Grundlagen sozial-ökologischer Transformationen: Gesellschaftsvertrag, Global Governance und die Bedeutung der Zeit : Eine konstruktive Kritik des WBGU-Gutachtens "Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation"

Abstract

Vor einem Jahrzehnt wurde das Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) veröffentlicht. Dieser Versuch einer Bestandsaufnahme im Jahre 2011 hat national und international Impulse gesetzt und Orientierung gegeben. Der WBGU ging aufs Ganze: die Dringlichkeit eines auf nachhaltige Entwicklung zielenden Wandels sollte im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Natur gezeigt werden. Die zentrale Botschaft war ein „Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“, der bis 2021 umgesetzt werden müsse. Wie ist der Bericht heute zu beurteilen? Wir werden die Positionen des WGBU referieren, seine Verdienste nennen und sie konstruktiv-kritisch kommentieren. Unser Vorgehen orientiert sich an fünf Themenschwerpunkten des Berichtes, nämlich: Globaler Gesellschaftsvertrag, Global Governance am Beispiel des Pariser Klimaabkommens, Akzeptanz der Beteiligten und Betroffenen, Dringlichkeit des wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Handelns sowie die Idee einer Großen Transformation. In unserer Kritik entwickeln wir Vorschläge für ein konstruktives Weiterdenken dessen, was im WBGU-Bericht angelegt ist, aber nicht zu Ende gedacht wurde. Unsere Schwerpunkte liegen insbesondere auf dem Umgang mit Zeit und dem Begriff der Großen Transformation. Dabei werden wir auch auf die Bedeutung von technischem Forstschritt, Innovation und von Unwissen eingehen. Der Titel des Berichts setzt als Leitmotiv den Begriff der „Großen Transformation“. Dieser Begriff, den Karl Polanyi (1941/44) geprägt hat, soll im Sprachgebrauch des WBGUs die weitreichenden Veränderungen thematisieren, die ein gestaltender Staat unter Beteiligung der Weltbürgerschaft für eine Bewältigung der ökologischen Krise in den nächsten Jahrzehnten vorzunehmen hätte. In unserem Fazit argumentieren wir dagegen, dass die Idee einer einheitlich planbaren und umfassend realisierbaren Transformation der gegenwärtigen Problemlage unangemessen ist. Vielmehr lässt sich beobachten, dass unterschiedliche Akteure an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten an einer Vielzahl sozial-ökologischer Transformationsprozesse mitwirken. Die Wirkmächtigkeit solcher Bewegungen, die oft ungeplant und spontan auftreten, nimmt bis in die Gegenwart deutlich zu. Daraus lässt sich Hoffnung schöpfen

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