Grünsteudel, Günther

German

OPUS Augsburg

Wo wohnten die Mitglieder der Wallersteiner Hofkapelle um 1790?'Im Katholischen Pfarramt in Wallerstein wird ein 1790 begonnenes Häuserverzeichnis („Familienbeschrieb“} der damals rund 1200 Einwohner zählenden Residenz2 verwahrt, in dem die damals knapp 250 Häuser des Marktortes und ihre Bewohner aufgelistet sind3. Dieses Verzeichnis wurde mehrfach aktualisiert, so dass es verlässliche Informationen über die Wohnsituation der Hofmusiker zwischen 1790 und 1800 (und später) enthält. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Musiker meist zusammen mit anderen Parteien in einem Haus zur Miete wohnten. Dank der Tatsache, dass auch die 1824 eingeführten Hausnummern ergänzt wurden und die Wohnbebauung des 18. und 19. Jahrhunderts in Wallerstein relativ unversehrt erhalten ist, konnten die meisten Adressen mittels einer von der Marktgemeinde erstellten Konkordanz im heutigen Straßenbild lokalisiert werden. Einige Musiker sind unter verschiedenen Adressen eingetragen. Die zeitliche Abfolge ist jedoch nur in zwei Fällen (Markus Anton Link, Karl Friedrich Weixelbaum) erkennbar.Johann Baptist Betzler (1758-1817), Bratschist und Trompeter:D.[omus] 35 = Alte Hausnummer 34 = Hauptstraße 18.Antonio Cattenati (um 1739/40 - 1819), Bratschist:D. 104 = Alte Hausnummer 70 = Herrenstraße (das Haus existiert nicht mehr).Franz Dietmann (1766-1833), Violinist:D. 122 = Alte Hausnummer 159 = Mittelstraße 19.Alois Emst (1759-1814), Flötist:D. 162 = Alte Hausnummer 90 = Obere Bergstraße 15.Wilhelm Emst (1769-1836), Flötist:D. 84 = Alte Hausnummer 249 = Hauptstraße 714.Georg Feldmayr (1756-1834), Violinist, Kapellmeister:D. 52 (Gasthof,Zum Schwarzen Adler4) = Alte Hausnummer 57 = Hauptstraße 405.Franz Xaver Hammer (1760-1818), Violinist:D. 105 = Alte Hausnummer 69 = Herrenstraße 146.Joseph Anton Hammer (1721-1808), Violinist:D. 121 = Alte Hausnummer 82 = Herrenstraße (das Haus existiert nicht mehr).Johann Nepomuk Hiebesch (1766-1820), Violoncellist und Hornist:D. 79 = Alte Hausnummer 185 = Hauptstraße 57.Ignaz Höfler (1741/42-1804), Violinist und Hofkonditor:D. 62 = Alte Hausnummer 179 = Hauptstraße 60.Johann Friedrich Höfler (1775-1798), Violinist:D. 62 = Alte Hausnummer 179 = Hauptstraße 607.Christoph Hoppius (1752-1824), Fagottist:D. 83 = Alte Hausnummer 247 = Hauptstraße 69.D. 88 = Alte Hausnummer 259 = Hauptstraße 94 oder 968.Gottfried Klier (1757-1800), Oboist:D. 51 = Alte Hausnummer 55 = Hauptstraße 25.Franz Xaver Link (1759-1825), Violinist und Klarinettist:D. 42 = Alte Hausnummer 44 = Hauptstraße 24 oder 269.Wo wohnten die Mitglieder der Wallersteiner Hofkapelle um 1790/1800? 51W a lle rs te inHauptstrasse m it D reifaltiKkeitssAul^*Die Hauptstraße (früher Marktgasse) in Wallerstein mit der Pestsäule in der Bildmitte und der Pfarrkirche St. Alban. Links im Bild, etwas zurückgesetzt, der Gasthof,Zum Schwar­zen Adler4, in dem Rosetti seit seiner Eheschließung mit Rosina Neher, der Tochter des Adlerwirts, wohnte. Historische Photographie, um 1910 (Privatbesitz)Johann Sebastian Albrecht Link (um 1717/18 - 1795), Violinist:D. 75 = Alte Hausnummer 174 = Hauptstraße 47.Markus Anton Link (1771-1840), Violinist:D. 75 = Alte Hausnummer 174 = Hauptstraße 4710.D. 188 = Alte Hausnummer 150 = Mittelstraße 3.Franz Anton Marx (1745-1819), Kontrabassist, Trompeter:D. 99 = Alte Hausnummer 64 — Herrenstraße 6.Johann Michael Mayer (♦ 1773), Trompeter:D. 110 = Alte Hausnummer 74 = Untere Bergstraße 2.Joseph Nagel (1751/52-1802), Hornist:D. 46 = Alte Hausnummer 51 = Hauptstraße 21.D. 99 = Alte Hausnummer 64 = Herrenstraße 6.Antonio Rosetti (1750-1792), Kontrabassist, Kapellmeister:D. 52 (Gasthof,Zum Schwarzen Adler4) = Alte Hausnummer 57 = Hauptstraße 40".Wolfgang Schneller (1752-1811), Trompeter und Thurner:D. 125 = Bergtor = Berg 78Johann Steinheber (1726-1807), Bratschist und Chorregent:D. 30 = Alte Hausnummer 29 = Hauptstraße (das Haus existiert nicht mehr12).Johann Türrschmidt (1723-1800), Hornist und Bratschist:D. 101 = Alte Hausnummer 66 = Herrenstraße 8.52 Kleinere Beiträge und BerichteJohann Michael Weinhöppel (1764-1840), Oboist:D. 142 = Alte Hausnummer 103 = Sperlingstraße 12.Karl Friedrich Weixelbaum (1769-1812), Violinist:D. 46 = Alte Hausnummer 51 = Hauptstraße 2113.D. 103 = Alte Hausnummer 68 = Herrenstraße 10 oder 1214.Paul Wineberger (1758-1821), Violoncellist:D. 85 = Alte Hausnummer 255 = Hauptstraße 77.Johann Kaspar W olf (1775-1811), Flötist, Oboist und Klarinettist:D. 139 = Alte Hausnummer 107 = Sperlingstraße 615.Franz Zwierzina (1751-1825), Hornist:D. 26 ~  Alte Hausnummer 9 = Hauptstraße 4.D. 126 -  Alte Hausnummer 111 = Sperlingstraße 1.Außer dem Hofkavalier und Musikintendanten Ignaz von Beecke (1733-1803), der ver­mutlich ein vom Fürsten zur Verfügung gestelltes Logis (im Schloss?) bewohnte, fehlt in dieser Auflistung etwa ein Viertel der in den 1790er Jahren nachweisbaren Kapellmitglieder: die Violinisten Johann Georg (1723/24-1798) und Karl Gerstmayer (1757-1795), Ludwig Boos (1755- nach 1812) und Johann Wilhelm L’Evêque ( 1759-1816?)16, der Violoncellist Friedrich Witt (1770-1836), der Kontrabassist Johann Nepomuk Zehentner (1763-1801), der Kontrabassist und Hornist Joseph Hiebesch (1768-1805), der Oboist Johann Ludwig Koeber (Lebensdaten unbekannt), der Klarinettist Franz Joseph Beer ( 1770-1819) und der Fagottist Franz Xaver Meisriemel (1742-1814). Über ihre Wohnungen ist nichts bekannt, aus den Akten geht aber hervor, dass Bedienstete teilweise auch in herrschaftlichen Ge­bäulichkeiten wie etwa der Hofreitschule untergebracht waren.Nur während der kalten Jahreszeit (von November/Dezember bis März/April) resi­dierte Fürst Kraft Emst in Wallerstein, die übrige Zeit des Jahres bewohnten er und seine Familie das Sommerschloss Hohenaltheim. Aufgrund fehlender Raumkapazitäten konnten dort nur die Musiker selbst, nicht aber ihre Familien untergebracht werden17, was häufige Fußmärsche von Hohenaltheim nach Wallerstein und wieder zurück zur Folge hatte18. Belegt ist dies u. a. durch den Fagottisten Franz Czerwenka (1745-1801), der im Septem­ber 1781 nach nur wenigen Monaten in fürstlichen Diensten um seinen Abschied bat. Seinem Entlassungsgesuch, in dem er die Gründe hierfür auffuhrt, entnehmen wir, dass es „sehr beschwerlich auch meiner gesundheit nachtheilig seyn würde, so offt Music ist, von Wallerstein nach Hohenaltheim zu Fuß zu gehen, welches doch geschehen mußte, da ich, ohngeachtet mein gehalt gegen andern meines Standes bey Hofe beträchtlicher ist, dennoch nicht im Stande wäre, mir bequemere gelegenheit zu verschaffen "19.GÜNTHER GRÜNSTEUDELANMERKUNGEN1 Für wichtige Vorarbeiten sei Herm Hartmut Steger, Wallerstein, ganz herzlich gedankt.2 Philipp Ludwig Hermann Röder: Geographisches statistisch-topographisches Lexikon von Schwaben, Bd. 2. 2., verm. u. verb. Auflage. Ulm 1801, Sp. 1047.3 Mikrofilmkopie im Archiv des Bistums Augsburg (Anhang zur Matrikelverfilmung).Wo wohnten die Mitglieder der Wallersteiner Hofkapelle um 1790/1800? 534 Wohnhaft bei seinem Vater, dem fürstlichen ,Heiducken* Thomas Emst.5 Nach seiner Eheschließung 1784 wohnten Feldmayr und seine Frau, eine Schwester der Ehefrau des ,Adlerwirts* Clemens Neher, bei seinem Schwippschwager.6 Wohnhaft bei seinem Schwiegervater, dem Hofschneider Johann Caspar Binder.7 Wohnhaft bei seinem Vater, dem Hofkonditor Ignaz Höfler.8 Die alten Hausnummern 259a und 259b entsprechen heute Hauptstraße 94 und 96.9 Die alten Hausnummern 44a und 44b entsprechen heute Hauptstraße 24 und 26.10 Auch nach dem Tod seines Vaters Albrecht Link (1795) noch wohnhaft bei seiner Mutter „ Theresia Linkin Wittib11 Rosetti wohnte mit seiner Familie bis zu seinem Weggang von Wallerstein bei seinem Schwiegervater, dem ,Adlerwirt4 Johann Neher bzw. dessen Sohn Clemens.12 Wohnhaft im alten Schulhaus, das 1857 abgebrochen wurde; vgl. Ludwig Brutscher: Wallerstein. Markt und Residenz. Wallerstein 1996, S. 207.13 Wohnhaft bei seinem Vater, dem Kabinettsekretär Cornelius Weixelbaum.14 Das Anwesen Nummer 68 besteht heute aus zwei Hausnummern: Herrenstraße 10 und 12.15 Wohnhaft bei seinem Vater Peter Wolf.16 Letzterer verließ Wallerstein bereits im Januar 1791.17 „ Beschreibung der herrschaftl. Zim(m)er zu Hohenaltheim ", [Frühjahr/Sommer 1774]; Fürstlich Dettingen-Wallerstein’sches Archiv Schloss Harburg (FÖWAH), VI.56.2-1.18 Die einfache Strecke betrug immerhin knapp 16 Kilometer.19 Franz Czerwenka an Fürst Kraft Emst, Wallerstein, 14.9.1781; FÖWAH, Dienerakten Czerwenka, III.5.12c-2.

Wo wohnten die Mitglieder der Wallersteiner Hofkapelle um 1790?

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