Die technogene Natürlichkeit des Artifiziellen : wie Natur in technisch erzeugte Forschungsgegenstände eingeschrieben wird

Abstract

Im Zentrum dieser Arbeit steht die These, dass trotz zunehmend technisierter Forschungsmethoden sowie artifizieller Forschungsgegenstände wissenschaftliche Forschungslegitimationen dennoch ein Bedürfnis nach Natürlichkeit bzw. Ursprünglichkeit ausdrücken. Durch eine retrospektive Einschreibung werden auch artifizielle Forschungsobjekte oftmals als natürliche gerechtfertigt, was sich z.B. in den Argumentationslinien wissenschaftlicher Publikationen offenbart. Diese Form der Legitimation wird als ´technogene Natürlichkeit des Artifiziellen´ bezeichnet. Auf Basis theoretischer Grundlagen aus den Bereichen der Naturphilosophie, Artefakttheorie, Wissenschaftstheorie, Science and Technology Studies und der Wissenschaftshermeneutik werden drei Forschungsgegenstände aus drei unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen in Fallstudien auf diese These hin untersucht. Die erste Fallstudie behandelt die Entwicklungsgeschichte des Lasers sowie dessen heutiger Einsatz in Forschungs- und Anwendungskontexten. Innerhalb der zweiten Fallstudie aus dem Bereich der physikalischen Grundlagenforschung wird die Theoriebildung sowie der experimentelle Entdeckungszusammenhang des Higgs-Bosons näher beleuchtet. Kontrastiert werden diese beiden natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen Forschungskontexte durch eine dritte Fallstudie aus den Bibelwissenschaften, bei der die sogenannte Logienquelle Q, ein künstlich rekonstruierter Evangelienquelltext, im Fokus der Betrachtung steht. In allen drei Diskursen zeigt sich die oben beschriebene Legitimationsfigur. Am Ende der Arbeit wird diskutiert, inwieweit die entstehende Legitimationsambivalenz zwischen Artifizialität und Natürlichkeit durch eine philosophische Reflexion im Rahmen der Forschungskonzeption vermieden werden kann

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