Gadoliniumhaltige Kontrastmittel: Ablagerungen im Körper und Gehirn und möglicherweise damit im Zusammenhang stehende langfristige Folgewirkungen – aktueller Stand und Ausblick aus regulatorischer Sicht
Gadoliniumhaltige Kontrastmittel werden zur Kontrastverstärkung bei Magnetresonanztomografien
für die Diagnose eines breiten Spektrums von Erkrankungen eingesetzt.
Im Allgemeinen sind sie gut verträglich und gelten grundsätzlich als sicher. In seltenen
Fällen kann es bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zu einer krankhaften
Vermehrung des Bindegewebes der Haut, der Gelenke und inneren Organe kommen,
der nephrogenen systemischen Fibrose (NSF). Durch die Einführung von Maßnahmen zur
Risikominimierung im Jahr 2010 ist die Anzahl gemeldeter und bestätigter NSF-Fälle stark
zurückgegangen. Die kontrastverstärkte MRT galt daher weiterhin als sicheres diagnostisches
Verfahren, das auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz eingesetzt werden konnte.
Im Jahr 2014 wurde erstmals beschrieben, dass es nach Gabe von gadoliniumhaltigen
Kontrastmitteln auf MRT-Aufnahmen des Gehirns zu einer Erhöhung der Signalintensität
in bestimmten Gehirnbereichen kommen kann. In diesen Bereichen konnte nachgewiesen
werden, dass dort Gadolinium abgelagert wurde. Diese Ablagerungen und Signalintensitätserhöhungen
betrafen auch Patienten mit gesunder Nierenfunktion. Eine Neubewertung
des Sicherheitsprofils und Nutzen-Risiko-Verhältnisses gadoliniumhaltiger Kontrastmittel
auf europäischer Ebene führte im Jahr 2017 dazu, dass die Zulassungen einiger
Kontrastmittel suspendiert und die Anwendungsgebiete eines Kontrastmittels stark
eingeschränkt wurden.
Seit Bekanntwerden dieser Problematik häuften sich in den letzten Jahren Meldungen
von Patienten, die nach Gabe eines gadoliniumhaltigen Kontrastmittels über klinische
Symptome wie Schmerzen, Missempfindungen, Hautveränderungen u.a. berichteten.
Von einer Autorengruppe um R.C. Semelka wurde 2016 ein eigenständiges Krankheitsbild
postuliert, die sogenannte „gadolinium deposition disease“, die sich mit einem breiten
Spektrum unterschiedlicher Symptome manifestiert und direkt auf die Anwendung gadoliniumhaltiger
Kontrastmittel zurückzuführen sein soll. Die Existenz eines solchen eigenständigen
Krankheitsbildes wird in der wissenschaftlichen Literatur allerdings kontrovers diskutiert.
Allein auf Basis der berichteten Fälle ist es momentan äußerst schwierig, eine klinisch
eindeutige Beschreibung der möglicherweise vorhandenen Folgewirkungen vorzunehmen,
die von den Symptomen der zugrunde liegenden Erkrankung klar abgegrenzt werden
können. Beim Menschen wurden bisher auch keine histologischen Veränderungen gefunden,
welche die berichtete Symptomatik erklären könnten. Neue Ergebnisse aus tierexperimentellen
Studien weisen aber darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen den
berichteten Symptomen und Gewebeveränderungen geben könnte.
Im Sinne der Patientensicherheit werden weitere regulatorische Maßnahmen zur Risikominimierung
sowie präklinische und klinische Studien angestrebt