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Finanzinnovationen am Kapitalmarkt
Der erste Teil dieser Dissertation geht der Forschungsfrage nach, ob Banken bei einem CoCo auf die bei konventionellen Wandelanleihen etablierte klassische — den Wert des CoCo minimierende — Kündigungsstrategie bedenkenlos setzen können. Zu diesem Zweck wird ein Strukturmodell zur Ermittlung der optimalen — den Wert des Eigenkapitals maximierende — Kündigungsstrategie von CoCos unter Verwendung einer komplexen Kapitalstruktur mit Eigenkapital, CoCo und zusätzlichem Fremdkapital entwickelt. Durch den zusätzlichen Fremdkapitaltitel kann gezeigt werden, dass die optimale Kündigungsstrategie stark von dem einfacher zu implementierenden klassischen Ansatz abweichen kann.
In einer umfangreichen empirischen Studie mit 79 europäischen CoCos kann im zweiten Teil dieser Dissertation festgestellt werden, dass der kritische Aktienkurs, zu dem der CoCo optimalerweise gekündigt werden sollte, im Durchschnitt um 56,49% von dem Ergebnis der klassischen Kündigungsstrategie abweicht. Diese immensen Abweichungen in der Kündigungsentscheidung übertragen sich auch auf den CoCo Wert. Unter Anwendung der optimalen Kündigungsstrategie im Vergleich zum klassischen Pendant können maximale CoCo Preisabweichung von durchschnittlich 8,73% mit Extremwerten bis zu 78,56% festgestellt werden. Die Ergebnisse bestätigen, dass lediglich bei einer Refinanzierung per Kapitalerhöhung keine Abweichungen zwischen klassischer und optimaler Kündigungsstrategie bestehen. Des Weiteren führt die Ausgabe von nachrangigem Fremdkapital zwar zu Abweichungen, diese sind im Spezialfall eines CoCos mit niedrigem Nennbetrag im Vergleich zum vorhandenen Fremdkapital und einer zusätzlich auftretenden verspäteten Kündigung des CoCos lediglich marginal. In allen anderen Fällen unterscheidet sich die optimale deutlich von der klassischen Kündigungsstrategie.
Der dritte Teil dieser Dissertation beschäftigt sich mit einer zweiten Finanzinnovation, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat: Green Bonds. So werden grüne Anleihen im Vergleich zu ihren konventionellen Pendants regelmäßig mit einer gerin-geren Rendite emittiert und gehandelt. Dieser Finanzierungsvorteil aus Sicht des Emittenten wird als Green Bond Premium (Greenium) bezeichnet. Da die Bundesrepublik Deutschland seit September 2020 in wiederkehrenden Emissionen ein grünes zu einem ansonsten iden-tisch ausgestalteten konventionellen Bundeswertpapier begibt, wird im dritten Teil dieser Dissertation dieses Zwillingskonzept genutzt, um das Greenium abzuschätzen. Dazu ist zu-nächst der beobachtbare Renditeunterschied von grünen gegenüber konventionellen Anlei-hen von einer gleichzeitig vorherrschenden Liquiditätsprämie zu separieren. Bei grünen Bun-desanleihen lässt sich so ein reines Greenium von durchschnittlich 41,2 bis 50,6 Basispunk-ten ermitteln