Identität und Stadtentwicklung in Kaliningrad: raumbezogene Identität, Geschichte und symbolische Architektur in der aktuellen Stadtentwicklung in Kaliningrad

Abstract

Die Stadt Kaliningrad, das frühere Königsberg, liegt als russische Exklave zwischen Polen und Litauen. Sie ist umschlossen von EU und NATO und bildet somit eine Brücke zwischen Russland und Europa. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört, danach zu einem Teil der Sowjetunion. Später wurde versucht, das Idealbild einer sowjetischen Stadt aufzusetzen und damit die historische deutsche Geschichte abzulehnen. Nach der Perestroika stagnierte in den 1990er Jahren die Entwicklung in der Stadt. Erst in den letzten Jahren nahm die lokale Wirtschaft wieder an Fahrt auf, und Kaliningrad erlebte einen beispiellosen Bauboom. Unter den vielen Neubauten finden sich immer mehr, die sich auf die deutsche Geschichte der Stadt vor 1945 beziehen. Der Wiederaufbau verschiedener historischer landmarks wird intensiv und kontrovers diskutiert, so etwa beim symbolträchtigen Königsberger Schloss. Der Aufsatz gibt einen Einblick in die aktuelle Stadtentwicklung Kaliningrads und untersucht die Zusammenhänge zwischen Geschichtsbild, symbolhafter Architektur und lokaler Identität in der Stadt. Zur theoretischen Einordnung wird ein Rahmen zwischen den Themenfeldern „Raumbezogene Identität“ sowie „Symbolische Architektur“ aufgespannt. Durch die Integration einer Reihe von Denkansätzen wird aus verschiedenen Perspektiven ein Blick auf das Phänomen geworfen und ein Beitrag zur Theoriebildung geleistet. Für die empirische Untersuchung wurden Experteninterviews mit verschiedenen Akteuren aus Immobilienwirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Journalismus in Kaliningrad geführt. Diese haben durch ihre konkrete Entscheidungsmacht oder ihre Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung Einfluss auf die Stadtentwicklung in Kaliningrad. Es wird eine Facette dieser Stadt dargestellt, die bisher in der wissenschaftlichen Literatur unbeachtet blieb. Kaliningrad ist nicht nur geostrategisch bedeutend, sondern auch ein Ort der Integration zwischen Europäischer Union und Russland. Dies lässt sich insbesondere anhand des architektonischen Umgangs mit seiner wechselvollen Geschichte aufzeigen.The city Kaliningrad, former Königsberg, is a Russian exclave between Poland and Lithuania. It is surrounded by EU and NATO and thus builds a bridge between Russia and Europe. During Second World War, the city was heavily destroyed; afterwards it became a part of the Soviet Union. Later it was tried to impose the ideal of a Soviet city and to deny the historical German identity. After Perestroika, in the 90s, the development of the city stagnated. In the last years, the local economy picked up speed and Kaliningrad witnessed an unprecedented boom in the construction sector. There is an increasing number among the new buildings which in some way refer to the German history of the city before 1945. The reconstruction of different historical landmarks is discussed intensely and controversially, e.g. concerning the deeply symbolic Königsberg castle. The paper gives an insight in the current city development in Kaliningrad and investigates the interrelations between the conception of history, symbolic architecture and local identity in the city. A theoretical framework is span between the academic topics “Spatial Identity” and “Symbolic Architecture”. Through the integration of a number of approaches a view from different perspectives is taken on the phenomenon as well as a contribution to theory formation is made. For the empirical research, expert interviews were conducted with different actors from the real estate sector, public administration, sciences and the media sector. These have influence on city development in Kaliningrad through their actual decisive power or through their role in public opinion making. A facet of the city is illustrated which has remained unnoticed in most of the academic literature so far. Kaliningrad is not only of geostrategic importance, but also a place of integration between the European Union and Russia. This becomes particularly visible when looking at the architectural handling of the changeful local history

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