Die vorliegende Arbeit stellt eine Charakterisierung der im Jahr 1995 von Wissenschaftlern
der Firma Abbott Diagnostics (North Chicago, USA) entdeckten flaviähnlichen, im
Tamarinen vorkommenden GB-Viren, GBV-A und GBV-B, sowie des humanen GB-Virus-C
dar.
GBV-A und GBV-B sind beide im sogenannten “GB-Agens H205”, das als Referenzmaterial
dient, vorhanden. GBV-A und GBV-B wurden isoliert und charakterisiert. Da GBV-A im
Gehirngewebe in höheren Konzentrationen als GBV-B vorhanden war, gelang die Isolierung
von GBV-A durch eine Tamarinpassage mit verdünntem inokuliertem Gehirnmaterial.
GBV-B wurde durch Tamarinpassage des Serums eines Affen, der nach Ausheilen der
GBV-A-Infektion noch GBV-B-RNA positiv war, in reiner Form gewonnen.
In Re- und Kreuzinfektionsstudien mit Tamarinen konnte eine homologe Immunität gegen
den gleichen Erreger, aber das Fehlen einer Kreuzimmunität gegen den anderen Erreger gezeigt
werden.
Die Untersuchung von histologischen Schnitten der Organe infizierter Krallenaffen mit Hilfe
der in situ-Hybridisierung gab Aufschluß über den Ort der Replikation dieser Viren. GBV-B
ist der Erreger einer Hepatitis bei Krallenaffen und war mit einer für dieses Virus spezifischen
Sonde durch Hybridisierung im Zytoplasma von Hepatozyten nachzuweisen. Mit einer für
GBV-A spezifischen Sonde wurde dieses Virus nur in Gehirngewebe nachgewiesen.
Für das humane GBV-C wurde der Lymphknoten, genauer das Zytoplasma der Lymphozyten,
als Replikationsort ermittelt. Eine Leberpathogenität dieses Virus konnte nicht
gefunden werden. Klinische Studien könnten eine Assoziation von GBV-C mit Erkrankungen
des lymphatischen Systems untersuchen.
Entsprechend der Lokalisation des Hybridisierungssignals im Bereich der Lymphknotenrinde
(überwiegend B-Lymphozyten) konnten, nach Auftrennung von PBMCs mit Hilfe des
MACS-Systems in einzelne Zellfraktionen, die B-Lymphozyten als hauptsächlicher Replikationsort
wahrscheinlich gemacht werden. Weitere Hinweise auf die Replikation von GBV-C
in Lymphozyten lieferte die in vitro-Infektion von PBMCs durch GBV-C mit einem
anschließend beobachteten Anstieg der GBV-C-Konzentration im Kulturüberstand.
In knochenmarktransplantierten Patienten wurde durch weitgehende Zerstörung des Knochenmarks
ein Absinken der GBV-C-Konzentration gezeigt. Nach der Regeneration des lymphatischen
Systems wurde häufig die ursprüngliche GBV-C-Konzentration wieder erreicht. Auch dieses Ergebnis läßt sich durch die Replikation von GBV-C in Zellen des lymphatischen
Systems erklären.
Zur Bestimmung der Prävalenz von GBV-C wurde ein Enzymimmuntest zum Nachweis von
E2-Antikörpern mit rekombinanten Virusproteinen und monoklonalen Antikörpern gegen
dieses Virus entwickelt. Ein 39 As langes Peptid im C-Terminus eines C-terminal verkürzten
E2-Proteins war die antikörperbindende Domäne des monoklonalen Antikörpers.
Für GBV-C hatten Hämophile, Homosexuelle und Prostituierte ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Deshalb ist neben dem parenteralen Übertragungsweg auch die sexuelle Übertragung des
Virus bedeutend. Für eine sexuelle Übertragung des Virus spricht, daß bei Homosexuellen das
Vorhandensein von Antikörpern gegen GBV-C mit der Anamnese einer durchgemachten
Syphilis oder Gonorrhoe korreliert.
Normalerweise führt die Produktion von E2-Antikörpern zu einer Elimination von GBV-C
und einem Ausheilen der Infektion