Jaschinski, Klaus

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Comparativ (E-Journal)

Buchbesprechungen Uwe Pfullmann, Durch Wüste und Steppe. Entdeckerlexikon arabische Halbinsel - Biographien und Berichte, trafo verlag dr. wolfgang weist, Berlin 2001,562 S. Von der arabischen Halbinsel wußte man in Europa schon seit der Antike in erster Linie dank der Weihrauchstraße. Auf diesem über 3000 Kilometer langen Handelsweg transportierten Kamelkarawanen seit mindestens 1000 v. Chr. bis 500 n. Chr. Gewürze und Wohlgerüche des Orients von Süd-arabien bis ans Mittelmeer. Mit diesem Fernhandel, der gleichsam als frühe Kulturbrücke zwischen Orient und Ok-zident fungierte, gelangte auch die Kunde von einem sagenhaft wohl-habenden Reich im Südosten der arabischen Halbinsel nach Europa, was nicht nur die Phantasie beflügelte, sondern auch allerlei Begehrlichkeiten weckte. Trotz diverser Einschrän-kungen und mancher Unterbrechungen infolge politischer Turbulenzen unter-nahmen in den folgenden Jahrhunder-ten Händler, Entdecker und Abenteurer immer wieder Vorstöße auf die arabi-sche Halbinsel. Unzählige Berichte in den Bibliotheken und Archiven zeugen davon. Allerdings gerieten viele dieser Berichte rasch in Vergessenheit, und bis auf den heutigen Tag ist bei den meisten Europäern das Wissen über die ara-bische Halbinsel und die Entwicklung dort mit Klischees und Vorurteilen behaftet. Dieser Umstand und die Tatsache, daß es bis dato keine Übersicht über die Arabien-Reisenden und ihre Werke gab, bewogen den Diplomarabisten, Historiker und ausgewiesenen Arabien-Spezialisten Pfullmann, sich dieses Themas anzunehmen. Das vorgelegte Lexikon läßt auf über 500 Seiten Erlebnisse und Erfahrungen von 277 Reisenden und Forschem, die biogra-phisch vorgestellt und gewürdigt wer-den, Revue passieren. Mehr als 220 zeit-genössische Darstellungen und umfangreiches Kartenmaterial beför-dern zudem das Verständnis und runden das Bild trefflich ab. Das Lexikon spricht aber nicht nur den Fachmann an. Es wendet sich ebenso an ein aufgeschlossenes, all-gemein interessiertes Publikum, indem es nicht nur Einsichten in arabische Geschichte, Politik und Kultur ver-mittelt, sondern quasi in Interaktion zugleich auch Ereignisse und Vorgänge in der europäischen Kulturgeschichte reflektiert. Vorgestellt werden Per-sonen, die vom 14. bis hinein ins 20. Jh. die arabische Halbinsel bereisten, die heiligen Städten Mekka und Medina besuchten, Maskat und Oman durch-wanderten und den Norden wie Süden des Jemen erkundeten. Ungeachtet aller Subjektivität, die den Reiseberichten innewohnt, wird eingangs darauf verwiesen, daß die Reiseliteratur als Quelle für die Geschichte und Geo-graphie der Region wichtig ist, zumal sie auch viele facettenreiche Informa-tionen über soziale und Lebensaspekte und diesbezügliche Entwicklungen liefert; ein Themenbereich, der lange Zeit ob der Dominanz politischer und wirtschaftlicher Fragestellungen ver-nachlässigt wurde. COMPARATIV 14 (2004), Heft 1, S. 177-185. 178 Buchbesprechungen Unter den aufgelisteten und näher vorgestellten Personen findet man weithin bekannte Namen wie Ibn Battuta (1304-1377/78) und Marco Polo (1254-1324) sowie den berühmt-berüchtigten „Lawrence von Arabien" (1888-1935), der als britischer Geheim-dienstoffizier während des Ersten Weltkrieges sein Unwesen auf der arabischen Halbinsel trieb, und Lord Curzon (1859-1925), der als Vizekönig von Indien einiges an Anstrengungen unternahm, um die Golfregion dem britischen Herrschaftsbereich einzu-verleiben. Die Mehrzahl der auf-geführten Personen dürfte aber in ihrer Eigenschaft als Arabien-Reisende selbst Kennern kaum oder gar nicht bekannt sein. Zu nennen wäre u. a. Charles Montague Doughty (1843-1926), der im Unterschied zu den meisten Forschungsreisenden jener Zeit allein und mit wenig Geld in der Tasche zu seinen Erkundungen auf der arabischen Halbinsel aufbrach. Bemerkenswert ist ebenso, daß er nicht unter der Maske eines Muslims reiste. Er verleugnete seine christlich-abendländische Her-kunft nicht und scheute folglich auch nicht die offene Begegnung und Auseinandersetzung mit dem anderen Kulturkreis, zumal er noch die ganze „Macht und Herrlichkeit" des briti-schen Weltreiches hinter sich zu haben glaubte. Namentlich erwähnt werden mehr als 40 Deutsche, die vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten ihren Fuß auf die arabische Halbinsel setzten. Die Palette ihrer Beweggründe ist ebenso breit gefächert wie die ihrer Profession. Sie reicht von Naturforschem und Archäologen über technische Fach-kräfte bis hin zu Kolonialpolitikem und Geheimdienstlern. Selbst Baron Max von Oppenheim (1860-1946), der anglo-amerikanischen Mutmaßungen zufolge der eigentliche deutsche Geheimdienstchef im Nahen Osten während des Ersten Weltkrieges gewe-sen sein soll, ist in dieser Auflistung vertreten. Obgleich die männliche Dominanz in diesem Kontext allgegenwärtig ist, bleibt der Beitrag von Frauen mit-nichten unberücksichtigt. Neben Gertrude L . Bell (1868-1926), die zu ihren Lebzeiten fast alle Länder des Nahen und Mittleren Ostens bereiste, und Lady Isabel Burton (1831-1896), die vornehmlich auf publizistischem Gebiet wirkte, ist es u. a. noch Freya Madeline Stark (1893-1993), die 1936 „The Southern Gates of Arabia" veröffentlichte, die hier mit Ihrem Arabien-Bezug Eingang findet und näher vorgestellt wird. Alles in allem bietet der Autor mit seinem Lexikon eine bemerkenswerte kulturhistorische Darstellung, aufberei-tet als aufschluß- wie abwechslungs-reiche Lektüre, die sich positiv abhebt von der gerade in jüngster Zeit wieder üppig wuchernden politologischen Kaf-feesatzleserei, was die arabische Halb-insel und die dortigen Entwicklungen betrifft. Klaus Jaschinski Ulrich van der Heyden/Joachim Zeller (Hrsg.)* Kolonialmetropole Berlin - Eine Spurensuche, Berlin Edition, Berlin 2002,320 S. Von meinem Schreibtisch aus sehe ich die Basilika Sacré Coeur und frage mich, inwieweit sie noch für den katholischen Revanchismus nach der Kommune von 1871 steht. Für all die Touristen, die jeden Tag den Hügel hinaufpilgern, sind Montmartre und die 

Uwe Pfullmann: Durch Wüste und Steppe. Entdeckerlexikon arabische Halbinsel - Biographien und Berichte, Berlin:: trafo verlag dr. wolfgang weist 2001, 562 S.

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