CORP – Competence Center of Urban and Regional Planning
Abstract
Dem Lebens-, Wohn- und Arbeitsumfeld, der bebauten und unbebauten Umwelt und den Verhältnissen, in
denen Menschen leben, wird seit jeher ein großer Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität
zugeschrieben. Das Thema „Gesundheit“ rückt dabei nicht zuletzt aufgrund der im Jahr 2019 durch die
Infektionskrankheit COVID-19 ausgelösten weltweiten Pandemie und deren noch nicht absehbaren
(Langzeit-) Folgen in den Fokus gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Diskussionen. Gesundheit wird
dabei im Sinne der Daseinsvorsorge zunehmend als Aufgabe der Raumplanung verstanden.1
Räumliche Planung und Öffentliche Gesundheit stehen durch den, in der Antike erstmals aufkommenden
und als Reaktion auf die Zeit der Industrialisierung professionalisierten, Gesundheitsschutz in einem engen
Verhältnis. Die Untersuchung von Modellen der Einflussfaktoren der Gesundheit lassen weiterhin eine
Identifikation von räumlichen Determinanten der Gesundheit mit Einflussmöglichkeit der räumlichen
Planung zu. Das daraufhin entstandene Konzept der Gesundheitsförderung bricht das rein biomedizinische
Grundverständnis der Gesundheit auf und öffnet es für eine Vielzahl an Einflussfaktoren als zentrale
Gesundheitsdeterminanten in Verbindung mit Lebensweisen und Lebensumwelten der Menschen. Im Fokus
der Gesundheitsförderung steht demnach der Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung
über ihre Gesundheit zu ermöglichen und somit eine präventive Stärkung der Gesundheit im Sinne
unterstützender Strukturen für das menschliche Wohlbefinden zu erreichen. Gesundheit ist dabei mehr als
Gesundheitsversorgung und die langfristige Sicherung medizinischer Versorgungsstrukturen. Gesundheit im
Sinne der räumlichen Planung zielt auf die Schaffung gesunder Lebensverhältnisse, speziell in den
Fokusthemen der Regionalplanung: Siedlungsstruktur, Freiraumstruktur und Infrastruktur.2
Durch globale Trends, Wandel- und Transformationsprozesse in den vergangenen Jahrzehnten verändern
sich Raumstrukturen sowie die bebaute und unbebaute Umwelt. Deren negative Beeinflussung als
„räumliche Determinanten” der Gesundheit erfährt dabei eine zunehmende Erhöhung, das heißt, die
negativen Auswirkungen der Umwelt auf die Gesundheit des Menschen steigen an. Eine Analyse bisheriger
Anknüpfungspunkte der Gesundheitsförderung in Regionalplanung und -entwicklung in den fünf
Planungsregionen in Rheinland-Pfalz zeigt, dass das Thema Gesundheitsförderung als solches weder in
formellen noch in informellen Plänen und Konzepten genannt wird.
Dieser Beitrag thematisiert mit dem entwickelten „Leitfaden Gesunde Region” einen Lösungsansatz zur
Steuerung der räumlichen Determinanten der Gesundheit auf regionaler Ebene, um negative Auswirkungen
auf die Gesundheit zu minimieren. Die Etablierung von Aspekten der Gesundheitsförderung in formeller
Regionalplanung und informeller Regionalentwicklung kann zur Schaffung gesundheitsförderlicher, das
heißt, sich positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirkender, Raumstrukturen beitragen. Eine gesunde
Region ermöglicht nach dem salutogenetischen Gesundheitsverständnis folglich eine höhere Gesundheit der
in der Region lebenden Einwohnerinnen und Einwohner. Der Erhalt menschlicher Gesundheit ist ein Thema
von höchster Relevanz, zu dem die Regionalentwicklung durch fokussierte Gesundheitsförderung einen
wichtigen Beitrag leisten kann