research

Sexuelle Zufriedenheit von Frauen mit vaginaler Aplasie nach operativer Neovagina-Bildung

Abstract

Obwohl kein sehr seltenes Phänomen, stellt der Befund einer Aplasie von Uterus und Vagina (Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom) ein im Allgemeinen wenig bekanntes Thema dar. In der Literatur wird es mit einer Häufigkeit von 1:4000 weiblichen Neugeborenen beschrieben. Die Ursache ist eine Hemmung der Entwicklung, der Ausdifferenzierung und Vereinigung der Müller’schen Gänge, sowie eine fehlende Epithelausknospung aus dem Sinus urogenitalis, wodurch keine Vaginalplatte angelegt und der Anschluss an die Müller’schen Gänge nicht erreicht wird. Die Aplasie von Uterus und Vagina wird in der Regel bei der Abklärung wegen primärer Amenorrhoe diagnostiziert. Frauen mit dieser Fehlbildung sind in zweifacher Weise betroffen: Einerseits beim Fehlen der Vagina durch die Unmöglichkeit, vaginalen Geschlechtsverkehr haben zu können und andererseits beim Fehlen des Uterus durch die Unmöglichkeit, eine Schwangerschaft erleben zu können. Zur Bildung einer Neovagina stehen für diese Frauen verschiedene operative Möglichkeiten oder unblutige, bougierende Verfahren zur Verfügung. An der Klinik für Gynäkologie des Departements für Frauenheilkunde des Universitätsspitals Zürich wird zur Neovagina-Bildung die laparoskopisch modifizierte Operationsmethode nach Vecchietti gewählt. Ziel dieser Arbeit war es zu erfahren, ob Frauen nach diesem operativen Eingriff zur Neovagina-Bildung ein für sie normales Sexualleben führen konnten. Dazu wurden von den Patientinnen, die im Zeitraum von 1993 bis 2000 an der Klinik für Gynäkologie im USZ im Sinne einer Neovagina-Bildung nach Vecchietti operiert worden waren, die Krankengeschichten gesichtet und die Frauen zwecks Befragung kontaktiert. Von den 13 Patientinnen haben 10 an der Befragung, die in Interviewform unter Verwendung eines Fragebogens durchgeführt worden ist, teilgenommen. Zusammenfassend darf gesagt werden, dass nach der Neovagina-Bildung und nach einer etwas länger dauernden postoperativen Heilungsphase der Geschlechtsverkehr schmerzfrei möglich war und bei ungestörter Libido und ungestörter Orgasmusfähigkeit die Frauen eine insgesamt zufriedenstellende Vita sexualis leben konnten. Das alltägliche Leben hatte sich für die Frauen nicht verändert. Sie betonten aber, dass sie sich durch die Neovagina-Bildung vollkommener fühlten und unbeschwerter eine Beziehung eingehen konnten. Die Operationsmethode war für die befragten Frauen gut akzeptabel, wurde aber durchwegs als schmerzhaft erlebt, vor allem die Phase der langsamen postoperativen Scheidendehnung. 8 der befragten 10 Frauen waren der Überzeugung, dass sie den Eingriff erneut würden machen lassen, da sie das Endresultat als zufriedenstellend empfanden. Ein von allen Patientinnen geäussertes Anliegen war der Wunsch nach einer Selbsthilfegruppe für einen Austausch unter Betroffenen. Für die Gynäkologische Klinik ergab sich als Fazit aus dieser Arbeit die Erkenntnis, dass bei Frauen mit MRKH-Syndrom präoperativ noch mehr zu betonen ist, wie sehr die postoperative Phase von Schmerzen begleitet sein wird und dass insgesamt eine gute ambulante Begleitung der Frauen auch nach der Entlassung aus dem Spital angeboten werden muss, speziell für die Phase der Platzhalteranwendung. Im gesamten betrachtet kann aber der Eingriff bezüglich sexueller Zufriedenheit postoperativ empfohlen werden

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