Pharmakologische Interventionen zur Leistungssteigerung als gesellschaftliche Herausforderung. Endbericht zum TA-Projekt

Abstract

Seit einigen Jahren wird die Einnahme pharmakologischer Substanzen als Strategie der mentalen Leistungssteigerung in Arbeits- und Alltagsumgebungen unter dem Begriff »Enhancement« diskutiert. Der TAB-Bericht »Pharmakologische Interventionen zur Leistungssteigerung als gesellschaftliche Herausforderung« stellt den Stand der Möglichkeiten, menschliche Leistung pharmakologisch zu beeinflussen, detailliert dar und nimmt eine arznei-, lebensmittel- und gesundheitsrechtliche Einordnung der entsprechenden Substanzen vor. Gezeigt wird, dass die existierenden medizinethischen Standards und Zulassungsverfahren für Arzneimittel gegenwärtig eine erhebliche Barriere für die Entwicklung von nicht-therapeutischen Enhancementmitteln darstellen. Trotz fehlender Wirksamkeitsnachweise und erheblichem Nebenwirkungspotenzial ist dennoch von einem relevanten Substanzgebrauch in der Bevölkerung auszugehen, dessen Ursachen und Bedingungen als die eigentliche gesellschaftliche Herausforderung erscheinen. Die Analyse der bioethischen und sozialwissenschaftlichen Debatte zur Thematik sowie insbesondere die Auswertung von Erkenntnissen aus der Erforschung der Dopingpraxis im Leistungs- und Breitensport liefern Hinweise auf die mögliche Dynamik von Enhancement im Kontext einer »Leistungssteigerungsgesellschaft«. INHALT ZUSAMMENFASSUNG 5 I. EINLEITUNG 31 1. Hintergrund und zentrale Aspekte des Themas 31 2. Beauftragung, Zielsetzung und Vorgehensweise 32 3. Kooperation mit Gutachterinnen und Gutachtern 35 4. Aufbau des Berichts 36 5. Zur Verwendung des Begriffs Enhancement 38 II. MENSCHLICHE LEISTUNG UND IHRE PHARMAKOLOGISCHE BEEINFLUSSUNG 41 1. Begriffe und biologische Grundlagen 42 1.1 Menschliche Leistungen 42 1.2 Menschliche Fähigkeiten 46 1.3 Möglichkeiten und Grenzen der Quantifizierung von Leistungen und Fähigkeiten 47 1.4 Biologische Grundlagen 51 2. Ansatzpunkte und Grenzen der Verbesserung menschlicher Fähigkeiten 55 3. Pharmakologisch wirksame Substanzen 58 3.1 Psychostimulanzien 59 3.2 Substanzen gegen Dopaminmangel 73 3.3 Antidepressiva 77 3.4 Antidementiva 79 3.5 Beta-Blocker 82 3.6 Mögliche zukünftige Neuroenhancer? 84 4. Andere Substanzen: pflanzliche Inhaltsstoffe 85 4.1 Substanzen aus dem Bereich Heilpflanzen und Naturmedizin 87 4.2 B-Vitamine 89 4.3 Ungesättigte Fettsäuren 93 4.4 Tyrosin 94 5. Kognitives Training und sonstige Methoden 94 5.1 Psychologisch fundierte Trainingsmaßnahmen 94 5.2 Nichtinvasive technische Mittel 96 6. Fazit 98 III. ENHANCEMENTSUBSTANZEN ALS LEBENS- ODER ARZNEIMITTEL? RECHTLICHE ABGRENZUNG, NORMATIVER UMGANG UND VERBREITUNGSWEGE 103 1. Substanzdefinition und Abgrenzung 104 2. Normativer Umgang mit Lebensmitteln 107 2.1 Missbrauchsprinzip 107 2.2 Unterkategorien, Verkehrsfähigkeit 108 2.3 Wirksamkeitsnachweis und Informationspflichten 111 2.4 Marktakteure: Einstellungen und Verhalten 114 3. Normativer Umgang mit Arzneimitteln 118 3.1 Verbotsprinzip mit Erlaubnisvorbehalt 119 3.2 Arzneimittelforschung: Standards für die Wissensgenerierung und Zulassung 120 3.3 Verkehrsfähigkeit 131 3.4 Information und Werbung 133 3.5 Apotheker und Ärzte: Schlüsselpersonen für das Inverkehrbringen und den Gebrauch 144 3.6 Kostenträger und Gesundheitsmärkte 155 4. Die Verbraucherseite: Befunde zum Arzneimitteleinsatz zur Leistungssteigerung 168 4.1 Empirische Befunde zur pharmakologischen Leistungssteigerung 169 4.2 Umgang mit möglichen Folgekosten durch die Einnahme von (Enhancement-)Substanzen 175 5. Fazit 177 IV. DIE DEBATTE ÜBER ENHANCEMENT IN ETHIK UND SOZIALWISSENSCHAFTEN 183 1. Die ethische Debatte über Enhancement 183 1.1 Definitions- und Abgrenzungsprobleme 184 1.2 Ethische Prinzipien nach Beauchamp und Childress 188 1.3 Sorgen um die Zukunft der menschlichen Natur 193 2. Perspektiven der Sozialwissenschaften: Enhancement als Teil eines Medikalisierungsprozesses 195 2.1 Grenzverschiebungen im engeren Bereich der Medizin: Krankheit, Gesundheit, Heilung, Verbesserung 197 2.2 Die Subjektebene: Aneignungsformen zwischen sozialem Druck und eigener Gestaltung 204 2.3 Sozioökonomische Entgrenzungen: vom Gesundheitswesen zum Gesundheitsmarkt 211 3. Fazit 213 V. LEISTUNGSSTEIGERNDE MITTEL DER ZUKUNFT – EIN ERWEITERUNGSSZENARIO 217 1. Entwicklung von leistungssteigernden Pharmaka im derzeitigen Forschungs- und Innovationssystem 219 1.1 Akteure der pharmakologischen Wirkstoffforschung und -entwicklung 220 1.2 Bisherige Entwicklungs- und Verbreitungspfade 228 2. Elemente und Implikationen eines Erweiterungsszenarios 232 2.1 Bisherige rechtliche Restriktionen – notwendige Veränderungen 234 2.2 Forschung und Entwicklung vor Marktzulassung 237 2.3 Anforderungen an eine Langzeitüberwachung 243 2.4 Mögliche Konsequenzen für das Gesundheitssystem 244 2.5 Rückwirkungen auf das Innovationssystem 248 2.6 Fazit: mögliche Auslösebedingungen des Erweiterungsszenarios 249 VI. DOPING UND ENHANCEMENT: GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE ZWISCHEN SPORT UND BERUFSLEBEN 251 1. Zum Dopingdiskurs: Argumentationen und Rechtfertigungsmuster 252 2. Dopingspirale: Quantitätsgesetz und Drop-out 254 3. Pharmakologische Leistungssteigerung: abweichendes, aber angepasstes Verhalten? 256 4. Pathologische Aspekte der Hochleistung 261 5. Prävention: Strategien gegen eine weitere Medikalisierung? 264 6. Fazit 266 VII. RESÜMEE UND HANDLUNGSFELDER 269 LITERATUR 282 1. In Auftrag gegebene Gutachten 282 2. Weitere Literatur 282 ANHANG 302 1. Tabellenverzeichnis 302 2. Abbildungsverzeichnis 303 3. Abkürzungsverzeichnis 30

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