie Bezug nimmt, werden hier die wichtigsten Hintergrundinformationen zur Studie erläutert und Hinweise zum Verständnis der Darstellung gegeben ( ausführliche Erläuterungen: KA in Dtl., 20-36 sowie 348-363). Zudem werden Möglichkeiten benannt, wie interes­sierte Leserinnen und Leser sich vertieft mit den Ergebnissen der Studie und deren Interpretation beschäftigen können. Anliegen und Vorgehensweise Die Bundesweite Studie zur Konfirmandenarbeit hatte das Ziel, einen mög­lichst umfassenden Einblick in die Realität der Konfirmandenarbeit zu er­halten. Dies erforderte eine breite repräsentative Datenbasis, den multiperspek­tivischen Zugang über verschiedene an der Konfirmandenarbeit beteiligte Akteure sowie die Befragung zu mehreren Zeitpunkten. In den nach repräsen­tativen Kriterien ausgewählten Kirchengemeinden wurde jeweils eine Vollerhe­bung in dem Jahrgang durchgeführt, der 2008 konfirmiert wurde, das heißt: Dort wurden alle Konfirmanden, alle Mitarbeitenden sowie (nach Möglichkeit) alle Eltern schriftlich befragt. Zur Vorbereitung der schriftlichen Befragung wurden Interviews mit Ju­gendlichen, Eltern, Pfarrerinnen und Pfarrern und anderen Verantwortungs­trägern geführt, um relevante Fragestellungen zu identifizieren. Ebenso gingen die Erfahrungen früherer Studien (insbesondere auch aus europäischen Nach­barländern) sowie die Beratungsergebnisse von Beiratssitzungen und Experten­Konsultationen in die Fragebogen-Entwürfe ein. 14 1 Überblick über die Bundesweite Studie Repräsentativität und Stichprobe Mit Ausnahme der Reformierten Kirche, die keine Territorialkirche ist und da­her in eine Repräsentativbefragung nicht in gleicher Weise einbezogen werden kann, beteiligten sich an der Studie alle evangelischen Landeskirchen. Da weni­ger als 1 % der Konfirmanden in Deutschland zur Reformierten Kirche ge­hören, ist eine Ergebnisverzerrung hierdurch nicht zu erwarten. Eine wesentliche Herausforderung für die Studie bestand in dem Anspruch der Repräsentativität für jede der beteiligten Landeskirchen sowie für die EKD insgesamt. Anders als in Studien, bei denen Gemeinden in einem allgemeinen Aufruf um ihre Beteiligung gebeten werden (mit dem Ergebnis, dass sich zu­meist die »guten« Gemeinden beteiligen), sollte die Bundesweite Studie die Realität möglichst genau abbilden. Daher wurden die anzufragenden Gemein­den nach einem strukturierten Zufallsprinzip zentral ausgewählt, sodass sie be­züglich ihrer regionalen Verteilung sowie ihrer Gemeindegröße die jeweilige Landeskirche möglichst gut repräsentieren. Die Bereitschaft zur Beteiligung war erfreulich hoch. Insgesamt beteiligten sich in den 635 Gemeinden über 11000 Konfirmanden, 1600 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende und 5700 Eltern. Die befragten Konfirmanden entsprechen 4. 7 % der knapp 250 000 Konfirmanden, die es laut EKD-Statistik Ende 2007 in Deutschland gab (EKD 2009, 8). Fast jede zwan­zigste evangelische Kirchengemeinde in Deutschland war in die Studie einbezo­gen. Die Befragung der Eltern war den Gemeinden freigestellt, sie wurde in 62 % der Gemeinden durchgeführt, zumeist im Rahmen eines Elternabends. Aufgrund dieses geringeren Rücklaufs kann (anders als bei Konfirmanden und Mitarbeitenden) für die Ergebnisse der Elternbefragung keine Repräsentativität in Anspruch genommen werden. ltems und Fragebögen Die Fragebögen sind vorwiegend quantitativer Natur, das heißt es wurden Käst­chen zum Ankreuzen (zumeist auf einer siebenstufigen Skala) vorgegeben. Die quantitative Methodik kann ein breites Bild über die Sichtweise einer großen Zahl von Konfirmandinnen und Konfirmanden geben. Sie bietet quasi einen Überblick über die Landschaft aus der Vogelperspektive. Entsprechend erlaubt sie allerdings nur wenige Tiefenbohrungen zu Einzelthemen, ist also weniger geeignet, individuelle Haltungen und Wahrnehmungen zur Geltung zu brin­gen. Hierfür bieten die freien Texte aus den Fragebögen ( qualitative Daten) zu-Überblick über die Bundesweite Studie 1 15 mindest einige Anhaltspunkte - insgesamt wurden knapp 10 000 freie Texte in­haltsanalytisch erfasst. Die Erhebung erfolgte nach dem Erstkontakt zu den Gemeinden (t0, Juni 2007) zu zwei Zeitpunkten (vgl. Abbildung 1): • t 1 : Im September/ Oktober 2007 erhielten Mitarbeitende und Konfirmanden den ersten Fragebogen. Bei den Mitarbeitenden lag der Schwerpunkt auf der Gewichtung potenzieller Ziele in der Konfirmandenarbeit. Bei den Konfir­manden wurde v. a. nach der Motivation zur Beteiligung an der Konfirman­denzeit sowie nach ihren Erwartungen gefragt. Dieser Befragungszeitpunkt war für alle Gruppen einheitlich. Separat wurde erfasst, ob sich die befragten Gruppen zu diesem Zeitpunkt am Beginn ( einjähriges Modell) oder in der Mitte ihrer Konfi-Zeit (zweijähriges Modell) befanden. • t2 : Der zweite Befragungszeitpunkt lag wenige Wochen vor der Konfirmation 2008, also je nach Gemeinde zwischen Februar und Juni 2008. Mitarbeiten­de, Konfirmanden und deren Eltern blickten auf die Konfirmandenzeit zu­rück und wurden zu ihren Erfahrungen befragt. Die Konfirmanden-Fragebögen wurden zu Beginn einer Konfirmandenstunde ausgeteilt, innerhalb von 20-30 Minuten ausgefüllt, anonym zurückgegeben und unbesehen an die Projektleitung eingeschickt. Über einen anonymen Code konnten die Fragebögen aus t 1 individuell mit denen aus t2 verbunden werden. Diese Verbindung war für 80% der Konfirmanden-Fragebögen und für 79% der Mitc}rbeiter-Fragebögen möglich. Zusätzlich ließen sich 84 % der Eltern­Fragebögen mit den Daten des entsprechenden Konfirmanden verbinden. Alle erhobenen Daten können zudem den jeweiligen Gemeinden zugeordnet wer­den. Die Anonymität sowohl der einzelnen Befragten als auch der Gemeinden bleibt gewährleistet. Abbildung 1: Eingesetzte Fragebögen in der Bundesweiten Studie Konfirmanden Mitarbeitende Hauptverant­wortliche Eltern Juni 2007 Herbst 2007 Frühsommer 2008 vor der Konfirmation Code 16 1 Überblick über die Bundesweite Studie Die Items ( = Einzelfragen im Fragebogen) haben Namen, die aus einer Buch­staben-Zahlen-Kombination bestehen. Der jeweilige Anfangsbuchstabe ist in Abbildung 1 eingetragen. Items, die mit C beginnen, stammen also aus dem Konfirmanden-Fragebogen t 1• Der zweite Buchstabe im Namen kennzeichnet den Itembereich, gefolgt von einer zweistelligen Nummerierung. Korrespondie­rende Items zwischen t 1 und t2 sind in Ziffer 2-4 jeweils identisch, so entspre­chen sich also beispielsweise CE0l und KE0l. Im Mitarbeiter-Fragebogen gab es zu beiden Zeitpunkten zusätzliche Fragestellungen, die nur vom Hauptver­antwortlichen der Gruppe beantwortet wurden, auch sie beginnen mit den Kennbuchstaben W bzw. V. Alle Hauptverantwortlichen beantworteten also die normalen Mitarbeiter-Fragen sowie zusätzliche Fragen zu Strukturdaten, die nur einmal pro Gruppe erhoben werden mussten. Aufgrund der regional unterschiedlichen Terminologie werden - insbeson­dere in Zitaten aus Fragebögen - die Begriffe »Konfirmandenarbeit« (KA), »Konfirmandenunterricht« (KU) und »Konfirmandenzeit« zumeist synonymverwendet. Ähnliches gilt für Begriffe wie »Kirchenvorstand/ Gemeindekir­chenrat« oder »Pfarrer/ Pastor«. Der Ausdruck »Gemeinde« ist stets im Sinneder Kirchengemeinde gemeint und stellt die Organisationseinheit der beteilig­ten Gruppen dar.Möglichkeiten für die Weiterarbeit mit den Ergebnissen der Studie Leser mit besonderem Interesse an spezifischen Fragestellungen seien auf fol­gende Möglichkeiten für die vertiefte Weiterarbeit mit den Ergebnissen hinge­wiesen: • Wer sich für eine bestimmte Landeskirche interessiert, findet im Buch »Kon­firmandenarbeit in Deutschland« neben den Einzelberichten aller Landeskir­chen (S. 254 ff.) eine Synopse der Rahmenordnungen (S. 326 ff.) und einenÜberblick über die aktuell gültigen Regelungen zur Freihaltung von Schul­nachmittagen in den Bundesländern (S. 335 f.). Im Landeskirchenregister(S. 360f.) sind zudem alle Stellen des Buches aufgelistet, bei denen besondereErgebnisse einer bestimmten Landeskirche berichtet werden.• Eine selbständige Erschließung bestimmter Themen auf Grundlage der ein­zelnen Items aus der Studie erfolgt in zwei Schritten: Die Themen-Synopse( S. 362 f.) führt di� zugehörigen Items auf, in den Ergebnistabellen ( S. 364 ff.)können dann die Resultate nachgeschlagen werden.• Wissenschaftler mit professionellen Statistik-Kenntnissen können die SPSS­Datensätze der Bundesweiten und der Internationalen Studie für eigene Ana­lysen erhalten. Diese werden im GESIS-Datenarchiv des Leibniz-Instituts fürÜberblick über die Bundesweite Studie 1 17 Sozialwissenschaften bereitgehalten. Über Zugangsmöglichkeiten informiert die Seite: www.konfirmandenarbeit.eu • Unter www.konfirmandenarbeit.eu sind auch weitere ausführliche Doku­mentationen zur Studie bereit gestellt, insbesondere die Fragebögen sowieeine Auswahl von Presse- und Radioberichten zur Studie. Informationenzum internationalen Forschungsprojekt sind unter www.confirmation­research.eu abrufbar.

Überblick über die Bundesweite Studie

https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/10900/133300/1/Ilg_151.pdf

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