Entgegen der medialen Berichterstattung zeigen die
empirischen Erfahrungen in Buenos Aires, dass die
Flucht in bewachte Wohnkomplexe keinen monokausalen Rückzug vor wachsender Gewalt darstellt. Der
ausgeprägte Suburbanisierungsdrang konnte in den
1990er Jahren mit der Stabilisierung des Kreditwesens
und nach dem Ausbau der Autobahnen von vielen
jungen Familien der Mittelschicht verwirklicht werden.
Dies stellt auch eine Konsequenz der unzureichenden
Lebensbedingungen in zentralen städtischen Vierteln
dar. Die verbreitete Umzäunung der neuen Wohnviertel ist dabei eine Strategie von Immobilienfirmen,
die private Stadtentwicklung organisieren und sich so
höhere Gewinnmargen versprechen. Wenngleich das
Marketing der Firmen die Komponente Sicherheit in
den Mittelpunkt stellt, spiegelt sich diese Verkaufsstrategie nicht in den Motivationen der Bewohner wider.
Diese drehen sich um Aspekte, die aus den Suburbanisierungsprozessen
in Westeuropa bekannt sind