Barth, Lukas

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www.ssoar.infoRezension: Werner Friedrichs (Hrsg.): Atopien imPolitischen - Politische Bildung nach dem Ende derZukunftBarth, LukasVeröffentlichungsversion / Published VersionRezension / reviewZur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with:Verlag Barbara BudrichEmpfohlene Zitierung / Suggested Citation:Barth, L. (2022). Rezension: Werner Friedrichs (Hrsg.): Atopien im Politischen - Politische Bildung nach dem Ende derZukunft. [Rezension des Buches Atopien im Politischen - Politische Bildung nach dem Ende der Zukunft, hrsg. von W.Friedrichs]. GWP - Gesellschaft. Wirtschaft. Politik, 71(3). https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-81652-2Nutzungsbedingungen:Dieser Text wird unter einer CC BY Lizenz (Namensnennung) zurVerfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu den CC-Lizenzen findenSie hier:https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.deTerms of use:This document is made available under a CC BY Licence(Attribution). For more Information see:https://creativecommons.org/licenses/by/4.0386      Rezensionen Werner Friedrichs (Hg.): Atopien im Politischen - Politische Bildung nach dem Ende der Zukunft. Biele-feld: transcript 2022. 251 Seiten. ISBN: 978-3-8376-5201-7  Das Politische ist von beson-derer Eigenart. Es steht not-wendig zwischen Vergangen-heit und Zukunft, angewiesen auf das Gegenwär-tige, verwiesen auf das Kommende. Nicht in der Form einer Futurologie, ewig im Versuch verblei-bend jene vorherzusagen, sondern mit dem An-spruch, gestaltend auf sie einzuwirken. Politische Theorien der letzten Jahrzehnte lassen dieses Nar-rativ selbst brüchig werden: Postdemokratie, Postpolitik oder in der Figur einer nur simulativen Demokratie, werden Prozesse, Strukturen und die Möglichkeiten der Einwirkung eines wie auch immer gearteten dḗmos selbst fragwürdig. Der vorliegende Sammelband greift dieses Denken auf und radikalisiert es: Was bedeutet es für Politische Bildung(en), wenn angesichts der Zangenkrise aus ökologischem Kollaps und sich verschärfenden sozialen Krisen, die Welt als Zukunft im Begriff ist abhandenzukommen?  Die gesammelten Beiträge sind Ergebnis ei-nes Workshops (in der Form eines Silent-Walks im Bamberger Stadtgebiet, dazu eindrücklich: Rößler, S. 134-140), der unter der Frage stand: „Kann am Beginn des 3. Jahrtausends noch über die Zukunft nachgedacht werden? Darüber, wie wir uns als Gesellschaft auf sie – mittels einer ge-lingenden Bildung – vorbereiten?“ (Friedrichs, S. 11) Die Beiträge kreisen in verschieden großen Radien um (theoretische) Möglichkeiten, wie „die anvisierten transformativen Bildungsprozesse durch eine didaktische Inszenierung angestoßen werden [können]“ (Weber-Stein, S. 80).  Hierzu wird der Versuch unternommen, jen-seits von Erfahrenem und Gewohntem, Politische Bildung in Bezug zu einer demokratischen Exis-tenz zu denken. Es geht etwa um die Möglichkeit einer radikaldemokratischen Bildung (Sörensen) oder um (historische) Mensch-Tier-Beziehungen am Beispiel des Berliner Tiergarten (Juchler). Hierbei wirken einige der Ansätze im besten Sinne befremdlich, etwa, wenn G. Maria Soltro (rück-wärts: „ortlos“, ein Pseudonym Friedrichs) „[t]opologische Methoden der Reflexion“ (S. 188) zugunsten atopischer Strategien aufgibt und ge-zielt nach „[…] einer neuen Vermessung für poli-tische Bildungen, jenseits von Aufklärungen, Re-flektionen oder Projekten“ (S. 179) sucht: „Freundschaften mit Dingen schließen, uns mit ihnen unterhalten. Dinge sein. Körper transfor-mieren. Stimmen modulieren. Kompossibilitäten generieren. Sprachen erfinden. Neue Dinge essen. Mit Tieren Verwandtschaften eingehen. Räume erfinden. Zeiten dichten. Farben riechen. Töne schmecken.“ (Soltro, S. 188)   Ein Irritationsmoment, das bewusst weit über das schulpädagogisch erwünschte hinausgeht (vgl. Friedrichs, S. 19), ruft fast unweigerlich die Frage nach der Relevanz für jene hervor. Was haben atopische Einwürfe mit Politischen Bildungspra-xen zu tun (vgl. auch Weber-Stein im Band)? Antworten hierauf sind in unzähligen Abstufun-gen und Variationen möglich, dem Band gelingt besonders eines: Ein anderer Weltzugang wird als Frage denkbar ohne sich selbst absolut zu setzen. Vielmehr wird um dieses Denken gekämpft, im Kommentarteil zum Abschluss etwa: „Worin der Sinn dieses Verzichts auf Differenzierung liegt, und inwiefern dadurch insbesondere unser Ver-ständnis für Gesellschaft, Politik und Bildung ge-fördert, vielleicht sogar befreit werden soll, bleibt mir unbegreiflich.“ (Reheis, S. 244).  Nach der einsichtsreichen und vor allem auch anregenden Lektüre bleibt zunächst ein diffuser Rest eines Prinzips Hoffnung, allerdings ver-knüpft mit einer eindeutigen Forderung, der viele Beiträge entsprechen und die auch die erste an die (Schul-)Praxis wäre: „Die Didaktik der politischen und sozialwissenschaftlichen Bildung sollte end-lich aus ihrer Nische herauskommen […]. Sie muss sich sehr viel engagierter als »Kulturwissen-schaft der Weltverhältnisse« entfalten und damit den ihr zustehenden Platz in der Transformation der Gesellschaft einnehmen.“ (Friedrichs, S. 21) Die hierfür notwendige andere Beziehungsweise und eine entsprechende Suchbewegung werden während der Lektüre als Möglichkeit erkennbar, wenngleich sie im Versuchshaften verbleiben – je-ner aber „dürfte sich lohnen“ (Barnewitz, S. 233)! Lukas Barth   

Rezension: Werner Friedrichs (Hrsg.): Atopien im Politischen - Politische Bildung nach dem Ende der Zukunft

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