Dieser Aufsatz verbindet einen Überblick zu ethnologischem Handeln außerhalb der Akademie mit einer Position. Dabei stelle ich internationale Ansätze und Möglichkeiten inklusive notorischer Probleme dar. Ethnologinnen und Ethnologen verbinden die wissenschaftlich distanzierte Außensicht auf Kultur mit den Innensichten der Menschen, bei und mit denen wir forschen. Durch den lokalen und dabei erfahrungsnahen Zugang haben wir nicht nur intensive Lokalkenntnisse, sondern auch eigene interkulturelle Erfahrungen über längere Zeiträume. Wir sind trainiert in Perspektivenwechsel, vergleichender Sicht und der Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Die besondere Stärke der Ethnologie ist die induktive Untersuchung allgemein für Menschen wichtiger und global relevanter Themen anhand intensiver Detailstudien. In einer Welt großer Maßstäbe und der Herrschaft der Durchschnittswerte kann die Ethnologie die „Anwältin kleiner Maßstäbe“ sein. Verantwortliche ethnologische Praxis muss vieles bedenken, das Fach, die Partner, sowie Theorie, Methoden, Ethik und auch neue Wissensformen und Darstellungsweisen. Angesichts einer grassierenden Kulturalisierung des Sozialen und Politischen vertrete ich die Position, dass es uns primär um Menschen und die Menschheit und erst dann um Kulturen gehen sollte. Wir sollten die spezielle ethnologische Fachperspektive in praktische und politische Prozesse einbringen, dies aber allenfalls persönlich als moralisches Projekt auffassen. Dabei müssen wir immer die aktuellen Ziele, Interessen und Bedürfnisse unserer Partner, die in der Regel keine Wissenschaftler sind, beachten. In praktischen Kontexten geht nicht um Vollständigkeit und Tiefe, sondern primär um das Wissen, das zur Lösung momentan gebraucht wird. Meso- und Makro-Kontexte und auch der historische Hintergrund sind nur soweit relevant, wie es zum Verständnis bzw. zur Lösung notwendig ist. Variation in jeglicher Hinsicht und auf allen Ebenen ist zentraler Bedeutung. Wir sollten auf die Relevanz von Vergleich insistieren und Vergleiche nicht nur in kontrastiver Hinsicht durchführen. Im öffentlichen Raum müssen wir verständlich reden und schreiben. Dabei sollten wir den Mut haben, zu vereinfachen, ohne dabei populären Festschreibungen aufzusitzen. Kurzum: die deutschsprachige Ethnologie muss raus aus ihrem Kokon