Unterrichtsplanung im Mehrebenensystem der Schule: Eine qualitative Vignettenstudie zum Vorgehen angehender Lehrpersonen bei der Planung von Lehr-Lern-Arrangements

Abstract

Diese Arbeit widmet sich in Form einer qualitativen Vignettenstudie der Unterrichtsplanung im Mehrebenensystem der Schule. Der Blick ist auf alle Ebenen des Mehrebenensystems schulischer Wirksamkeit am Beispiel der Planung von Lehr-Lern-Arrangements gerichtet. Ausgangspunkt ist die Betrachtung der Makroebene - der Lehrerinnen- und Lehrerbildungslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland – mit seinen Grundvoraussetzungen und aktuellen Problemlagen, vor allem dem in weiten Teilen exorbitanten Lehrerinnen- und Lehrereinstellungsbedarf. Mit der Meso-, der Schulebene rücken die Rahmenbedingungen des Unterrichts in den Blickpunkt. Im Fokus steht das antizipierte Vorgehen angehender Lehrpersonen bei der Planung von Lehr-Lern-Arrangements. Diese mikroperspektivische Betrachtungsweise konzentriert sich auf das individuelle Vorgehen auf der Mikro- und damit der Subjektebene. Die qualitative Vignettenstudie geht der Frage nach, wie angehende Lehrpersonen die Aufgabe der Unterrichtsplanung aufgrund ihrer Bildungsbiografie bewältigen. Grundständig Lehramtsstudierende und eine Kontrollgruppe Quereinsteigender in den Lehrberuf äußern sich infolge des Impulses einer Textvignette schriftlich zu ihrem Vorgehen bei der Planung von Unterricht. Beruf(ung) Lehrerin/ Lehrer? Kann das Vorgehen bei der Unterrichtsplanung überhaupt verbalisiert werden oder handelt es sich um eine Art «Fahrradfahren»? Die Könnerinnen und Könner können, obwohl sie wissen wie es geht, ihr Können nicht verbalisieren (vgl. Neuweg, 2015, S. 15)? Ausgewertet mit der inhaltlich-strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2014, 2018) thematisiert die Ergebnisdarstellung, was empirisch überhaupt abgebildet werden kann. Auffällig ist neben einer stark inhaltsorientierten und materialgeleiteten Planung die Widersprüchlichkeit, Unplanbares planen zu wollen. Eine starke Zentrierung der Befragten auf die Lehrperson betont einseitig die Angebotsseite des Angebot-Nutzungs-Modells der Wirkungsweise des Unterrichts (Helmke, 2012) bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Selbstreflexion etwa eigener Kompetenzen. In einzelnen Planungsdimensionen wie der Kompetenzorientierung, Differenzierung und Berücksichtigung motivationaler Aspekte zeigen sich zum Teil erhebliche Gruppenunterschiede und ausgeprägte Entwicklungstrends. Die Empirie verdeutlicht wie widersprüchlich die verschiedenen Systemebenen mit ihren vielen verschiedenen Akteuren handeln und dass jede Ebene sich der Unterrichtsplanung auf andere Art und Weise nähert. Diskutiert werden deshalb das Gelingen einer Theorie-Praxis-Verknüpfung und Konsequenzen für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung.:1. Einleitung 2. Die Lehrerinnen- und Lehrerbildungslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland: Stichwort Reform 2.1. Grundvoraussetzungen und Herausforderungen 2.2. Die Rahmenbedingungen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Sachsen 2.3. Zwischenresümee 3. Nicht-grundständige Wege in den Lehrerinnen- und Lehrerberuf 3.1. Einordnung in die Lehrerinnen- und Lehrerbildungslandschaft 3.2. Empirische Befunde 3.3. Das QUER-Programm in Sachsen 3.3.1. Empirische Befunde 3.3.2. Erfolgsquote des QUER-Programms 3.4. Zwischenresümee 4. Kompetenzen und Standards in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Stichwort Standardisierung 4.1. Entwicklungstendenzen und Meilensteine 4.1.1. Oser und Oelkers (2001) 4.1.2. Die Standards der Kultusministerkonferenz (2004, 2014, 2019) 4.2. Empirische Befunde zur Komptenzentwicklung (angehender) Lehrpersonen 4.3. Unterrichtskompetenz 4.4. Zwischenresümee 5. Lehrerinnen- und Lehrerbiografieforschung: Stichwort Professionalisierung 5.1. Die Entwicklung einer biografischen Perspektive 5.2. Forschungsschwerpunkte 5.3. Biografie und Profession: Professionalität als berufsbiografisches Entwicklungsproblem 5.3.1. Bestimmungsansätze von Professionalität im Lehrerinnen- und Lehrerberuf 5.3.2. Empirische Befunde im Schnittfeld von Biografie und Profession 5.4. Zwischenresümee 6. Dimensionen der Unterrichtsqualität 6.1. Unterrichtsqualität aus der Perspektive der Allgemeinen Didaktik 6.2. Unterrichtsqualität aus der Perspektive empirischer Forschung 6.3. Der Einfluss des Lehrerinnen- und Lehrerhandelns auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler 6.4. Zwischenresümee 7. Unterrichtsplanung als Kernstück der Allgemeinen Didaktik 7.1. (Planungs-)Modelle der Allgemeinen Didaktik 7.1.1 Die Bildungstheoretische Didaktik und ihre Weiterentwicklung zur Kritisch-konstruktiven Didaktik 7.1.2. Die Lern- und Lehrtheoretische Didaktik: Vom «Berliner Modell» zum «Hamburger Modell» 7.1.3. Die Konstruktivistische Lerntheorie 7.2. Empirische Befunde zur Unterrichtsplanung 7.2.1. Die Unterrichtsplanung von Lehramtsstudierenden und Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern 7.2.2. Die alltägliche Unterrichtsplanung von (berufserfahrenen) Lehrpersonen 7.3. Zwischenresümee 8. Methodisches Vorgehen 8.1. Forschungsdesign 8.2. Fragestellungen 8.3. Arbeitshypothesen 8.4. Auswahlverfahren 8.5. Stichprobenbeschreibung 8.5.1. Die grundständig Lehramtsstudierenden 8.5.2. Die Quereinsteigenden in den Lehrerinnen- und Lehrerberuf 8.5.3. Die Berufswahlmotivation 8.5.4. Pädagogische Erfahrungen 8.6. Vignettenstudie zur Erhebung des Vorgehens angehender Lehrpersonen bei der Unterrichtsplanung 8.6.1. Das Erhebungsinstrument 8.6.2. Inhaltsanalytische Auswertung 9. Die Vorgehensweise angehender Lehrpersonen bei der Unterrichtsplanung: Ergebnisdarstellung 9.1. Die Strukturebene der Vignettenantworten 9.2. Berücksichtigte Handlungsfelder 9.3. Die Selbstwahrnehmung der angehenden Lehrpersonen 9.4. Das (Vor-)Wissen und die Entwicklungsfähigkeit angehender Lehrpersonen 9.5. Subjektive Theorien zum Lehrerinnen- und Lehrerhandeln 9.6. Ergänzender Blick auf die Quereinsteigenden: Fremdeinschätzung durch die Mentorinnen und Mentoren in den universitären Praxisphasen 10. Diskussion 11. Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis AbkürzungsverzeichnisThis thesis deals with lesson planning in the multilevel system of the school in form of a qualitative vignette study. The focus is on all levels of multilevel systems of school effectiveness using the example of planning of teaching-learning arrangements. The starting point is the consideration of the macro level – the teachers and teacher training landscape in the Federal Republic of Germany – with its basic requirements and current problem areas, above all the exorbitant need for recruitment of teachers. With the meso-, the school level, the frameworks of the lesson come to the fore. The focus is on the anticipated approach of prospective teachers when planning teaching-learning arrangements. This micro-perspective approach concentrates on the individual approach on the micro- and, therefore, the subject level. The qualitative vignette study investigates how prospective teachers manage the task of lesson planning based on their educational biography. Undergraduate trainee teachers and a control group of lateral entrants in the teaching profession express themselves in writing on their approach to the planning of lessons as a result of the impulse of a text vignette. Profession teacher? Can the approach to lesson planning be verbalised or is it a kind of “cycling“? The experts, although they know how to do it, cannot verbalise their skills (cf. Neuweg, 2015, p. 15)? Evaluated with the content-structuring qualitative content analysis according to Kuckartz (2014, 2018), the presentation of the results addresses what can be empirically mapped at all. In addition to a strongly content-oriented and material-driven planning, the inconsistency of wanting to plan the unplanned is noticeable. A strong focus of the respondents on the teacher emphasises one-sidedly the supply side of the supply-use model of the effectiveness of the lesson (Helmke, 2012) while at the same time neglecting self-reflection, for example of one’s own competencies. In individual planning dimensions such as competence orientation, differentiation and consideration of motivational aspects, there are in part considerable group differences and pronounced development trends. The empirical evidence illustrates how contradictory the various system levels act with their many different actors and that each level approaches lesson planning in a different way. Therefore, the success of a theory-practice link and the consequences for teacher training are discussed.:1. Einleitung 2. Die Lehrerinnen- und Lehrerbildungslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland: Stichwort Reform 2.1. Grundvoraussetzungen und Herausforderungen 2.2. Die Rahmenbedingungen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Sachsen 2.3. Zwischenresümee 3. Nicht-grundständige Wege in den Lehrerinnen- und Lehrerberuf 3.1. Einordnung in die Lehrerinnen- und Lehrerbildungslandschaft 3.2. Empirische Befunde 3.3. Das QUER-Programm in Sachsen 3.3.1. Empirische Befunde 3.3.2. Erfolgsquote des QUER-Programms 3.4. Zwischenresümee 4. Kompetenzen und Standards in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Stichwort Standardisierung 4.1. Entwicklungstendenzen und Meilensteine 4.1.1. Oser und Oelkers (2001) 4.1.2. Die Standards der Kultusministerkonferenz (2004, 2014, 2019) 4.2. Empirische Befunde zur Komptenzentwicklung (angehender) Lehrpersonen 4.3. Unterrichtskompetenz 4.4. Zwischenresümee 5. Lehrerinnen- und Lehrerbiografieforschung: Stichwort Professionalisierung 5.1. Die Entwicklung einer biografischen Perspektive 5.2. Forschungsschwerpunkte 5.3. Biografie und Profession: Professionalität als berufsbiografisches Entwicklungsproblem 5.3.1. Bestimmungsansätze von Professionalität im Lehrerinnen- und Lehrerberuf 5.3.2. Empirische Befunde im Schnittfeld von Biografie und Profession 5.4. Zwischenresümee 6. Dimensionen der Unterrichtsqualität 6.1. Unterrichtsqualität aus der Perspektive der Allgemeinen Didaktik 6.2. Unterrichtsqualität aus der Perspektive empirischer Forschung 6.3. Der Einfluss des Lehrerinnen- und Lehrerhandelns auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler 6.4. Zwischenresümee 7. Unterrichtsplanung als Kernstück der Allgemeinen Didaktik 7.1. (Planungs-)Modelle der Allgemeinen Didaktik 7.1.1 Die Bildungstheoretische Didaktik und ihre Weiterentwicklung zur Kritisch-konstruktiven Didaktik 7.1.2. Die Lern- und Lehrtheoretische Didaktik: Vom «Berliner Modell» zum «Hamburger Modell» 7.1.3. Die Konstruktivistische Lerntheorie 7.2. Empirische Befunde zur Unterrichtsplanung 7.2.1. Die Unterrichtsplanung von Lehramtsstudierenden und Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern 7.2.2. Die alltägliche Unterrichtsplanung von (berufserfahrenen) Lehrpersonen 7.3. Zwischenresümee 8. Methodisches Vorgehen 8.1. Forschungsdesign 8.2. Fragestellungen 8.3. Arbeitshypothesen 8.4. Auswahlverfahren 8.5. Stichprobenbeschreibung 8.5.1. Die grundständig Lehramtsstudierenden 8.5.2. Die Quereinsteigenden in den Lehrerinnen- und Lehrerberuf 8.5.3. Die Berufswahlmotivation 8.5.4. Pädagogische Erfahrungen 8.6. Vignettenstudie zur Erhebung des Vorgehens angehender Lehrpersonen bei der Unterrichtsplanung 8.6.1. Das Erhebungsinstrument 8.6.2. Inhaltsanalytische Auswertung 9. Die Vorgehensweise angehender Lehrpersonen bei der Unterrichtsplanung: Ergebnisdarstellung 9.1. Die Strukturebene der Vignettenantworten 9.2. Berücksichtigte Handlungsfelder 9.3. Die Selbstwahrnehmung der angehenden Lehrpersonen 9.4. Das (Vor-)Wissen und die Entwicklungsfähigkeit angehender Lehrpersonen 9.5. Subjektive Theorien zum Lehrerinnen- und Lehrerhandeln 9.6. Ergänzender Blick auf die Quereinsteigenden: Fremdeinschätzung durch die Mentorinnen und Mentoren in den universitären Praxisphasen 10. Diskussion 11. Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichni

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